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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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musste ich sofort in ein Krankenhaus, aber stattdessen ging ich ins Schulgebäude und rannte in mein Klassenzimmer, um Mrs. Cornish zu erschrecken. Dort präsentierte ich mich ihr mit blutgetränktem Hemd und klaffender Kopfwunde, nur um sie zum Schreien zu bringen. Später kam ich dann tatsächlich ins Krankenhaus, fing an zu kotzen und es wurde eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Ich finde es bezeichnend, dass mein erster Gedanke schon beim Aufprall auf dem Boden war: Wie kann ich das nutzen, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen?
    Als ich ein Kind war, drehte sich viel von dem, was meine Beziehung zu meinem Vater ausmachte, um Sport. Er meldete mich für alles Mögliche wie Baseball, Football oder Fußball an, und diese Aktivitäten boten uns immer Gesprächsstoff oder wir konnten sie sogar gemeinsam ausüben. Ich war ein ganz guter Sportler, aber während eines Spiels überkamen mich dann allerlei Ängste: Oh nein. Wenn der Ball jetzt zu mir kommt, dann werde ich es bestimmt vermasseln. Doch was ich beim Sport am meisten mochte, waren die Trikots. Mit diesen Klamotten fühlte ich mich irgendwie wichtig.
    Ich fand es toll, mir am Morgen vor einem Baseballspiel das Trikot zurechtzulegen. Kam ich dann aus der Schule, war es schon für mich bereit. Ich trug meine Trikots ja sogar, wenn gar kein Spiel anstand – in der Schule, im Kino, wo auch immer. Das Foto auf meinem kanadischen Personalausweis, den ich bekam, als ich neun war, zeigt mich in voller Football-Montur mitsamt Schulterpolstern. Wer jemals Football gespielt hat, weiß, wie unförmig man sich so ausstaffiert fühlt, doch ich hatte darauf bestanden, mich für diese Aufnahme im Fotostudio zu kleiden, als marschierte ich zum Anstoß. Es passt irgendwie, dass das Bild für meine Identitätskarte aufgenommen werden sollte: Denn da saß ich also, ein Neunjähriger, der sich in seiner eigenen Haut ganz unwohl fühlte und sich ein Football-Trikot überstreifte, um eine Identität anzunehmen, mit der er leben konnte.

    Schule war für mich als Heranwachsenden nicht wirklich mein Ding. In fast all meinen Zeugnissen war irgendeine Version der gleichen Auffälligkeit zu lesen: »Steve ist nicht dumm, aber er konzentriert sich einfach nicht auf die Sache.« Gut, es lief ganz passabel, ich hatte meist Dreien und Vieren, meine Schwester allerdings war eigentlich von Geburt an eine Einser-Schülerin. Das hat mich vermutlich ein wenig eingeschüchtert. Da ich wusste, dass ich sie auf diesem Gebiet nicht übertrumpfen konnte, machte es auch keinen Sinn, es zu versuchen.
    Weil wir so häufig umzogen, verbrachten Cindy und ich in jungen Jahren viel Zeit miteinander. Oft stapften wir gemeinsam durch Wälder, und in Miami waren wir stets damit beschäftigt, im Pool in unserem Garten zu schwimmen, zu tauchen oder irgendwelchen Blödsinn anzustellen. Ich kann mich nicht erinnern, als Kind besondere sportliche oder akrobatische Fähigkeiten gehabt zu haben, aber vielleicht war ich eher dazu bereit, Sachen auszuprobieren, die andere Kinder sich nicht trauten. Ich weiß zum Beispiel noch, dass ich einen Kopfsprung vom Dreimeterbrett in den Pool unseres Country-Clubs in Miami gemacht habe, obwohl ich eine Heidenangst davor hatte. Eigentlich war die Angst für mich wie ein kleiner Rausch.
    Cindy Glover (Schwester): Steve war schon immer ein kleiner Draufgänger, neigte oft zum Größenwahn und war von dem Gedanken besessen, ein Superheld zu sein. Wäre er zwanzig Jahre später geboren worden, hätte man bei ihm sicher ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Störung diagnostiziert und entsprechend medizinisch behandelt. Doch ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich an so etwas litt. Er hatte viel Fantasie, aber ihm mangelte es an diesem » Erst denken, dann springen « -Instinkt, den man sich bei einem ziemlich sportlichen Kind wünscht.
    Während meiner gesamten Kindheit war Papa beruflich ständig auf Achse. War er aber mal da, dann konnte er – und das kann er noch immer verdammt gut – ziemlich einschüchternd wirken. Doch ich bewunderte ihn und sehnte mich nach seiner Anerkennung. Wenn er zu Hause war, saß er manchmal mit Freunden bei einem Bier zusammen. Dann lungerte ich oft bei dieser Runde herum, weil ich dazugehören wollte. So wurde ich irgendwie zu seiner Zirkusnummer. Er meinte bei diesen Gelegenheiten zum Beispiel: »He, für einen Dollar macht mein Junge einhundert Liegestütze.« Hundert
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