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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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wurden, mehr oder weniger gleichmäßig, so, wie unsere Mütter es gemacht hätten. Aber die Bohnen in diesem Glas hier, die sind sehr akkurat und gleichmäßig mit einem Messer geschnitten, wie in einem Lehrbuch für Hauswirtschaft sehen sie aus. Warum sollte eine Frau, die die gleiche Sache ihr ganzes Leben lang auf die gleiche Art gemacht hat, es auf einmal völlig anders machen?«
    »Weiß nicht«, sagte Dot. »Aber das muss ich gleich Ma erzählen. Das ist wirklich ’n Ding! Mrs.   Treadway hat doch immer gesagt: ›eine alte Bohne, die sich nicht mehr brechen lässt, taugt nur noch für die Schweine.‹«
    »Ja. Ich erinnere mich daran.« Janets Herz wurde schwer, als sie sich an den Anblick ihrer alten Freundin erinnerte, wie sie draußen auf der Hintertreppe saß, mit einem Haufen frischer grüner Bohnen im Schoß ihrer langen weißen Schürze, sie erinnerte sich an ihre abgearbeiteten Hände, die wie von selbst die guten Bohnen in ein altes Metallsieb fallen ließen, die wie von selbst die schlechten Bohnen wegwarfen, all die, die nicht bei der leisesten Berührung zerbrachen. »Niemand wird mich jemals davon überzeugen, dass Mrs.   Treadway die Bohnen in diesem Glas hier eingemacht hat.«
    »Aber wenn sie’s nicht war, wer dann?«, fragte Dot. »Sie hat sich nie beim Einmachen helfen lassen. Hab’s ihr millionenmal angeboten.«
    Das war bestimmt gelogen. Janet bezweifelte sehr, dass Dot sich je freiwillig für irgendeine Hausarbeit angeboten hatte. Korrekt war jedoch, dass Mrs.   Treadway die Hilfe abgelehnt hätte. Nicht mal Annabelle, nicht einmal Janet hatte Mrs.   Treadways Lebensmittel noch einmal berühren dürfen, nachdem sie die Sachen für sie eingekauft und in das Herrenhaus geschafft hatten.
    Ihre Wangen, die endlich wieder Farbe bekommen hatten, wurden blass. »Dot, zähl bitte all die leeren Gläser und schreib die Anzahl auf. Ich gehe mal kurz hoch.«
    Das fragliche Glas nahm sie mit und verfluchte sich auf jeder einzelnen Treppenstufe, weil sie ihre Entdeckung vor Dot herausposaunt hatte. Jetzt würde Dot ihr auf den Fersen sein, ihr Ohr ans Schlüsselloch pressen und das notwendige Telefonat belauschen. Mrs.   Treadway war ohne Zweifel an verdorbenen Bohnen gestorben, das hatten die Analyse und die Autopsie bestätigt; aber waren die Bohnen, die sie getötet hatten, gebrochen gewesen oder geschnitten?
    Ganz sicher würde Janet nicht Marion danach fragen. Die Nichte würde sich entweder nicht erinnern oder es Janet nicht sagen wollen. Sie musste Dr. Druffitt anrufen. Er würde auch wissen, wo man dieses zweite Glas analysieren lassen könnte.
    Mrs.   Druffitt ging ans Telefon und wie stets war sie von höflicher Sachlichkeit. Nach Annabelle fragte sie nicht, was verständlich war – aber nach Janets Notoperation unten in Saint John fragte sie, davon hatte sie gehört, und es war doch sicher die Gallenblase gewesen? Der Doktor sei bedauerlicherweise gerade bei einem Hausbesuch, aber zu den Sprechzeiten wieder da, und sie hoffe, Janet habe nicht allzu große Schmerzen.
    »Es war der Blinddarm«, sagte Janet und wusste, dass Mrs.   Druffitt und mindestens ein Familienmitglied, das am zweiten Telefon heimlich lauschte, überzeugt waren, dass Janet wegen etwas anderem operiert worden war. Weil Dot es sowieso überall herumerzählen würde, müsste Janet gar nicht erst versuchen, ein Geheimnis aus ihrem Anliegen zu machen. »Nein, danke, mir geht es wieder recht gut. Es ist nur, ich bin gerade im Herrenhaus und helfe Marion bei der Inventur, und da bin ich auf eine … eine Kleinigkeit gestoßen, wegen der ich Dr.   Druffitt etwas fragen möchte.«
    »Ich verstehe.« Mrs.   Druffitt war zu sehr Dame von Welt, um Janet zu fragen, warum  sie  die Frage nicht beantworten könne; schließlich war sie in direkter Linie mit Mrs.   Treadway verwandt gewesen, nicht ihr Ehemann. Eine Frage konnte sie sich jedoch nicht verkneifen: »Und was denkt meine Cousine über diese Kleinigkeit?«
    »Ich habe ihr noch nicht davon erzählt«, gab Janet zu. »Marion arbeitet sich durch den Dachboden, und ich war im Keller. Ich dachte, ich belästige sie nicht damit, bis ich die Meinung des Doktors eingeholt habe; sie hat ja schon genug um die Ohren.«
    »Das war sehr umsichtig von Ihnen, Janet. Marion geht der Verlust ihrer Tante sehr nahe, nicht wahr? Uns allen, natürlich. Dinge erscheinen uns oft so groß und wichtig – und sind im Grunde nicht mehr als ein Häuflein Bohnen, nicht wahr? Ich fürchte,
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