Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
Vom Netzwerk:
Laut kribbelte in seinem Nacken, ließ seinen Körper
noch ein letztes Mal wohlig zucken.

Der Richter-Skandal
     
    „Ich danke dir, dass du
mitgekommen bist.“
    Jan brachte ein verkniffenes
Lächeln zustande. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Er war aus einem einzigen
Grund hier: aus Angst um Tom. Die Reaktion vor einer Woche, in dem Haus in
Blankenese, hatte Jan nicht vergessen. Auch jetzt sah Toms Lächeln aufgesetzt
aus, die Körperhaltung angespannt. Noch einmal drückte er dessen Hand, bevor
sie aus der Limousine stiegen, die sie vor einer halben Stunde abgeholt hatte.
    Jan hielt sich im Hintergrund. Es
war nicht all zu schwierig, in der Masse der geladenen Gäste unterzugehen. Tom
wurde immer wieder aufgehalten, musste Hände schütteln, Smalltalk halten,
lächeln. Es erstaunte Jan, wie souverän er wirkte. Nur er, der Toms andere,
sensible Seite kannte, sah, wie viel Beherrschung ihm dieses Schauspiel
abverlangte. Alle anderen ließen sich von dessen adretter Erscheinung, dem
strahlenden Lächeln und den gelogenen Worten täuschen. Jan war froh, wenn
dieser Abend, und damit das ganze Kapitel Volker-Richter-Company, endlich abgeschlossen
waren.
    Sein Magen begann zu rumoren, als
er beobachtete, wie sich Toms Gesichtszüge verhärteten. Jan folgte dessen Blick
und sah zum ersten Mal Volker Richter, Toms Vater. Auf den ersten Blick
erkannte Jan die eisige Kälte zwischen ihnen. Vielleicht lag es auch daran,
dass er wusste, was Tom vorhatte und die Vorgeschichte kannte. Jan wunderte
sich, dass sonst keiner im Saal diese hasserfüllten Blicke zu registrieren
schien.
    Er behielt Tom im Auge, der
bewusst gebührenden Abstand zu seinem Vater hielt. Tom suchte immer wieder
seinen Blick, vergewisserte sich, dass Jan in der Nähe war.
    ‚Ich brauche dich dort’, hatte er
ihn angefleht und Jan hatte schweren Herzens nachgegeben. Das einzig Tröstliche
an dieser ganzen Schnapsidee war Toms Anblick. Er trug einen schwarzen
Maßanzug, was sonst. Doch im Gegensatz zu früher hatte er ein dunkelrotes Hemd
mit passender Krawatte dazu an. Das Haar war etwas länger, leicht gewellt. Der
Schnitt nahm ihm etwas von der Strenge, ließ die Gesichtszüge weicher wirken. Und
der Drei-Tage-Bart war ausgesprochen sexy. Jan konnte das Schmunzeln nicht
gänzlich verhindern, während er Tom anschmachtete.
    Das Gewirr aus Stimmen,
Gläserklappern und Hintergrundmusik betäubte seine Wahrnehmung derart, dass er
beinahe den Fotografen übersehen hätte, der ihn gerade ins Visier nahm.
Augenblicklich setzte Jan eine gleichgültige Miene auf und beobachtete Tom
etwas unauffälliger. Dessen Plan war nicht, sich öffentlich zu outen, das würde
noch früh genug geschehen. Schließlich sahen sie sich in ihrem ‚normalen‘ Leben
nicht mehr vor. Toms Rede würde für genug Aufsehen sorgen. Das reichte für
einen Abend.
    Jans Herz begann zu rasen, als er
sah, wie Volker Richter die kleine Bühne am Ende des Saals betrat. Dessen
eisiger Blick glitt über die Menschen unter ihm. Sah denn niemand die
Verachtung in diesem Blick? Wieso klatschten alle? Waren sie von der
Ausstrahlung der Macht so fasziniert?
    Jan brach kalter Schweiß aus. Tom
betrat die Bühne, stellte sich neben seinen Vater. Dessen Mimik war ebenso unbewegt.
Jan sah das hektische Hüpfen des Adamsapfels, wusste um die Anspannung in ihm.
Er bahnte sich einen Weg durch die freudestrahlende, verblendete Menschenmasse,
näher zu Tom, damit der ihn sehen konnte, wusste, dass er jederzeit für ihn da
war.
    Volker Richters Worten konnte Jan
kaum folgen. Selbst dessen Stimme klang kaltherzig und bescherte ihm eine
Gänsehaut der unangenehmen Sorte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Tom, der sich
an seinem Blick regelrecht festsaugte. Unmerklich nickte Jan. Die Leute um ihn
herum hatten sowieso nur Augen für den Macher der Stunde, der sich selbst
feierte.
    „Und mein Sohn ...“ Volker
Richter legte Tom eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn an. Wusste man
nichts von dem Hass zwischen ihnen, mochte es ehrlich anmuten. Jan sah, wie Tom
unter der Berührung zusammenzuckte und sich mühsam beherrschte, die Hand nicht
von sich zu schlagen.
    Das wird ihm zu viel , dachte Jan mit Unbehagen.
    „… wird die
Volker-Richter-Company in eine strahlende Zukunft führen.“
    Um Jan herum erscholl tosender
Beifall, als Tom an das Mikrofon trat. Ihm selbst wurde schlecht.
    „Liebe Gäste der VRC, liebe
Presse, meine Damen und Herren!
    Ich bin Tom Richter, Vizechef der
VRC und für den Bereich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher