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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten
Autoren: Sandy Blair
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ihr Schwierigkeiten bereitete, schien Miss MacGregors Lebensführung einwandfrei zu sein. Nichts, worüber er sich hätte Sorgen machen müssen.
    Er trommelte mit den Fingern auf seinen Rosenholzschreibtisch. Sein Blick schweifte von dem einundzwanzig Stockwerke unter ihm liegenden Charles River zu dem Glaskasten auf seinem Bücherschrank. Darin stand Tavishs Abschiedsgeschenk, ein herrliches Modell von Admiral Nelsons Victory im Querschnitt.
    Genau, er hatte keinerlei Grund zur Sorge – und Schweine konnten fliegen.
    * * *
    Claire hatte ihre Lieblingsfeierabendsachen angezogen – ein übergroßes T-Shirt, Frotteebademantel und Teddybärpantoffeln. Sie nahm einen ordentlichen Schluck Merlot und betrachtete das, was von ihrem Freund Tavish MacLean übrig geblieben war.
    Nur fünf Frachtkisten … nachdem er eine Polioepidemie und einen Weltkrieg überlebt hatte, nach einer liebevollen aber kinderlosen Ehe und einigen – zu wenigen – goldenen Jahren. Was zum Kuckuck stimmte nicht an diesem Bild?
    Es hätte mehr sein sollen.
    Kinder oder Enkelkinder hätten seine Schätze erben sollen, nicht sie.
    Schniefend stellte sie das Weinglas ab und griff sich einen Hammer mit Nagelzieher. Sie hatte es lange genug vor sich hergeschoben.
    Sie hatte die erste Kiste erst halb aufbekommen, als sie hinter sich einen dumpfen Schlag hörte und die Tür mit lautem Krachen aufflog. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fuhr mit erhobenem Hammer herum, bereit zuzuschlagen. »Oh! Mrs Grouse!« Claire ließ den Hammer sinken und pfiff durch die Zähne. »Herrgott noch mal, Sie hätten mich fast zu Tode erschreckt.«
    Ihre Untermieterin war im Morgenmantel. Sie ließ ihr Nudelholz sinken und klopfte sich auf die Brust. »Und Sie mich! Ich habe so ein entsetzlich kreischendes Geräusch gehört und dachte, diese jungen Ganoven wären eingebrochen.«
    »Und deshalb sind Sie alleine hier heruntergekommen?« Die Frau war doch verrückt.
    Mrs Grouse zuckte ihre molligen Schultern, während sie die Kisten betrachtete. »Warum arbeiten Sie so spät noch?«
    »Tavish … ist letzten Montag gestorben. Das sind seine Sachen.«
    »Oh …« Mrs Grouse kam unbeholfen auf sie zu, mit hüpfenden rosa Lockenwicklern und raschelndem Satinmorgenmantel. Sie schloss Claire in ihre nach Kölnisch Wasser duftenden Arme und murmelte: »So ein netter Mann. Und so jung.«
    Claire nickte, wobei sie sich sagte, dass Alter wohl Ansichtssache sein musste. Mrs Grouse war fünfundachtzig.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, meine Liebe?«
    »Sehr lieb von Ihnen, dass Sie das anbieten, aber danke nein. Ich muss das wirklich selber machen. Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe.«
    Mrs Grouse machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich habe nicht geschlafen. In meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf. Wozu gibt es im Fernsehen das Nachtprogramm.« Sie machte ein missbilligendes Geräusch, als sie das von Claire angerichtete Durcheinander sah, tätschelte ihr dann aber freundlich den Arm. »Machen Sie nicht mehr so lange. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Bestimmt – aber Claire würde noch wochenlang über Kisten und Verpackungsmaterial stolpern, wenn sie das Zeug nicht bis acht Uhr früh zum Container schaffte … morgen war in ihrem Viertel die monatliche Sperrmüllabfuhr.
    Mrs Grouse winkte ihr noch ein letztes Mal und machte sich dann auf den Weg zur Treppe. Dank ihrer Arthritis würde der Aufstieg zurück nach oben für sie zweifellos kein Vergnügen werden. Weshalb die gute Frau in ihrer Wohnung im ersten Stock blieb statt in ein Altersheim mit Fahrstuhl zu ziehen, blieb ihr Geheimnis. Aber Claire beschwerte sich nicht. Ihre Gesellschaft und bescheidene Miete – gar nicht zu reden von Mrs Grouse’ Weltklassekuchen – wogen die Umstände auf, die es ihr machte, hin und wieder für die alte Dame in den Lebensmittelladen oder zur Apotheke zu fahren.
    Als sie Mrs Grouse’ Tür endlich zufallen hörte, wandte Claire ihre Aufmerksamkeit wieder den Kisten zu.
    Drei Stunden später ließ sie sich auf einen Bücherstapel fallen – vor allem Bücher über Schiffe und Modellbau –, schenkte sich den letzten Rest Wein ein und starrte auf die Dinge, die im Leben eines Mannes unentbehrlich sind.
    Eine Anzahl karierter Sportjacketts, Schuhe mit abgestoßenen Spitzen, Hosen mit glänzenden Böden und zerknitterten Kniepartien, ein paar Hüte, Socken und Unterwäsche. Dazu kamen noch ein Toaster mit ausgefranstem Kabel, eine Uhr, angeschlagene Küchenutensilien und
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