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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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ihrem kalten Bad. Claires Kopf war durchnässt, Wasser tropfte von ihrem Fell in die Wanne, während sie sich eine Dose schnappen wollte. Wenn sie eine Dose gekriegt hatte, hob sie sie aus der Wanne und ließ sie fallen. Das Aufschlagen auf die Holzterrasse verursachte ein widerhallendes RUMS.
    Dann nahm sie das Bier hoch, biss sich durch das alberne Aluminium und leckte den herausspritzenden Schaum ab. Ich sah mir den Garten an - er war mit deutlich mehr als ein Dutzend Büchsen übersät, jede Einzelne von ihnen hatte die charakteristischen vampirähnlichen Einstichstellen, aus denen ihr Inhalt hervorquoll. Und Claire? Claire war, um es mal schonend auszudrücken, absolut zu. Blau wie eine Haubitze.
    Sie schwankte los, als ich hinter sie trat und ihr einen Klaps auf die Hüfte versetzte. Sie erschrak, fegte wie ein Blitz von der Terrasse und versteckte sich hinter dem Grill, während ich ihre malträtierte Beute entfernte und mich wieder in meinen Unterschlupf begab: Ich hatte meinen eigenen Kater zu pflegen. Aber Claire blieb sich nicht selbst überlassen.
    Gracie war mir nach draußen gefolgt, zu Claire hinübergegangen und hatte ihren wackeligen kleinen Körper sanft in Richtung Haus gelenkt. Sie führte Claire zu ihrem eigenen Bett und wickelte ihren gewaltigen Körper vorsichtig um Claires kleinen. So bewachte sie Claire in den nächsten Stunden und verzichtete auf ihren Nachmittag im Freien. Schließlich wachte Claire auf, da eskortierte Gracie sie zu ihrem Wassernapf und nach draußen. Als sie wieder reinkamen, war Claire immer noch ein bisschen grün um die Nase, und Gracie rollte sich wieder mit ihr im Bett zusammen.
    Als Claire zu uns stieß, hatte ich mir Sorgen gemacht, dass Gracie die Aufmerksamkeit, die ich dem neuen Welpen in der Meute zukommen ließ, vielleicht übel nehmen würde. Jetzt, wo Gracies abgöttische mütterliche Liebe zu Claire deutlich wurde, fragte ich mich, ob ich das nicht vielleicht gegen mich verbuchen sollte.
    Die Wahrheit war, dass Gracie genauso glücklich zu sein schien, wenn ich mich mit Claire beschäftigte, wie wenn sie es selber tat. Sie schien etwas zu wissen, was ich gerade erst zu lernen begann: dass Liebe keine im Voraus festgelegte Größe ist - je mehr du gibst, desto mehr hast du zu geben.
     

     
     

Gute Nacht, Gracie
     
    N achdem Claire wieder ausgenüchtert war, wurden Gracie und sie unzertrennlich. Es war nicht nur, dass sie Gracie überallhin wie ein Schatten folgte. Wo immer Gracie hinging, vergewisserte sie sich mit einem Blick über die Schulter, dass Claire in ihrer Nähe war. Die Beziehung zwischen meinen beiden Doggen war wie ein Geschenk, wenn auch ein bittersüßes: Gracies Gesundheit begann zu schwinden.
    Ich bemerkte, dass es sie mehr Anstrengung kostete, aufzustehen und sich niederzulassen. Ich konnte tatsächlich ihre Gelenke knacken hören, wenn sie aufstand. Zuerst war es nur ganz leicht zu hören, als wickele jemand ein hartes Bonbon aus, aber wenn ich ihr dabei ins Gesicht sah, dann konnte ich sehen, dass sie es spürte. Im Laufe des letzten Jahres war das Knacken zunehmend lauter geworden.
    Mir hatte es immer Spaß gemacht, Gracie zuzusehen, wie sie sich niederließ, egal was sie vorhatte: ob sie einen Käfer untersuchen wollte oder einen Grashalm, ob sie meditieren oder sich einen Film mit mir ansehen wollte, oder ob sie sich für die Nacht zum Schlafen legte. Mit ihren langen, ja fast menschlichen Gliedmaßen kam sie mir manchmal wie ein Mensch vor, der einen Hundeanzug trägt. Zur Schlafenszeit war sie jedoch Hund pur: Wenn sie in ihr Bett ging, drehte sie zwei oder drei enge Kreise, wobei sie die Kissen niedertrampelte (wahrscheinlich um alle Huckel zu glätten, die sich im Laufe des Tages dreist genug gebildet hatten); dann, wenn sie exakt die richtige Stelle gefunden hatte, wackelte sie mit dem Hinterteil, ließ sich runter und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen.
    Diese Prozedur blieb bis auf das Hinlegen selbst unverändert. Aber als ihre Gelenke schwächer wurden, hatte sie Probleme, die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Eigentlich hatte es im letzten Monat gar kein Absenken mehr gegeben, nur noch ein Kollabieren. Sie stürzte einfach mit einem Wumm auf die Kissen. Jedes Mal, wenn das passierte, schien es sie zu erschrecken, als habe sie das Mal davor vergessen, und das Mal vor jenem; und anstatt einfach in den Schlaf zu fallen, wie sie es vorher getan hatte, riss sie ihre blauen Augen plötzlich ganz weit auf, vielleicht in
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