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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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bei uns übernachteten, bis wir ein neues Zuhause für sie gefunden hatten. Ab und zu schliefen auch Hunde von Freunden bei uns.
    Die Jahre hatten sie gezähmt, verglichen jedenfalls mit ihren Halbstarkenzeit - sie explodierten nicht vor Aufregung bei der Ankunft jeder neuen Schnuppernase, und in jedem Fall schalteten sie nicht auf Alarmstufe, wie Sarah und Dottie es getan hatten, als Gracie zu uns gekommen war. Was sich aber nicht verändert hatte, war ihre immense Neugier. Als ich Claire das erste Mal in ihrer Gegenwart absetzte, taten sie alles - sie beschnupperten jeden Zentimeter ihres Körpers, drückten ihre großen Schnauzen in ihren kleinen Bauch, unterzogen sie dem Geschmackstest und erkundeten ihre sonstigen Welpenqualitäten. Wir hatten Glück: Sie bestand den Test. Aber die Musterung war noch nicht beendet.
    Jedes Mal, wenn Claire aufstand, um ihre neue Umgebung zu inspizieren, folgten die Mädchen ihr mit den Augen. Wenn sie sich zu weit entfernte, standen sie auf und folgten ihr, um zu sehen, was sie vorhatte. Wenn Claire irgendetwas zu nahe kam, was die Mädchen als ihr »Eigentum« betrachteten, dann knurrten oder kniffen sie sogar leicht. Ich wollte mich nicht einmischen -ich wollte, dass Claire diese Regeln begriff. Und da sie gerade mal drei Monate alt war und eigentlich allen gefallen wollte, gab sie fast immer ohne Protestgekläff nach. Um die Maximen nicht zu unterwandern, respektierte ich ihre Rangfolge - ich fütterte Sarah zuerst, dann Dottie, dann Gracie und zuletzt Claire -, so dass niemand sich bedroht oder falsch behandelt fühlte.
    Aber Claire hatte ihren eigenen Radar, und auf ihrem Schirm tauchte von der ersten Nacht an vor allem Gracie auf. Ich weiß nicht, ob sie instinktiv irgendwie verstand, dass sie beide Albinos, blauäugig und taub waren. Sie spürte vielleicht einfach, dass Gracie trotz ihrer Größe die treuherzigste von den dreien war. Wie auch immer, Gracie war ihr Vorbild, so wie Dottie Gracies gewesen war. Und wie Gracie es früher gemacht hatte, so tat Claire jetzt alles, um Gracies Schatten zu werden -sie folgte ihr überallhin, versuchte alles zu tun, was Gracie tat, wann und wie sie es tat. Die einzige Abweichung bestand darin, dass Gracie manchmal ein Nickerchen machte, und nach ein paar Minuten ernster Imitierversuche begann Claire rastlos zu werden. Dann stand sie auf und erforschte ihre Umgebung. Manchmal fragte ich mich, ob Claire glaubte, dass Gracie ihre Mama sei. Und dann kam mir eines Tages der Gedanke, dass Gracie vielleicht dasselbe dachte.
    Das Erste, was mir auffiel, war, dass Gracie Claires hartnäckige Anhänglichkeit nichts auszumachen schien. Vielleicht war es die Familienähnlichkeit, vielleicht war es auch, weil Claire so klein war (schwer vorzustellen, wo sie heute mit ihren 110 Pfund vor mir steht). Höchstwahrscheinlich erinnerte sie sich noch daran, wie es war, die Neue im Rudel zu sein, und wollte sichergehen, dass Claire es leichter hatte. Sie ließ sich jedenfalls Sachen gefallen, die Sarah und Dottie nicht zwei Sekunden geduldet hätten.
    Manchmal war’s Attacke! Dann kam Claire ganz langsam näher und hüpfte plötzlich hoch, den Rumpf in der Luft, die Vorderbeine gestreckt. So versuchte sie, Gracie zum Spielen zu animieren. Zuerst sah Gracie den Grünschnabel an ihrer langen Nase entlang an: Du beliebst zu scherzen. Aber nach ein oder zwei Tagen spielte sie mit. Sie ging auf alle Stellungen des Hundekampfsports ein, als sei diese Puppenversion ihrer selbst tatsächlich ein vollwertiger Gegner.
    Manchmal spielten sie auch Kriegsbeute. Claire trottete hoch erhobenen Hauptes mit ihrer wuscheligen Stoffschlange im Maul auf Gracie zu, die sie herausfordernd auf Gracies Pfoten fallen ließ: Ich wette, du hast zu viel Angst vor mir, um Kriegsbeute zu spielen. Gracies Blick bohrte sich erst auf Claire, dann auf die Schlange, dann wieder auf Claire: Kannst du nicht jemand von deiner eigenen Größe zum Spielen finden? Aber Claire war hartnäckig und zerrte die wuschelige Schlange immer wieder zu Gracie, selbst wenn sie sich abwandte, und irgendwann gab Gracie nach, ohne auch nur eine Sekunde zu erkennen zu geben, dass sie die Schlange und Claire mit einer Drehung ihres majestätischen Kopfes quer durch den Raum schleudern konnte.
     

     
    Ihr Lieblingsspiel hätte mich alarmiert, wenn Claire es nicht mit Gracie gespielt hätte: Löwenbändiger. Claire sprang in die Luft und schlug dabei ein paar Mal leicht gegen Gracies Maul, als versuche sie,
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