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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten
Autoren: Sandy Blair
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Tavish war ein besonderes Geheimnis gewesen, das sie sehr gehütet hatte. Sie hatte nie ihre Großeltern kennengelernt, und Tavish hatte diese Leerstelle auf seine Weise ausgefüllt. Aber sie wusste auch, wie lächerlich es für eine Einunddreißigjährige war, sich nach so einer Verbindung zu sehnen – und noch viel lächerlicher, über deren plötzlichen Verlust zu weinen. Sie machte sich von Tracy los, rang sich ein Lächeln ab und pochte auf die Fichtenholzkiste neben sich. »Er hat mir seine ganze Wohnungseinrichtung vermacht.«
    »Du machst Witze.«
    »Nein.« Claire warf noch einmal einen Blick auf alle Kisten und stellte fest, dass die letzte, die die Männer hereingetragen hatten, wie ein Sarg aussah. Sie drehte sich um und ging nach vorn in den Laden.
    »Moment – willst du sie denn nicht aufmachen?« Die hohen Absätze von Tracys Stiefeln klackerten über die verzogenen Eichendielen des Ladens. »Ich helf dir auch.«
    »Danke. Aber ich bin noch nicht so weit, dass ich sie öffnen mag. Lass uns erst was essen gehen.«
    »Na schön.« Tracy war sichtlich verwirrt und runzelte die Stirn, als sie sich den Mantel anzog, während Claire die Lichter ausmachte. »Hast du immer noch Lust aufs Union Oyster House?«
    Claire schüttelte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt etwas essen konnte, aber sie wusste, dass sie es versuchen sollte, denn sonst würde sie über kurz oder lang heftige Kopfschmerzen bekommen. »Lass uns einfach in den Cocky Rooster gehen.« Diese Kneipe war um die Ecke und wesentlich billiger.
    Sie schlug die Kapuze ihrer Daunenjacke hoch, zog Handschuhe an, schaltete die Alarmanlage ein und verschloss die Ladentür des Velvet Pumpkin. Als sie den Schlüssel in den neu installierten Riegel steckte, verfluchte sie im Geiste die jugendlichen Rowdys. Ihretwegen hatte sie sich dazu gezwungen gesehen, die hübsche ursprüngliche, aber nutzlose Sicherung auszutauschen.
    Tracy stakste auf ihren Zehnzentimeter-Absätzen die breiten Granitstufen hinunter, auf denen der Schnee beinah ebenso hoch lag. Dabei meinte sie: »Wäre das nicht toll, wenn er dir eine Matratze vererbt hätte, in die ein paar Millionen reingestopft sind?«
    Claire, die genauso vorsichtig ging, aber vernünftige Stiefel mit Kreppsohlen anhatte, schnaufte verächtlich. »Haha. Träum weiter.«
    So viel Tavish auch für sie übriggehabt haben mochte, so war er doch ein wenig eigenbrötlerisch gewesen und fast genau so arm wie sie. Sie konnte von Glück sagen, wenn sie in dem langen, schmalen Kasten nicht auch noch eine Leiche fand.
    Es gab nur eine einzige Sache, die Wesley Brindle noch mehr verabscheute als den Umgang mit seiner Ex-Frau, nämlich Lügen – selbst wenn sie lediglich darin bestanden, etwas auszulassen. Aus diesem Grund übernahm er nur zivilrechtliche Angelegenheiten. Seine Fälle waren nicht so prickelnd wie die Strafrechtssachen seiner Kollegen, aber seiner Meinung nach bewegte er sich in den höheren Sphären. Er verschickte bergeweise Schriftstücke, machte gewichtige Zeugenaufstellungen und reichte ein Aufschubgesuch nach dem anderen ein, um den Gegner zu zermürben. Damit stand er meilenweit über den Kollegen, die sich vor zwölf Geschworene hinstellten – guten und aufrechten Leuten – und die Wahrheit so zurechtbogen, dass sie Justitia dabei manchmal fast den Arm ausrenkten. Und das alles nur, damit irgendein heruntergekommener Gauner zu einem fairen Prozess kam.
    Und trotzdem hatte Brindle gerade eine Mandantin – besser gesagt eine potenzielle Mandantin – belogen, indem er etwas unerwähnt gelassen hatte. Und alles bloß, weil er Miss MacGregor laut Tavish MacLeans Testament im Falle seines Todes zweitausend Dollar auszahlen und den Rest der hinterlassenen Barschaft – zwölftausend Dollar – auf ein Sperrkonto legen sollte, für den Fall, dass die Dame in Zukunft möglicherweise Anwaltskosten haben würde.
    Er hätte nie gedacht, dass Tavish sterben würde, bevor er noch erklären konnte, wozu die Dame je einen Anwalt nötig haben sollte. Brindle knirschte mit den Zähnen. Die Calzone vom Mittag lag ihm schwer im Magen.
    Nun, daran war jetzt auch nichts zu ändern.
    Zum Glück hatte er vorsichtshalber einen Privatdetektiv damit beauftragt, Miss MacGregors Umfeld zu durchleuchten, nachdem sein Freund sie zu seiner Alleinerbin ernannt hatte. Abgesehen von ihrem Vater, der eine Haftstrafe wegen Diebstahls absaß, einigen fragwürdigen Freunden sowie einer saftigen Hypothek, die abzuzahlen
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