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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit
Autoren: Trevanian
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sprechen würde. Für die frankokanadischen Arbeiter und Unternehmer wäre das ein Fressen gewesen!«
    »Und Sie lernten ihn kennen.«
    »Und ich lernte ihn kennen. Ja. Zwei Blicke, ein Aneinanderstreifen der Hände, ein Vergleich der Lieblingskomponisten, ein Gleichklang im Bett. Liebe.«
    »Weiter.«
    »Weiter? Wohin? Quo vadis, pater? Soll ich Ihnen mal was verraten? Das Latein, das ich ab und an so von mir gebe, ist nur so eine Anwandlung. Das ist alles, was ich von der Höheren Töchterschule der heiligen Katharina behalten habe: ein bißchen Latein, an das ich mich nicht mehr erinnere, und die vorsorgliche Einschärfung, daß ein anständiges Mädchen seine Knie zusammenhalten muß, ein Rat, den ich schon lange nicht mehr beachte. Meine Knie haben eine völlige Entfremdung durchgemacht. Immer ist ein Mann dazwischengekommen. Na, ist das etwa kein saftiges Wortspiel?«
    »Sie und dieser Davidson haben sich also ineinander verliebt. Weiter.«
    »Ach ja, richtig! Zurück zum Verhör. Recht haben Sie, Lieutenant. Also zur Sache. Cliff und ich hatten einen himmlischen Monat miteinander in der fröhlichen Weltstadt Montreal. Wenn ich mich recht erinnere, sprach man vom Heiraten. Dann, eines Tages – puff! –, verschwand er wie der legendäre Vogel, der immmer kleinere Kreise zieht, bis er in seinem eigenen After verschwindet … puff!«
    »Können Sie mir sagen, wann Sie ihn zum letztenmal sahen?«
    »Dafür brauchen wir das treue Tagebuch.« Sie steigt unsicher von ihrem Barhocker runter und geht rüber zu ihrem Schreibtisch, nicht unsicher, vielmehr viel zu sicher. »Voilà. Meine Schurkengalerie.« Sie schwenkt das Tagebuch, damit LaPointe es sieht.
    »Aha. Ich sehe, Sie haben an Ihrem Armagnac genippt, Lieutenant. Es fällt Ihnen wohl schwer, im Brennpunkt zu stehen, was, Sie schlauer Hund?« Mit großen Gesten blättert sie das Buch durch. »Nein, der nicht. Der auch nicht … obwohl er nicht schlecht war. Mein Gott, war das eine Nacht, da schwappte vielleicht das Wasserbett über! Komm raus aus diesem Buch, Cliff Davidson. Ich weiß, du bist da drin! Ah! Da ist er ja. Die letzte Nacht. Hm-m-m. Das war eine Nacht des Pläneschmiedens. Und der Liebe. Und außerdem … die Nacht des achtzehnten September.«
    LaPointe schaut in sein Notizbuch und schlägt es zu.
    »War das die Nacht, wo er erstochen wurde?« fragt sie.
    »Ja.«
    »Denken Sie mal an! Drei Männer schlafen mit mir und werden danach umgebracht. Und da gibt es Jungs, die haben Angst vorm Tripper! Ich nehme an, er war verheiratet? Dieser MacHenry-Davidson?«
    »Ja.«
    »Ein Frauchen gut verstaut in Albany oder sonstwo. Wie so hold, wie so traut. Sie sollten das diesen Amerikanern übergeben. Das sind phantastische Geschäftsleute.«
    »Oh?«
    »O ja! Phantastisch! Ich habe ihm seine Stunden natürlich nie berechnet – seine Sprachstunden.«
    LaPointe sagt eine Zeitlang kein Wort, dann fragt er sie:
    »Darf ich das Tagebuch mitnehmen?«
    »Nehmen Sie das gottverdammte Ding!« schreit sie und schleudert es durch das Zimmer. Es geht in der Luft auf und fällt auf halbem Wege auf den Teppich. Die große Geste bleibt wirkungslos. Er läßt es auf dem Teppich liegen. Er wird es mitnehmen, wenn er geht.
    Als sie sich etwas beruhigt hat, sagt sie stumpf: »Das war dumm von mir.«
    »Stimmt.«
    »Tut mir leid. Kommen Sie, nehmen Sie einen Schlummertrunk mit mir. Zum Beweise väterlicher Nachsicht.«
    »Schon gut.«
    Sie sitzen nebeneinander an der Bar, nippen schweigend an ihren Gläsern und gucken die Rückwand der Bar an. Sie seufzt und fragt: »Sagen Sie mir ehrlich: Haben Sie ein bißchen Mitleid mit mir?«
    »Ja.«
    »Jaaa. Ich auch. Und mit Tony auch. Und mit Mike auch. Sogar mit der armen, alten Yo-Yo.«
    »Nennen Sie sie immer so?«
    »Haben nicht alle sie so genannt?«
    »Ich nie.«
    »Sie nicht«, sagt sie bitter.
    »Nennen Sie sie nie Mutter?«
    Sie legt ihm die Hand auf die Schulter und die Wange an ihre Knöchel und läßt sich von ihm stützen. »Niemals laut. Nie, wenn ich nüchtern bin. Wissen Sie was, Lieutenant? Ich hasse Sie. Ich hasse Sie echt … weil Sie nicht da waren.«
    Sie spürt, wie er nickt.
    »Sind Sie denn ganz sicher …« Sie gähnt aus voller Brust. »Sind Sie sich ganz sicher, daß Sie mich nicht bumsen wollen?«
    Er kriegt Fältchen um die Augen: »Ja, ganz sicher.«
    »Das ist gut. Ich bin nämlich furchtbar müde.« Sie nimmt ihre Wange von seiner Schulter und steht auf. »Ich glaube, ich gehe ins Bett. Das
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