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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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vor sich hin und
suchte ihn im Saal. Er stand mit Katja zusammen, sie tuschelten und hatten
beide ein verschmitztes Grinsen im Gesicht.
    „Ich liebe ihn über alles, Mum.
Er ist unglaublich. Ich war noch nie so glücklich. Mann, wenn ich bedenke, dass
wir jetzt fast zwei Jahre zusammen sind.“
    Seine Mutter griff nach seinen
Händen und drückte sie fest. Wieso schimmerten in ihren Augen Tränen?
    Jan kam nicht dazu, sie danach zu
fragen. Jedes weitere Wort blieb ihm im Hals stecken, als er die sanfte,
tragende Melodie hörte. Er schluckte krampfhaft und versuchte, den quälenden
Kloß in der Kehle wegzubekommen. Es ging nicht. Sein Herz zitterte. Ohne es zu
merken, stand er auf und trat an den Rand der Tanzfläche.
    Tom saß am Klavier und spielte
das Stück aus der Jazz-Bar. Jan fühlte sich wie entrückt. Die Menschen um ihn
herum verschwammen. Er sah bloß Tom, hörte der klagenden Musik zu und das
Herzrasen nahm mehr und mehr zu. Vermutlich hätte er sich gefragt, was das
alles zu bedeuten hatte, wäre er des Denkens noch mächtig gewesen.
    Die Melodie endete und sandte
einen Nachhall in Jans Herz. Tom stand auf, kam auf ihn zu, blieb in der Mitte
der Tanzfläche stehen und streckte eine Hand nach ihm aus.
    „Ich habe auf dich gewartet“,
hörte er eine Stimme in seinem Inneren, begriff nicht, dass Tom es wahrhaftig
gesagt hatte.
    Plötzlich öffnete sich ein
merkwürdiges Gebilde über Tom. Jan hatte sich schon den ganzen Abend gefragt,
warum das Ding da oben an der Decke hing.
    Zarte rosa Flocken fielen auf Tom
herab.
    Kirschblüten!
    Unsinn! Das ist wieder Konfetti.
    Doch es sah so echt aus,
so ... Wie in seinem Traum stand Tom mit ausgestreckter Hand da und
wartete auf ihn, umgeben von rosa Kirschblüten.
    Ohne sein Zutun setzten sich Jans
Beine in Bewegung. Je näher er Tom kam, sah er, dass es tatsächlich kleine rosa
Blumen aus Seide waren. Er konnte kaum mehr einen Schritt vor den anderen
setzen, so sehr zitterte er.
    Tom ergriff seine Hände und legte
sie sich an die Brust.
    „Du hast meinem Leben einen Sinn gegeben,
es bereichert, mir eine Familie und Freunde geschenkt. Durch dich habe ich
meinen Weg und zu mir selbst gefunden. Jeden einzelnen Tag in den vergangenen,
nunmehr fast zwei Jahren, hast du zu einem glücklichen gemacht. Ich will nie
mehr ohne dich sein.
    Heirate mich!“
    Natürlich rannen Jan Tränen über
die Wangen. Sein gehauchtes „Ja“ klang dünn, krächzend und weinerlich. Er
hasste es, so nah am Wasser gebaut zu sein. Für einen Moment schloss er die
Augen und küsste ihre ineinander verschlungen Hände.
    „Ja, ich will dich heiraten“,
sagte er dann mit etwas festerer Stimme.
    Über ihnen war ein feines
Rascheln. Ein paar der Seidenblumen schwebten sanft um Tom herum, bevor sie auf
den Boden fielen.
    Er stand in einem Hauch von
Kirschblüten.
     
    ENDE
     
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