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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit
Autoren: Trevanian
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Sie können mein Tagebuch übrigens gern lesen, wenn Sie wollen. Ich nehme an, Sie brauchen die Namen der Männer, die ich gebumst habe. Falls einer von ihnen der Mörder war. Vielleicht aus Eifersucht oder so in der Art. Schließlich stand meine Tür fast jedem offen, der anklopfte. Ich betrachte meinen Körper als so etwas wie eine öffentliche Bedürfnisanstalt.«
    LaPointe hat keine Lust, erneut Zielscheibe ihres Selbstmitleids zu sein, und fährt mit dem Verhör fort. »Wann haben Sie und Verdini zum letzten Mal miteinander geschlafen?«
    »Heute vor einer Woche. Er ist erst gegen Mitternacht gegangen. War 'ne ziemlich ausgedehnte Nummer. Er wollte mir zeigen, wie oft er kann, und da war durchaus was –«
    »Schon gut«, fällt ihr LaPointe ins Wort. Das interessiert ihn nicht. »Das kann stimmen. Er wurde in jener Nacht umgebracht, kurz nachdem er hier weggegangen war.«
    »Hallo … vielleicht bringt Sie das weiter. Vielleicht hat er nur angegeben, aber er sagte, er müsse früher weg, weil er noch irgend so eine Tänzerin bumsen müßte … nein. Nein, die Kleine von einer Tänzerin. So war's.«
    »Ich weiß. Er ist nie dort angekommen.«
    »Zu schade um die Kleine. War 'n guter Nagler.«
    LaPointe betrachtet sie ungerührt. »Warum bleiben wir nicht bei unserem Frage-und-Antwort-Spiel, Mlle. Montjean?«
    »Meine herzhafte Einstellung zum Sex macht wohl keinen Eindruck auf Sie, Lieutenant?«
    »Sie beeindruckt mich schon. Aber sie überzeugt mich nicht.«
    »He! Donnerwetter! Die Weisheit der Straße. Darf ich mir das aufschreiben?«
    »Wenn Sie den Hintern voll haben wollen?«
    »Wenn Sie das aufregt, Daddy!« schnappt sie zurück. Im Abtausch von Emotionen ist sie eine erfahrene Nahkämpferin.
    Er läßt seine geduldigen, müden Augen einen Augenblick lang auf ihr ruhen, bevor er weiterspricht. »Na schön. Also jetzt zu dem Professor von der McGill. Erzählen Sie mir was von ihm.«
    Sie kichert in sich hinein. »Sie reißen sich ganz schön am Riemen, LaPointe. Sie sind natürlich im Vorteil, weil Sie nüchtern sind. Aber Sie haben noch einen anderen Vorteil. Gleichgültigkeit ist eine mächtige Waffe.«
    »Also, was war nun mit dem McGill-Professor?«
    »Mike Pearson? Er leitete das Sprachen-Lernzentrum. Dort kam ich auf die Idee, meine Schule zu gründen. Die hochgradigen Effektiv-Methoden, die wir hier anwenden, hat Pearson entwickelt. Ich habe unter ihm meinen M.A. gemacht – wörtlich.«
    »Will heißen, daß Sie und er –«
    »Wann immer wir die Gelegenheit hatten. Schon als ich noch seine Studentin war. Das erste Mal trieben wir's auf seinem Schreibtisch. Sein semen tropfte auf Arbeiten, die er gerade zensierte. Daher der Name ›Seminar‹. Er war meine erste Eroberung. Stellen Sie sich vor, Lieutenant, ich war bis vierundzwanzig Jungfrau! Das heißt, im technischen Sinne. Vorher war ich, was Sie vielleicht manuell selbstgenügsam nennen. Mein Analytiker hat mir mal ein Buch gegeben über den Zusammenhang hinausgeschobener Jungfräulichkeit mit traumatischen Sex-Erlebnissen in der Kindheit. Er sagte immer, für solche Fälle sei es typisch, daß der erste Mann ein Lehrer ist – eine Vaterfigur, eine Autorität. So wie ein Schutzmann, denke ich mir. Dieser Arsch von Analytiker spielt jedesmal, wenn wir gebumst haben, Doktor. Das ist seine Art, eine ethische Dusche zu nehmen. Stellen Sie sich das vor: Mit vierundzwanzig noch Jungfrau! Ich habe seitdem allerdings aufgeholt.«
    »Läßt sich Ihrem Tagebuch entnehmen, wann Sie und dieser Pearson zum letztenmal zusammengewesen sind?«
    »Das kann ich Ihnen selber sagen. Der Mord an Mike stand ja in den Zeitungen. Er wurde umgebracht keine zwanzig Minuten, nachdem er hier weggegangen war.«
    »Warum haben Sie das nicht der Polizei gemeldet?«
    »Warum sollte ich? Mike war verheiratet. Warum sollte seine Frau erfahren, wo er seine letzte Nacht verbracht hatte? Ich dachte nicht im Traum daran, daß seine Ermordung irgendwas mit mir zu tun haben könnte. Ich dachte, er sei überfallen worden oder so.«
    »Und darum haben Sie die Polizei nicht informiert? Aus Rücksicht auf die Ehefrau?«
    »Sehr richtig, und dann auch aus Rücksicht auf die Schule. Das wäre eine miese Reklame gewesen. Sagen Sie mal – Moment mal – warum stand denn nichts in den Zeitungen über Tonys Tod?«
    »Es stand.«
    »Habe nichts gesehen.«
    »Sein Name stand nicht drin. Wir kannten ihn zu dieser Zeit noch nicht. Aber ich frage mich, ob Sie uns wohl gerufen hätten,
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