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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit
Autoren: Trevanian
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ich etwas tun müßte. Ich hatte versagt, als ich ihr beweisen wollte, daß ich nicht wie die andern Männer war. Und nun mußte ich etwas tun, um zu beweisen, daß ich sie gern hatte. Da mußte ich an die Tochter denken.«
    »Und da hast du das Mädchen bei den heiligen Katherinen untergebracht. Woher hattest du das Geld?«
    »Das war die Zeit, als ich anfing, das Geschäft an David zu verkaufen. Nach und nach, zuerst für das Schulgeld, für Kleidung, Ferien, dann für einen Sommer in Europa und später für einen Kredit, damit sie ihre Sprachenschule aufmachen konnte.«
    »Und die ganze Zeit hast du niemals mit dem Mädchen gesprochen? Hat sie nie erfahren, was du für sie tust?«
    »Das wäre nicht richtig gewesen. Ich wollte etwas tun. Als Zeichen meiner Liebe. Hätte ich mir den Dank des Mädchens erworben, vielleicht sogar ihre Zuneigung, dann wäre es nicht mehr ein reiner Liebesbeweis gewesen. Es wäre die Begleichung einer Rechnung gewesen. Es war so etwas wie ein Spiel – man steht im Hintergrund, sorgt für sie, ist stolz auf ihre Leistungen. Und es ist ja auch eine wunderbare Frau aus ihr geworden. Nicht wahr, Claude?«
    LaPointe Stimme ist etwas vernebelt. Er räuspert sich. »Ja.«
    »Wenn du es recht bedenkst, ist es ja eine Ironie, daß du sie kennst und ich nicht. Aber ich weiß doch, was für eine wunderbare Frau aus ihr geworden ist. Denk nur mal, was sie für andere tut! Eine Schule, wo Menschen kommunizieren lernen. Was wäre wohl wichtiger? Und sie hat so viel Liebe in sich. Ein bißchen zu viel Liebe, fürchte ich. Die Männer nutzen sie aus. Oh, ich weiß, sie hat viele Liebhaber gehabt. Ich weiß. Ich hab' ein Auge auf sie gehabt. Zu meiner Zeit oder zu deiner hätte das ein schlechtes Licht auf ein junges Mädchen geworfen. Aber heute ist das anders. Junge Leute sind unbefangener in der Liebe. Und doch … und doch … gibt es Männer, die nehmen sich den Körper eines Mädchens, ohne sie zu lieben. Diese Leute sündigen. Sie schänden.
    Ich bin abends oftmals zum Carré St. Louis gegangen und habe aufgepaßt. Ich habe mir die Männer gemerkt. Wenn ich konnte, informierte ich mich über sie, die öfter zu ihr gingen. Auch das war ein Spiel – Informationen über Männer einziehen. Es ist erstaunlich, wieviel man herauskriegt, wenn man sich bloß mal ein bißchen umhört, hier und da eine Frage stellt. Besonders, wenn man so aussieht wie ich – sanft und bescheiden. Die meisten waren in Ordnung. Vielleicht nicht gut genug für sie. Aber so denken Väter eben.
    Einige aber … einige aber versündigten sich an ihr. Nahmen sich ihre Liebe. Nutzten ihre Güte aus, ihre Sehnsucht nach Liebe. Der erste war dieser Universitätsprofessor. Ein Lehrer! Ein Lehrer, der sich an einer unschuldigen Studentin vergeht, die frisch aus der Klosterschule kommt! Stell dir vor! Und verheiratet auch noch! Kannst du dir vorstellen, Claude, daß ich ihn länger als ein Jahr immer wieder in ihre Schule habe gehen sehen, bevor ich darauf kam, daß er sich ihre Liebe nimmt … ihren Körper! Unerfahren, wie ich bin, dachte ich, er interessierte sich für ihre Schule!
    Dann war da dieser Amerikaner. Er hatte eine Frau in den Vereinigten Staaten. Vom ersten Tage an hat er sie belogen. Wußtest du, daß er ihr einen falschen Namen genannt hat?«
    »Ja. Ich hab' davon gehört.«
    »Und schließlich war dann dieser Antonio Verdini. Als ich herausgefunden hatte, was für einen Ruf der auf der Main hatte …«
    »Das war ein übler Bursche.«
    »Ein Tier! Schlimmer noch! Tiere tun nicht so, als ob. Tiere schänden nicht. Und genau das tun Männer, wenn sie den Körper einer Frau nehmen, ohne etwas zu empfinden und ohne sie zu lieben. Schänden. Diese drei Männer haben sie geschändet!«
    Im Zimmer ist es nun ganz dunkel. Eine geisterhafte Dämmerung sucht die leere Fläche heim, wo die Kinder Tot-Hinfallen spielen, und das einsame Mädchen schaut nüchtern zu.
    Auf der Anschlagtafel lächelt herausfordernd die Frau in dem kurzen Schottenröckchen. Sie ist bereit, einem alles zu geben, was sie hat, wenn man nur E XPRESS ›A‹ rauchen wollte.
    Während Moische regungslos dasitzt und seinen Zorn besänftigt, toben Erinnerungsfetzen und Bruchstücke LaPointe durch den Kopf. Er denkt daran, wie ungeheuer geschickt Moische beim Zuschneiden mit dem Messer hantierte. Wie David einmal sagte, was für einen guten Chirurgen er abgegeben hätte, und wie Pater Martin den schwachen Witz darüber machte, wenn Blinddärme aus
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