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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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Schritte in der Dunkelheit.
    Sie folgten ihm. Larry stellte seinen Mantelkragen hoch und unterdrückte den Impuls, sich umzublicken. Der feine Nieselregen ließ ihn frösteln. Es störte ihn nicht. Nichts machte ihm etwas aus, weder die Schritte hinter ihm noch der Regen, noch irgend etwas anderes. Das Leben war zum Kotzen. Er sehnte sich nach seinem Bett, das war alles.
    Es war idiotisch von ihm gewesein, mit den. Boys so lange zu pokern. Es War schon mies losgegangen. Er hatte eben kein Glück. Wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann auf sein verdammtes Pech. Mit dreihundert Bucks war er losgezogen. Jetzt besaß er davon noch fünf.
    Strenggenommen gehörten nicht einmal die ihm. Seine Pokerpartner hatten ihm das Geld für die Heimfahrt gelassen. Wie großzügig von ihnen! dachte er spöttisch. Aber nicht einmal der Spott hatte in diesem Moment die richtige Würze. Larry war zu müde dazu. Er wollte schlafen und vergessen. Morgen sah die Welt vielleicht wieder anders aus. Trotzdem mußte er daran denken, daß er Benny noch einen Hunderter schuldete.
    Eine reizende Bilanz, wirklich. Ein verpfuschter Abend, eine leere Brieftasche und Schulden, von denen er nicht wußte, wie er sie abtragen sollte.
    Die Schritte kamen näher. Larry war sicher, daß es ein Mann war, obwohl die Schritte leicht, leise und elastisch anmuteten. In diesen Nächten traute sich keine Frau ohne Begleitung auf die Straße, schon gar nicht in dieser Gegend. Der Killer mit der Stahlkralle war wieder einmal unterwegs, und er tötete nur Frauen — vor allem junge.
    Der Asphalt reflektierte die Lichtschlangen vereinzelter Neonreklamen. Im Osten dämmerte ein waschküchengrauer Tag herauf. Larry verlangte es plötzlich nach einem Kaffee, aber er wußte, daß er keinen trinken würde. Kaffee brachte seine Pumpe auf Touren, er konnte dann nicht einschlafen.
    Larry begann zu pfeifen, leise und verstimmt. Er sah schon von weitem die schmalbrüstige Mietskaserne, in der er wohnte. Wohnte! »Hauste« war die treffendere Bezeichnung. Von allen schäbigen möblierten Zimmern, die er schon gehabt hatte, war dies zweifellos das miserabelste. Aber wenn man nicht bereit war, mehr als dreißig Bucks für eine Bleibe auszugeben, konnte man nicht mehr fordern.
    Plötzlich sah er das Girl.
    Es kam ihm geradewegs entgegen. Es bewegte sich genau unterhalb der Straßenlampenkette. Larry blieb stehen, nur wenige Sekunden lang, dann ging er weiter. Ihm fiel auf, daß die Schritte hinter ihm jäh erstarben, als hätte es sie nie gegeben.
    Larry kümmerte sich nicht darum. Im Augenblick zählte für ihn nur das Girl. Es schien, als wäre er mit ihm allein auf der Welt.
    Das Mädchen kam näher. Larry merkte, daß er munter wurde. Seine Bitterkeit, seine Lethargie und seine Resignation verschwanden mit einem Schlag. Das Mädchen war schön. Es war jung, und es sah so aus, als sei es reich.
    Der Abendmantel aus Brokatsatin stand vorn offen, Larry begriff nicht, warum sie ihr volles blondes Haar schutzlos dem Regen preisgab. Es leuchtete, als sei es 'immun gegen Nässe und Kälte.
    Das Mädchen ging aufrecht, nicht schnell und nicht langsam, mit einer jugendlichen Beschwingtheit, die in eine sternenklare Sommernacht gepaßt hätte, die sich aber in dieser regenfeuchten Atmosphäre geradezu absurd ausnahm.
    Jetzt war das Girl nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Unter einer Straßenlaterne wirkte das makellose Gesichtsoval wie eine Offenbarung. Larry erinnerte sich nicht, jemals etwas Schöneres gesehen zu haben.
    Larry sah noch ein paar andere Dinge. Er notierte sie gleichsam am Rande. Da war das breite, mit Brillanten und Saphiren besetzte Armband, das herausfordernd klimperte und gleißendes Licht versprühte, da war die winzige Abendhandtasche mit der Petit-Point-Stickerei, und da war schließlich das Platinkollier mit der übergroßen tropfenförmigen Perle.
    Talmi? Larry verstand nicht viel von Schmuck, aber sein Instinkt sagte ihm, daß das, was er sah, echt und ein Vermögen wert war.
    Sein Herz klopfte plötzlich hoch oben im Hals. Er brauchte nur seine Hände auszustrecken und zuzufassen. Ein leiser Schrei vielleicht, eine kurze Gegenwehr, dann war alles vorüber. In wenigen Sekunden konnte er die traurige Bilanz dieser Nacht zu seinen Gunsten ausgleichen.
    Er verscheuchte den Gedanken. Nein, das war nichts für ihn. Er war kein Heiliger, aber er war auch kein Ganove.
    Das Girl sprach ihn an. »Haben Sie Feuer?«
    Ihre Augen waren dicht unter den seinen.
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