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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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gemeinsamen Wohnung.
     
    Katja riss die Tür auf und im
nächsten Moment fand er sich in ihren Armen wieder. Trotz ihrer zierlichen Gestalt
und der Größe von einem Meter sechzig vermittelte sie ihm Halt. Sie drückte ihn
fest an sich, und jetzt konnte er sich nicht mehr zusammenreißen. Die erste
Träne kullerte über seine Wange.
    „Scheiße“, schniefte er. „Ich
wollte nicht heulen.“
    „Lass es raus, Hase. Tränen
reinigen die Seele.“
    Jan genoss noch ein paar
Augenblicke ihre wärmende Umarmung, bevor er sich von ihr löste.
    „Na los, komm erstmal rein.“
    Sie zog ihn mit ins Wohnzimmer.
Auf dem Tisch vor dem Sofa standen zwei Gläser, eine Champagnerflasche im
Eiskühler, eine Schachtel Pralinen und eine Packung Kleenex. Katja war wie
immer auf alles vorbereitet.
    „Ich hab auch noch eine
Literpackung Schokoladeneiscreme.“
    Jan nahm sie noch einmal in den
Arm und drückte sie an sich. „Du bist die Beste.“
    „Ich weiß, aber du musstest dich
ja für Männer entscheiden.“
    Auch wenn er sich im Inneren
nicht so fühlte, musste er doch schmunzeln. Katja hatte das Talent, gute Laune
zu versprühen, egal, wie dreckig es einem ging. Er zog die Jacke aus, brachte
sie zur Garderobe und ließ sich dann seufzend aufs Sofa fallen.
    „Ich kann nicht glauben, dass es
wirklich vorbei sein soll. Ja, wir haben uns auseinander gelebt, aber das
hätten wir jetzt, nach dem Examen, bestimmt wieder hinbekommen. Stattdessen
entscheidet er einfach, dass es aus ist, und stellt mich vor vollendete
Tatsachen.“
    „Hat er einen anderen?“, wollte
Katja wissen.
    Auf die Idee war Jan gar nicht
gekommen. Über diese Möglichkeit nachzudenken, tat noch mehr weh. Ungefragt
schoben sich Bilder von seinem Freund – nein, Ex-Freund – gemeinsam mit einem
gesichtslosen Mann in sein Bewusstsein. Hatte Florian ihn betrogen? Spielte das
eine Rolle?
    „Ich weiß es nicht, aber selbst
wenn es nicht so ist, würde das auch nichts ändern. Du kennst Florian. Er hat
sich entschieden. Egal, was ich sage, er lässt sich nicht umstimmen.“
    „Ich fand es schon immer scheiße,
dass du dich so hast rumschubsen lassen. Du bist zu sanft für so einen
dominanten Kerl.“
    Wieder musste Jan schmunzeln.
„Florian ist nicht so dominant, wie du vielleicht denkst.“ Er grinste. In ihrer
Beziehung hatte es einen Bereich gegeben, da war Jan der dominante, besser
gesagt: der aktive Part.
    Katja hob abwehrend eine Hand.
„Das will ich gar nicht wissen“, lachte sie. „Du weißt genau, was ich meine. Er
ist ein ausgemachter Macho.“
    „Und das fand ich ausgesprochen
sexy.“ Jan seufzte. „Weißt du, was echt beschissen ist? Die letzten Wochen,
nein Monate, haben wir wie in einer WG gelebt. Manchmal war es mir sogar
lästig, dass er da war. Und jetzt fühlt es sich an, als hätte ich einen Teil
von mir verloren.“
    Katja setzte sich neben ihn und
legte einen Arm um seine Schultern. „Das geht vorüber.“
    „Ich weiß. Es fühlt sich trotzdem
scheiße an. Ich begreife nicht, dass er nicht früher mit mir geredet hat. Es
ist so paradox. Als ich heimkam und ihn sah, waren Zweifel in mir. Ich selbst
habe unsere Beziehung infrage gestellt. Sie bestand im Grunde nur noch aus
Gewohnheit. Doch im Gegensatz zu Florian wäre ich bereit gewesen, zu kämpfen.“
    „Und was wirst du jetzt tun?“
    Jan zuckte mit den Schultern.
„Morgen ist das Vorstellungsgespräch in der Klinik. Ich bin zuversichtlich, die
Stelle zu bekommen, und werde mir in der Nähe eine Wohnung suchen. Florian
will, dass ich so schnell wie möglich ausziehe.“
    „Er kann dich doch nicht einfach
auf die Straße setzen“, begehrte Katja auf.
    „Das tut er nicht. Um ehrlich zu
sein, will ich auch lieber heute als morgen weg. Als ich vorhin meine
Zahnbürste aus dem Bad geholt habe, wären mir beim Geruch seines Aftershaves
fast die Tränen gekommen. Die Blöße will ich mir nicht auch noch geben.“
    „Du kannst mein Gästezimmer
haben. Es steht sowieso die meiste Zeit leer.“
    Jan überlegte kurz. „Das wäre
super. Florian fliegt morgen nach London. Viele Möbel habe ich sowieso nicht.
Gehört ja fast alles ihm. Wenn ich bei dir bleiben könnte, bis ich eine Wohnung
nach meinem Geschmack gefunden habe ... Dann muss ich nicht das Erstbeste
nehmen.“
    Katja drückte ihn wieder fest an
sich. „Du weißt, dass du so lange bleiben kannst, wie du willst.“
    „Ich sag’s ja – du bist die
Beste.“
    Katja goss ihnen Champagner ein
und legte die Pralinenschachtel
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