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Ein Grieche im 7. Himmel

Ein Grieche im 7. Himmel

Titel: Ein Grieche im 7. Himmel
Autoren: Tina Folsom
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Freskogemälden und goldenen Schnörkeln verziert war. Der gesamte Raum mit seinem polierten Marmor und den gewaltigen Statuen, die über die Jahrhunderte aus verschiedenen Tempeln gestohlen worden waren, war für seinen Geschmack schon immer zu protzig gewesen. Aber er liebte den Vorraum mit seinen Wand-zu-Wand Fenstern, durch die er hinaus auf eine grüne Wiese sehen konnte, die mit jahrhundertealten Eichen übersät war und von einem fließenden Bach aus blauem Wasser geteilt wurde.
    Er fand Zeus in diesem Zimmer vor. Dieser schaute gerade durch den Boden auf die Erde darunter hinab. Der große, runde Monitor, der im Fußboden eingelassen war, zoomte in die Innenstadt von New York City hinein und zeigte Scharen von Menschen, die sich auf den Bürgersteigen tummelten, und Straßen, die von Taxis und Autos verstopft waren. Hermes wünschte sich fast, er könnte die Aussicht stattdessen auf Charleston ändern und einen Blick auf die reizende Penny werfen. Vielleicht würde er sie sogar vorfinden, wenn sie gerade duschte. Heiß und dampfend duschte. Sie hatte nass so köstlich ausgesehen.
    „Hallo, Vater“, sagte er und kündigte somit seine Anwesenheit an. „Beobachtest du jemand Bestimmten?“
    Die Ansicht schwenkte schnell auf zehntausend Meter, während Zeus sich zu ihm umdrehte.
    „Du kennst mich ja, ich habe meine Lieblinge, die ich im Auge behalte.“
    Den Sterblichen, die Zeus im Auge hatte, erging es nicht immer gut, besonders, wenn seine Frau Hera sich einmischte. Trotzdem war Hermes ein wenig neugierig, wer in New York City denn Zeus‘ Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    „Hier, ruf mich doch das nächste Mal darauf an, wenn du mich brauchst.“ Hermes reichte ihm ein Handy. „Das ist ein nettes kleines Gerät. Mit dem kannst du mich immer und überall erreichen.“
    „Ich weiß, was ein Handy ist“, sagte Zeus trocken und nahm das Telefon entgegen.
    Makellos in einen hellgrauen Seidenanzug von Armani mit passender Krawatte gekleidet, steckte Zeus das Telefon in seine Tasche und setzte sich hinter seinen großen, weißen Marmorschreibtisch in der Mitte des Zimmers.
    „Netter Anzug“, sagte Hermes. „Musst du zu einem Treffen? Vielleicht im Big Apple?“
    „Ja, und ich möchte, dass du dich um eine Angelegenheit kümmerst, während ich weg bin.“
    Hermes nickte. Die Tatsache, dass Zeus seine Pläne nicht offenlegte, war ihm nicht entgangen. Zeus setzte ihn selten über sein Privatleben ins Bild. „Was brauchst du, Vater?“
    Zeus nahm ein langes Blatt Papier vom Schreibtisch, faltete es in der Mitte, steckte es in einen Leinenumschlag und presste seinen Ring auf den Verschluss der Klappe auf der Rückseite. Ein kleiner Blitz, und das Siegel war angebracht.
    „Überbring diesen Vertrag an Hades! Schnellstens! Außerdem möchte ich, dass du ihm deine Dienste anbietest, damit die Dinge reibungslos ablaufen, während ich weg bin.“
    Hermes nickte, wobei er sich am Kinn rieb. Seelen in die Unterwelt zu begleiten war nichts Neues für ihn, aber es war eine Aufgabe, die er nicht wirklich mochte. „Ich kann ein bisschen aushelfen, aber ich muss für Sophias Überraschungsparty dieses Wochenende zurück sein.“
    Für eine Sekunde rieb sich Zeus sein eigenes Kinn und ahmte Hermes‘ Geste nach. Hermes ließ augenblicklich seine Hand fallen, weil er es hasste, etwas mit seinem Erzeuger gemein zu haben.
    „Ach ja, die reizende Sophia.“ Zeus‘ eisblaue Augen schauten über den großen Marmortisch hinweg in Hermes‘. „Ich glaube, ich habe keine Einladung bekommen.“
    Hermes wollte sich am liebsten treten. Er hätte es besser wissen und die Party ihm gegenüber nicht erwähnen sollen. Zeus hatte eine gewisse Vorliebe für Sophia entwickelt, die ihn nervös machte – und Triton stinksauer. Und nun würde Zeus eine Einladung erwarten, und Hermes würde die ganze Nacht damit verbringen müssen, dafür zu sorgen, dass alles friedlich ablief.
    „Keine Sorge, Vater, wir sind mit den Vorbereitungen etwas in Verzug. Wir arbeiteten gerade an der Party, als du gerufen hast.“ Er blickte auf seine Uhr. „Ich sollte jetzt eigentlich zurückkehren und Triton helfen.“
    „Nein, solltest du nicht.“ Zeus ging um den Schreibtisch herum und reichte ihm den Umschlag. „Was du tun solltest, ist, Hades diesen Vertrag überbringen und ihm auf jede mögliche Weise helfen, und zwar solange, wie er dich braucht. Die Seelen stapeln sich am Ufer des Styx. Die Arbeiter stehen vor einem Streik und weigern sich,
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