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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten
Autoren: Sandy Blair
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mir einen letzten Gefallen. Lass mich dich auf die alte Weise segnen, ehe du gehst.«
    Cameron runzelte die Stirn und warf ihr einen Blick zu, in dem deutlich zu lesen war, dass er das alles für Unfug hielt. So sah er sie immer an, wenn sie etwa darauf bestand, das letzte bisschen Getreide auf dem Feld für die Puka stehen zu lassen – aber schließlich nickte er. »Wenn du es wünschst.«
    Sie griff in die tiefe Tasche ihres Gewandes und zog den Talisman hervor, den sie vor Jahren für den Fall angefertigt hatte, dass sie ihn je brauchen sollte. »Beug dich herab.«
    Er musterte die große, ausgehöhlte Eichel an der ledernen Schnur, und sein Lächeln kehrte zurück. »Eine Hexe weiß sich immer zu helfen, hm?«
    Mhairie knuffte ihn am Arm und sah sich ängstlich um. »Du weißt genau, dass man darüber keine Scherze macht.«
    Durch Eheschließung war sie von Rechts wegen die Schwester ihres letzten Lehnsherrn gewesen, und man hatte ihr Wohn-recht auf Rubha Castle gewährt, als sie vor Jahrzehnten erstmals hierhergekommen war. Hätte es in der Nähe einen Wald gegeben, den sie gelegentlich hätte aufsuchen und in dem sie in aller Abgeschiedenheit nach ihrem Glauben hätte beten können, so wäre sie innerhalb der eindrucksvollen Mauern von Rubha sehr gerne mit ihrer jungen Schwester und deren neuem Ehemann zusammengezogen. Aber so war es nicht gekommen. Die neue Heimstatt ihrer Schwester stand auf einer stürmischen Landzunge, auf der meilenweit kein einziger Busch und schon gar keine Eichen zu finden waren.
    Nun, da sie Camerons Zustimmung zur Segnung erlangt hatte, tätschelte sie seine Wange. »Du bist ein guter Junge. Es ist mir einerlei, was diese dummen Mädchen über dich reden.«
    Cameron zog eine Augenbraue in die Höhe, während er sich wieder auf der Bank vor ihrer bescheidenen Kate niederließ und nach seiner Klinge griff. »Was wäre das denn?«
    »Nun, dass du wohl stark und prächtig sein magst, aber viel zu eingenommen von dir selbst.«
    Er lachte, während er mit dem Wetzstein die Klinge aus hochpoliertem Stahl schärfte. Auf seinen Wangen zeigten sich tiefe Grübchen. »Geh jetzt. Du hast nicht viel Zeit. Wir ziehen bei Tagesanbruch los.«
    Mhairie riss ihren Blick von der todbringenden Waffe los, die er so zärtlich behandelte. »Ja«, murmelte sie.
    Ihre Gedanken waren bei der Lüge, die sie seinem Vater erzählen würde, bei dem Schlaftrunk und den Bruchstücken von Zaubersprüchen, die sie noch zu Ende reimen musste. Sie humpelte so schnell, wie es ihre steifen Hüften und ihr geschwächtes Herz zuließen, den Pfad hinunter und an Rubha Castle vorbei. Bei der kleinen Steinkirche, die sie und alle Angehörigen des Clans täglich besuchten, bog sie nach Süden ab und schlug den Weg ein, der zu dem steinübersäten Strand der Bucht führte.
    Bei einer einsamen, halb in die Klippen hineingebauten Kate klopfte sie an die Tür.
    Dreimal atmete sie ein und aus, ehe die Tür in ihren ledernen Angeln aufschwang und der Lange Thomas seinen zottigen Kopf heraussteckte. Der hochgewachsene Feuerhüter ihres Clans blinzelte in dem gleißenden Licht, das von der aufgewühlten See zurückgeworfen wurde, und brummte: »Was wollt – ach, Ihr seid es.« Er grinste und stieß die Tür ganz auf. »Bringt Ihr mir Korinthen, Herrin?«
    »Nein, Thomas.« Sie streckte ihm einen Lederbeutel hin, der früher einmal derb und von goldbrauner Farbe gewesen sein mochte, jetzt aber fleckig und so abgeschabt war, dass es keinen Verlust für sie bedeutete, wenn er ihn nicht zurückgeben sollte – was er meistens vergaß. »Walnüsse habe ich dir mitgebracht.«
    »Oh«, er langte nach dem Beutel und riss ihn ihr aus der Hand. »Nächstes Mal bringt mir Korinthen. Ich bin ganz schlecht zu Fuß …«
    »Ein andermal.« Sie schlüpfte an seiner massigen Gestalt vorbei ins Innere der Kate, die aus einer einzigen Stube bestand. Ihre Augen gewöhnten sich an das Dämmerlicht, aber der beißende Geruch von Schimmel, Schweiß und kalter Asche reizte ihre Nase empfindlich. Als Thomas die Hand nach der Tür ausstreckte, um sie zu schließen, murmelte sie: »Lass sie offen – bitte.« Er warf ihr einen abschätzigen Blick über die Schulter zu, ließ die Tür aber geöffnet. »Hast du die Salbe so auf deine Wunde aufgetragen, wie ich dir gesagt habe?«
    Thomas biss sich auf die Unterlippe, und sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Setz dich hin und schieb deinen Ärmel hoch.« Er gehorchte ihr. Als sie den schmutzigen,
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