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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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ihr Fressen aus dem Rachen zu klauen. Nach ein paar Minuten öffnete Gracie dann immer ihren gewaltigen Schlund, als wolle sie Claires ganzen Kopf verschlucken, und tat auch so, als beiße sie zu, wenn auch noch so sanft. Wenn ich meinte, Claire müsse zu Tode erschrocken sein, hüpfte sie ein paar Mal um Gracie herum und tanzte einen wahren Freudentanz, bevor sie wieder kam, um »es« noch mal zu machen.
    Da Gracie nie versucht hatte, über Laute Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, verschwendete sie auch jetzt nicht ihre Zeit, indem sie Claire anbellte, wie Sarah und Dottie es taten. Wenn sie wollte, dass Claire mit irgendetwas aufhörte (sich in der Kaminasche zu wälzen zum Beispiel), schlenderte sie zum Tatort, packte Claire im Genick und schleppte sie weg. Manchmal kam ein Kniff in den Bauch dazu, der sich ungefähr mit Vergiss das bitte nicht wieder! übersetzen ließ. Aber ab und an bekundete sie wirklich Missfallen, und in diesen Momenten knurrte sie geräuschlos.
    Claire machte damit schon in der ersten Nacht Bekanntschaft, als sie ihr Glück im Schlafzimmer auf die Probe stellte. Wir hatten ihr ein kleines Bett in Puppengröße besorgt, aber sie wollte bei Gracie schlafen. Als sie es das erste Mal versuchte, schubste Gracie sie mit der flachen Schnauze wieder raus. Beim zweiten Mal kniff Gracie sie und schubste sie noch mal raus. Das nächste Mal war Stufe drei angesagt: Gracie zog ihre Lippen zurück und kräuselte die Nase lautlos - so knurren sich taube Hunde überall auf der Welt an. Claire verstand das lautlose Knurren instinktiv und wich zurück, aber nicht weit - sie schob sich mit dem Hinterteil voran etwas zurück und sah Gracies strengen Ausdruck mit traurigen Welpenaugen an. Nach etwa einer Minute Blickkontakt gab Gracie auf. Sie wandte den Kopf ab. Als Claire ganz schüchtern wieder in Gracies Bett kam und sich gegen Gracies Bauch kuschelte, bewegte Gracie sich nicht. Ich glaube, sie tat so, als bemerke sie den kleinen Wurm gar nicht. Aber später, als Claire ihren runden Körper in einen festen Miniball gerollt hatte und sich im Schlaf gegen Gracie drückte, wandte sich Gracie ihr wieder zu und lag vollkommen ruhig, wobei sie sie liebevoll ansah.
    Und dann besiegelte ein Ereignis die Mutter-Tochter-Bande zwischen den beiden.
     

     

EINE BETRUNKENE TÖLE
     
    Die Mär von Claires Kampf gegen den Alkohol begann unschuldig genug. Zu Ehren Claires feierten wir mit Freunden und Familienmitgliedern Halloween. Es gab ein paar Kleinigkeiten zu essen und riesig viel zu trinken, darunter auch etwas für die menschlichen Gäste. Die meisten hatten Claire vorher noch nie gesehen, und sie überhäuften sie mit den Küssen und Streicheleinheiten, die ihr zustanden. Die Party war ein voller Erfolg.
    Am nächsten Morgen stand ich - trotz eines Katers in Stärke 10 auf der Richterskala - tapfer auf, um Claire und ihre Tanten, Sarah und Dottie, in den Garten zu lassen. (Gracie hatte beschlossen, mir Gesellschaft zu leisten, für den Fall, dass ich Hilfe benötigte.)
    Ich war gerade wieder in das abgetaucht, was die Penner aus der Bowery Schlaf nennen, da hörte ich ein dumpfes Rumsen. Dann noch einmal: rums.
    In den Tiefen meiner alkoholverderbten Seele regte sich nicht das kleinste Quäntchen Neugier, woher dieses Geräusch rühren mochte. Mir war alles egal - da hätte ein Kobold einen nuklearen Sprengkopf mit einem Poloschläger bearbeiten können -, solange ich nur nicht aufstehen musste. Ich hatte mich gerade in eine wunde Bewusstlosigkeit fallen lassen, als ein noch lauteres RUMS mich wieder zu mir brachte. Langsam dämmerte mir, wenn ich mich nicht auf lauter 45-Sekunden-Schläfchen einlassen wollte, musste ich erst die Ursache der Geräusche eruieren und sie vernichten.
    Also folgte ich dem Gerumse zur Hintertür und sah durchs Fenster. Dort kauerten Sarah und Dottie in einer Ecke und beobachteten allem Anschein nach Claire (ich konnte sie aus meinem Winkel nicht sehen), wie sie etwas Böses tat, und zwar etwas richtig Böses, mit dem Potential, sie alle zusammen reinzureißen. Ich hörte noch ein RUMS und öffnete die Tür.
    Claire stand vor mir auf der Veranda. Sie hatte mir ihr Hinterteil zugewandt, so dass sie nicht bemerkte, dass ich sie beobachtete. Einer der vielen Orte, an denen wir Bier für die Party gelagert hatten, war eine gigantisch große Wanne, die mit Eis bestückt auf der hinteren Terrasse gestanden hatte. Als es am Morgen allmählich wärmer wurde, trieben die restlichen Bierdosen in
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