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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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Irgendetwas verbarg sich da am Rand des Bürgersteigs. Blumen. Sie stürzte sich darauf, beschnupperte sie, umarmte sie fast mit ihrer Nase und war nicht weiterzubewegen. Ich blies meinem Lunchpaket ein Abschiedsküsschen hinterher.
     

     
    Blumen? Hier? Jetzt? Was für eine Pflanze besitzt die Kühnheit, in einem Kansas-City-Winter zu blühen? Es handelte sich um ein winziges Büschel blauer Wildblumen, vielleicht fünf Zentimeter groß, das entgegen jeder Vernunft durch die Schneedecke stieß. Dabei wollte ich doch nur mit meinem Hund ausgehen, ohne gleich gefeuert zu werden! Aber Gracie musste stehen bleiben, um die Blumen...
    Ich stand unter dem kalten klaren Himmel und staunte, während Gracie mit ihrem feinen Geruchssinn (der sich zu meinem verhielt wie das Hubble-Teleskop zu einem Vergrößerungsglas) diese unendlich zierlichen Pflänzchen erkundete, die ich als blühendes Unkraut bezeichnen würde. Mein ganzes Leben - das machte sie mir klar - bestand aus Wünschen und Wollen, aus Befürchtungen und Begierden. Ich wollte raus aus der Armut und reich werden, raus aus der Firma anderer Leute in meine eigene, raus aus der Bedeutungslosigkeit meiner Existenz und... Ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken.
    Und Gracie zeigte mir was, Gracie zwang mich, anzuhalten und die Blumen wahrzunehmen. Die Schön
    heit zu sehen, zu riechen und zu spüren, die so leicht zu haben war, und sogar ganz umsonst. Vor zwei Tagen war ich noch der traurigste Hänger auf beiden Seiten des Mississippi gewesen. Jetzt war ich ein Junge mit seinem Hund an einem wunderschönen sonnigen Tag, auf der Erde lag Schnee und der Himmel war wolkenlos. Die Welt konnte ein paar Minuten warten. Wir mussten an den Blümchen riechen.
     

     

Schwestern unter sich
     
    B ei dem Aufruhr, den Gracies Ankunft bei uns verursacht hatte, war es mir nie in den Sinn gekommen, dass Sarah und Dottie Gefühle für Gracie hegen könnten, und schon gar keine negativen! Schließlich waren Dottie und Sarah nur ungelenke Teenager, während Gracie ein anbetungswürdiger Babywelpe war; das Fell der beiden war dunkel beziehungsweise gepunktet, Gracies hingegen war (fast überall) weiß wie Schnee; die beiden hatten typische braune Hundeaugen, aber Gracies waren blauer als - okay, vielleicht war ich ein ganz klein wenig parteiisch. Auch wenn man Mark nicht vorwerfen konnte, dass ihm irgendwas oder irgendwer wichtiger war als Sarah und Dottie, so war es nur natürlich, dass er auf das neuste Mitglied unseres Haushaltes neugierig war. Sarah und Dottie hatten jedoch entschiedene Gefühle, was Gracies Eindringen in ihr Leben anging, Gefühle, die sie nicht gerade feinfühlig zum Ausdruck brachten. Vielleicht wussten sie aber auch, dass sie mit Feinfühligkeit bei unserem jüngsten Familienmitglied nicht gerade weit kamen. Bis zu dem Nachmittag, an dem wir uns kennen gelernt hatten, hatte Gracie keinen Freund auf der Welt gehabt, und jetzt dachte sie, sie habe ein ganzes Haus voller Freunde. Sie war schon mit Mark und mir zufrieden gewesen, aber sie freute sich offensichtlich ganz ungemein, dass noch zwei andere Geschöpfe in der Familie so aussahen wie sie! Nicht, dass irgendwer angenommen hätte, die Hunde seien Drillinge oder sie stammten aus derselben Rasse, doch wenn Sie sich plötzlich mit zwei anderen Menschen auf einem Planeten voller käferäugiger Monster wieder finden würden, wäre es Ihnen doch egal, wenn Ihre Mitmenschen eine andere Haarfarbe, einen anderen Geschmack oder andere politische Ansichten hätten. Als Gracie in die Küche kam und es ihr ganz langsam dämmerte, dass Sarah und Dottie wirklich alle wesentlichen Eigenschaften mit ihr teilten (vier Beine, Pfoten, Rute, Schnauze, hängende Ohren, Fell) rannte sie hin, um sie mit dem Hundeäquivalent von Na Mädchen, was läuft denn so? zu begrüßen.
    Wenn Hunde ihren eigenen Freimaurer-Handschlag haben, so kannte Gracie ihn nicht. Sarah und Dottie reagierten einstimmig mit der Hundeversion von Zurück, Pennerin, wenn dir dein Leben lieb ist! Es ging nicht nur darum, dass sie lauter bellten, als wir sie je bellen gehört hatten, sie taten auch Dinge, die Hunde sonst nur in Büchern oder Filmen tun, sie bleckten die Zähne und ließen die Kiefer zuschnappen. Stellen Sie sich zwei ausgehungerte Krokodile vor, die hinter Gracie her waren!
    Mark sprang mehr oder weniger über den Küchentisch, um sie am Halsband zu erwischen. Ich nahm Gracie hoch und kehrte Sarah und Dottie den Rücken zu. Dann
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