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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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dröhnte unangenehm.
„Das wundert mich nicht. Steh auf. Der Kaffee wird dir gut tun.“
    Jan spürte, dass Tom das
Schlafzimmer verließ. Er schlug die Decke zurück, legte sich auf den Rücken und
holte ein paarmal tief Luft. Scheiße! Nie wieder Wodka mit RedBull!
    Gestern Abend hatte Tom ihn von
der Klinik abgeholt und in eine Bar geschleppt. Alle waren da gewesen: Daniel,
Sandra und sogar Steffen. Sie hatten den ersten großen Auftrag der ZaJoRi-Agentur
gefeiert. In zwei Wochen würden sie nach Südafrika fliegen und vor Ort die
komplette Präsentation einer neuen Safari-Lodge erarbeiten, inklusive Katalog.
Jan hatte Steffen seit einer Ewigkeit nicht mehr so ausgelassen und glücklich
erlebt. Vermutlich lag das auch ein bisschen an Sandra.
    Nachdem Volker Richter sie
rausgeschmissen hatte, bot Tom ihr einen Job bei der ZaJoRi an. Wie hätte sie
ablehnen können, wo sie ihn doch vergötterte? Sein Outing, noch immer im
inneren Kreis, aber immerhin, hatte ihr bittere Tränen beschert. Dann war
Steffen aufgetaucht. Seit dem wich sie nicht von dessen Seite und langsam
schien er ihrem aufrichtigen Interesse zu vertrauen. Es war schön gewesen, die
ersten verhaltenen Zärtlichkeiten zu sehen. Händchenhalten und Küssen, aber das
war doch ein Anfang.
    Jan quälte sich aus dem Bett. Die
heiße Dusche brachte einen Teil seiner Lebensgeister in Wallung. Dennoch sparte
er sich das Rasieren. Ich kenne dich nicht , feixte er sein Spiegelbild
an.
    Tom saß am Esstisch und
versprühte gute Laune.
    „Sag ja nichts, bevor ich nicht
einen Kaffee getrunken habe.“ Jan musste schmunzeln, als Tom übertrieben die
Lippen aufeinander presste.
    „Spinner!“
    Mann, war der Kaffee gut. Er
spürte regelrecht, wie er ihm die Kehle hinab rann und die belebende Wirkung in
den Körper floss. „Also, was hast du vor?“
    „Sag ich nicht. Wir müssen um
halb zehn an einem bestimmten Ort sein. Ich möchte dir etwas zeigen.“
    „Hm!“, erwiderte Jan. Toms gute
Laune sickerte aus jeder seiner Poren, er wirkte sehr aufgekratzt. „Na, da bin
ich ja mal gespannt.“
     
    Anderthalb Stunden später fand
sich Jan in Hamburgs Innenstadt wieder. Sie standen vor einem hohen Gebäude, in
dem sich Rechtsanwaltskanzleien, einige Ärzte und ein Künstler tummelten. In
dem Haus befanden sich auch ein paar Wohnungen, riesige Appartements, die oft
eine halbe Etage einnahmen.
    „Was wollen wir hier?“, fragte
Jan skeptisch.
    „Ich möchte dir heute drei
Möglichkeiten für unsere Zukunft zeigen.“
    „Bitte?“
    „Die Agentur braucht ein Büro.
Ich habe mir überlegt – warum Wohnen und Arbeit nicht verbinden? Wir könnten
natürlich auch in deiner Wohnung bleiben, aber dann müsste ich ein Büro
anmieten und wäre wieder weniger zuhause.“
    „Du willst hier eine Wohnung
mieten? Das ist doch sauteuer!“
    „Keine Wohnung, das Penthouse“,
sagte Tom mit der ihm eigenen Thomas-Arroganz.
    Jan kam nicht dazu, etwas zu
entgegnen, denn Tom setzte sein Geschäfts-Gesicht auf und sah an ihm vorbei.
Ein großgewachsener Mann um die vierzig in schwarzem Anzug und Mantel kam auf
sie zu und lächelte, oberflächlich und scheinheilig. Der Makler!
    Jan grüße höflich, bemühte sich
indes, dem Geschwafel des Mannes nicht zuzuhören. Für ihn zählte der erste
Eindruck der Wohnung. Er musste sich auf Anhieb wohlfühlen, dann würde er
Fragen stellen.
    Natürlich war das Penthouse der
Wahnsinn – große, lichtdurchflutete Räume, ein Badezimmer mit Jacuzzi und
Regenbrausedusche, eine riesige Küche, die auf einen begeisterten Koch wartete
und keine Wünsche offen ließ. Jan schlug jedes Mal das Herz höher, sobald er
einen neuen Raum betrat. Das Tollste war die Dachterrasse. Sie war dreißig
Quadratmeter groß, zum Teil überdacht, sodass man auch bei typischem Hamburger
Regen draußen sitzen konnte. Und – man sah weit über die Dächer der Stadt.
    „Man könnte ganz leicht zwei der
vorderen Zimmer abteilen und zu Büros umbauen“, flüsterte Tom in seinen Nacken.
„Sogar mit separatem Eingang.“
    „Du musst mich nicht überzeugen.
Es ist ein Traum, aber einer, der sich nicht finanzieren lässt.“
    „Ich weiß, du wirst dich mit
Händen und Füßen wehren – aber lass das meine Sorge sein.“
    „Das diskutieren wir nicht hier“,
sagte Jan leise, aber bestimmt. Der Makler stand nicht weit von ihnen entfernt.
Jan sah schon die Dollarzeichen in dessen Augen. Ein widerlicher, schmieriger
Typ.
    Es amüsierte Jan, dass Tom dem
Makler souverän und
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