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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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doch er hatte um ein gleichberechtigtes
Verhältnis zwischen ihnen gebeten. Keine Alleingänge. Entscheidungen wurden
einstimmig zu dritt getroffen. Es war ein gutes Gefühl, Teil eines Ganzen zu
sein, nicht mehr allein zu stehen. Der Druck würde sich auf sechs Schultern
verteilen.
    Tom atmete tief durch – noch
einmal und noch einmal. Er wurde ruhiger, schloss die Augen und sah Jan vor
sich. Heute Morgen hatte dieser ihm einen Kuss gegeben und gesagt: „Egal was
passiert, ich werde hier sein und auf dich warten. Immer!“
     
    Sein Lächeln gefror zu Eis, als
er eine herrische, laute Stimme hörte. Toms Bürotür war geschlossen und doch
verstand er jedes Wort.
    „Sie nutzlose Person! Ich sagte
doch, dass er auf der Stelle in mein Büro kommen soll.“
    Sandras Erwiderung hörte Tom
nicht. Vermutlich saß sie zusammengesunken auf ihrem Stuhl und war den Tränen
nahe. Wut stieg in ihm auf. Woher nahm dieser Mann das Recht, Menschen so zu
behandeln?
    Ohne zu überlegen sprang er auf,
rannte zur Tür und riss sie auf. Sein Vater stand wie ein wütender Bulle vor
Sandras Schreibtisch und schrie sie an.
    „Packen Sie Ihre Sachen und
verschwinden Sie. Derart unfähige Mitarbeiter werde ich hier nicht mehr
dulden.“
    „Es reicht, Vater!“
    Der wirbelte zu ihm herum, ein
feindseliges Funkeln in den Augen. Das Gesicht war puterrot. Der Kerl ist
wirklich irre , dachte Tom.
    „Du Nichtsnutz“, zischte sein
Vater und stapfte an ihm vorbei ins Büro.
    „Sandra, bitte bleiben Sie. Ich möchte
nachher mit Ihnen sprechen.“ Tom hoffte, dass er seiner Stimme Weichheit
verliehen hatte. In seinem Inneren kochte er. Er hielt sich an der Wut fest,
schöpfte Kraft aus ihr und schloss die Tür.
    „Was bildest du dir ein? Wo warst
du gestern?“
    „Ich hatte Termine.“
    „Ich wüsste nicht welche. Ich
hatte ein Meeting einberufen und wer nicht kam, war mein Herr Sohn.“
    „Ich weiß von keinem Meeting.“
    „Ich habe deine Ausflüchte satt.
Was glaubst du, wer du bist? Mein Sohn zu sein bringt dir keinerlei
Privilegien. Ich habe selbst von unten begonnen. Das ist der Weg, den alle
Richters gehen.“ Mit einer drohenden Geste hob sein Vater die Hand und richtete
den Zeigefinger auf ihn. „Auch du wirst diesen Weg gehen. Noch bin ich der
Chef. Ich erwarte, dass du dich in Zukunft persönlich bei mir abmeldest, wie es
alle Angestellten tun.“
    Tom hatte keine Ahnung warum,
aber er fühlte sich plötzlich völlig ruhig. „Ich bin also ein Angestellter wie
jeder andere in diesem Unternehmen?“
    „Was hast du denn geglaubt? Dass
ich dir die Agentur zu Füßen lege und du tun und lassen kannst, was du willst?
Schlimm genug, dass ich dir die Flausen nicht ausgetrieben habe. Dieser ganze
Internetquatsch ... Was tust du da? Wage es nicht, mich zu ignorieren.“
    Tom tippte ein paar Zahlen in den
Computer. Fünf Jahre war er in der Company. Heute war sein letzter Tag, das
spürte er und es erfüllte ihn mit Freude. Ich bin frei! Der Gedanke
jagte Glückshormone in jede Zelle seines Körpers.
    „Als Angestellter der VRC stehen
mir jährlich dreißig Tage Urlaub zu. Genommen habe ich in den vergangenen fünf
Jahren zwanzig davon. Vorausgesetzt, ich habe mich nicht verrechnet, werde ich
bis zum zwölften Juli Urlaub einreichen. Urlaub aus den vergangenen Jahren ist
zwangsweise anzutreten. Das stimmt doch, oder, Vater?“
    Sein Vater stand völlig erstarrt
vor ihm. Er wirkte fassungslos, war zu keinem Wort fähig.
    „Du wirst in den nächsten Tagen
meine fristgerechte Kündigung auf deinem Schreibtisch vorfinden.“
    Tom wartete auf eine Reaktion
seines Vaters. Ein winziger Teil in ihm hoffte auf ein Einsehen, auf eine Geste
der Zuneigung. Nach wie vor war er bereit, im Unternehmen zu bleiben, doch zu
seinen Bedingungen und unabhängiger. Sein Vater brauchte ihm lediglich die Hand
reichen, und sie würden sich einigen.
    Das geschah nicht!
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, in
der sein Vater ihn emotionslos anstarrte, drehte dieser sich um und verließ das
Büro.
     

Überraschung
     
    Jan knurrte missmutig, als er
Toms Lippen in seinem Nacken spürte. „Wie spät?“, war alles, was er
hervorbrachte.
    „Kurz vor acht.“
    Verbunden mit einem abfälligen
Laut zog er sich die Decke über den Kopf. „Du bist ja verrückt! Ich hab frei.“
    „Und ich eine Überraschung für
dich. Bitte steh auf. Frühstück ist schon fertig. Kaffee und ein Aspirin warten
auf dich.“
    „Ich will nicht. Mir brummt der
Schädel.“
    Toms Lachen
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