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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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zurücklag,
führten sie eine wahrhaft harmonische Beziehung. Natürlich stritten sie noch
miteinander, aber selten. Sie redeten viel über ihre Gefühle und Gedanken,
meist eng umschlungen auf dem Sofa, während im Hintergrund Jazzmusik spielte.
Manchmal auch im Bett, nach einer leidenschaftlichen Vereinigung oder auf der
Terrasse – Jans Lieblingsplatz.
    Eines Tages war er, nach einer
dreitägigen Weiterbildung in Berlin, heimgekommen und hatte seinen Augen nicht
getraut. Tom hatte durch eine Gärtnerei einen kleinen japanischen Garten
anlegen lassen. In Form geschnittene Koniferen, Fächerahorn und Bambus zierten
jetzt ihre Terrasse. Ein verschlungener Kiesweg führte zu einer Bank, neben der
ein Wasserspiel aufgebaut war. ‚Eines Tages bekommst du auch deinen Kirschbaum’,
hatte Tom gesagt. Jan schmunzelte in sich hinein. Er liebte sein Leben, und er
liebte diesen Mann.
    Tom trat aus der Dusche, verhielt
in der Bewegung und sah ihn überrascht an. Dann wandelte sich seine Mimik zu
einem sanften Lächeln. „Ich dich auch“, sagte er voller Zärtlichkeit.
    Jan musste lachen. Tom schien
immer seine Gedanken zu lesen, vor allem, sobald er diese drei Worte dachte.
    „Beeilst du dich jetzt mal? Ich
will nicht schon wieder zu spät kommen.“
    „Wann waren wir jemals zu spät? Gut,
eine halbe Stunde zu früh, ist auch unpünktlich.“
    Tom grinste selbstgefällig und
Jan streckte ihm lachend die Zunge raus.
    „Außerdem schafft mein neues
Spielzeug die Strecke in fünfundvierzig Minuten“, hörte er Tom rufen. Jan war
bereits ins Schlafzimmer gegangen, um sich anzuziehen. Tom war wirklich ein
Kindskopf. Vor zwei Monaten hatte er sich wieder einen Porsche gekauft, einen
kleinen schnittigen Flitzer in Schwarz. Seitdem fuhren sie ständig durch die
Gegend. Meist landeten sie in Haffkrug.
    Und da mussten sie auch heute
hin. Liana wurde ein Jahr alt. Jan liebte die Kleine wie irre. Sie war ein
wahrer Sonnenschein. Na gut, die Schattenseiten bekamen sie nicht mit. Katja
hatte es noch nicht gewagt, ihnen die Kleine über Nacht anzuvertrauen, sehr zu Toms
Leidwesen, der genauso in sie vernarrt war wie er.
    Jan hörte Toms Schritte und sah
auf. Ihm stockte der Atem. Tom war bereits angezogen. Er trug einen schwarzen
Anzug und ein weißes Hemd. Schon lange hatte er nicht mehr so förmlich
ausgesehen. Meist bevorzugte er Jeans und Shirt. Lediglich zu geschäftlichen
Anlässen ...
    Jan schlug das Herz höher, als er
erkannte, was Tom trug. Er griff in den Kleiderschrank und suchte nach einem
bestimmten Shirt. Eine schwarze Jeans trug er bereits.
    „Soll ich vielleicht das
anziehen?“, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht und hielt das schwarze
Langarmshirt in der Hand.
    Tom schluckte krampfhaft, sein
Adamsapfel hüpfte. Er kam auf Jan zu, legte die Hände an seine Wangen und
hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ja!“, war alles, was Tom sagte.
    „Verrätst du mir, was du
vorhast?“
    „Ich hab nichts vor. Ich dachte
mir, wir könnten uns an diesen Abend mal wieder erinnern.“
    Jan glaubte ihm kein Wort. Tom
Richter tat nichts ohne Hintergedanken. Und wie hätte Jan diese Nacht je
vergessen können, in der er den Mann seiner Träume getroffen hatte?
     
    „Was wollen wir im Hotel meiner
Eltern?“, wollte Jan wissen, als Tom auf dem Parkplatz anhielt.
    „Wusstest du das nicht? Lianas
Geburtstag wird im kleinen Saal gefeiert.“
    Nun war sich Jan ganz sicher,
dass irgendetwas im Busch war. Der kleine Saal war zwar wirklich klein, aber
für den Geburtstag einer Einjährigen dennoch übertrieben. Tom würde nichts
verraten, soviel stand fest. Also musste er sich gedulden und überraschen
lassen.
    Im Laufe der Feier vergaß Jan,
darüber nachzudenken, was Tom vorhaben könnte. Die Stimmung war ausgelassen,
sie tanzten sogar und zwischendurch spielte Tom immer wieder ein paar Stücke
auf dem Klavier. Jan mochte es, Tom spielen zu hören. ‚Über die Tasten
verleihst du deiner Seele Flügel’, hatte er einmal gesagt. Auch im Penthouse
stand ein Steinway . Stundenlang konnte Jan ihm zuhören.
    Seine Mutter setzte sich neben
ihn und lächelte. „Na, mein Junge, wie geht es dir?“
    „Es könnte nicht besser sein. Die
Arbeit mit Pauli macht unglaublich viel Spaß.“ Nach langem Hin und Her hatte
Jan tatsächlich in der Klinik gekündigt, nicht ohne ein schlechtes Gewissen zu
haben. Seit einem halben Jahr war er Partner in Paulis Chirurgie.
    „Das freut mich. Und sonst, wie
läuft es mit Tom?“
    Jan lächelte
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