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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten
Autoren: Kat Marcuse
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zog
ihr Schuhe und Jeans aus und deckte sie zu. Im Schein der Nachttischlampe betrachtete
er ihr schlafendes Gesicht, strich eine Strähne ihres blonden Haares aus der
Stirn. Ihre schön geschwungenen Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen.
    „Zu schade, dass du kein Mann
bist“, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

Schicksal
     
    Jan starrte auf die Lichter der
Stadt. Melancholie wollte sich in seinem Herzen festsetzen, doch er zwang sich,
es nicht zuzulassen. In den vergangenen Wochen war es ihm einfach zu gut
gegangen. Er durfte nicht dulden, dass sich der Abschiedsschmerz in ihm
einnistete. Ruhe und Zufriedenheit hatte er gefunden, wieder Spaß am Leben
gehabt, viel gesehen und erlebt. Er würde wiederkommen. Ganz sicher!
    Japan war wundervoll. Er kannte
kein Land, das eine so ästhetische, beruhigende Ausstrahlung besaß. Gut – Tokio
war alles andere als ruhig. Unter dem Fenster breitete sich ein einziger
Wirrwarr aus Lichtern und Verkehrsgeräuschen aus. Smog hing in der Luft,
tausende Menschen wuselten durch die Straßen – Großstadtlärm. Doch auch hier,
in Tokio, hatte er wundervolle Oasen der Ruhe gefunden.
    Jan schalt sich selbst einen
Narren und schmunzelte. Fünfzehn Gärten hatte er im Laufe dieser Reise besucht,
einer schöner als der andere. Natürlich war ihm in keinem jener geheimnisvolle
Mann aus seinem Traum begegnet, und er war auch nie allein gewesen. Dennoch
hatte er die Besuche genossen. Er liebte die japanische Landschaftsgestaltung,
hatte stundenlang auf einer Bank gesessen und sich selbstvergessen umgesehen.
Sollte er sich jemals ein Haus kaufen, würde er sich einen solchen Garten
anlegen lassen.
    Jan riss sich vom Anblick der
bunten Lichter los. Er wollte noch einmal die Stadt erkunden, ein letztes Mal
die Menschen beobachten und die fremden Gerüche einatmen.
     
    In einem Sushi-Restaurant aß er
zu Abend, gönnte sich zwei Sake und tauchte dann ins nächtliche Treiben ein.
Die Clubs und Bars unterschieden sich nicht viel von denen in Hamburg oder
Berlin. Die Musik war anders und natürlich die Menschen. Schnell hatte Jan
festgestellt, dass ihm die Überschwänglichkeit vieler Jugendlicher zu überdreht
war. Um die Karaoke-Bars machte er einen großen Bogen.
    Vor zwei Tagen hatte er eine
kleine Jazz-Bar entdeckt. Diese Art Musik war auch nicht unbedingt sein Geschmack,
die Bar war jedoch ruhig und gediegen. Er hatte sich sehr wohl gefühlt. Nicht
dass ihn der süße Barkeeper anzog ... Jan schmunzelte. Der war wirklich
niedlich gewesen. Vielleicht würde er ihn ja heute verführen können?
    Die ersten Wochen hatte Jan nicht
der Sinn nach flirten oder gar einem Abenteuer gestanden. Er hatte länger
gebraucht als gedacht, über Florian hinwegzukommen. Und eigentlich war er nicht
der Typ, der sich mit fremden Männern einließ. Das hatte er auch vor der
Beziehung mit Florian sehr selten getan.
    Doch eines Tages, vor fünf
Wochen, hatte er in einem Club in Okayama einen jungen Mann getroffen und war
in dessen Bett gelandet. Schnell fand Jan Gefallen an den kurzen, anonymen
Begegnungen. Es ging um Lust und deren Befriedigung. Keine Probleme,
Beziehungsstress oder Verpflichtungen. Gar kein so schlechtes Leben!
    Voller Vorfreude auf den
Barkeeper öffnete er die Tür zur Bar und stieg die schmale Treppe in den Keller
hinunter. Es war nicht besonders voll. Gut, es war mitten in der Woche. Was
hatte er erwartet? Am letzten Samstag hatte er ewig gebraucht, um sich bis zur
Theke durchzudrängeln. Jetzt saßen lediglich vereinzelte Pärchen an den
Tischen, der Tresen war leer und dahinter stand auch nicht der süße Barkeeper,
sondern eine zierliche Frau.
    Jan setzte sich an die Theke und
bestellte zur Krönung des Tages einen Whisky. Schließlich hatte er heute
Geburtstag.
    Er ließ den Blick durch den Raum
schweifen. Zwei Pärchen saßen an den Tischen, hatten sich die kuscheligen Ecken
gesucht, hielten Händchen, schenkten sich verliebte Blicke. Im Hintergrund
spielte eine Band. Diese quietschenden Trompetenklänge hasste Jan, doch die
Melodie des Klaviers klang sehr ansprechend. Jan drehte sich auf dem Barhocker
um und sah zu den Musikern hinüber. Es waren drei, einer spielte diese
furchtbare Trompete, einer Kontrabass und einer saß am Klavier.
    In dem Moment, da Jan den Mann
erblickte, schlug ihm das Herz höher. Der Klavierspieler war kein Japaner,
sondern Europäer. Und was für einer! Soweit Jan das beurteilen konnte, war er
sehr groß, hatte dunkles,
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