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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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fuhr Janet sie an, »wenn du hier rumsitzt und im Selbstmitleid badest, wird diese Inventur nie fertig. Nimm ein Blatt Papier und einen Stift und fang oben auf dem Dachboden an. Sieh alles durch und schreib es auf.«
    »Das wird ewig dauern.«
    »Ganz bestimmt, wenn du nicht voran machst. Ich fang mit dem Keller an. Wo hat dein Onkel sein ganzes Briefpapier aufbewahrt?«
    Janet kam wieder einmal zu dem Schluss, dass Marion das nutzloseste Geschöpf war, das jemals die Erde mit seiner Anwesenheit belästigt hatte. Dann ging sie durch die Küche und traf dort auf Dot, die die Verzögerung durch Bains Besuch genutzt hatte, um es sich mit einer Schachtel Kekse und einer Tasse völlig überzuckertem Tee bequem zu machen.
    »Los, Dot, du wirst nicht dafür bezahlt, dich voll zu stopfen. Hilf mir bei der Inventur.«
    »Häh?«
    »Wir gehen in den Keller und schreiben alles, was wir finden, auf eine Liste.«
    »Wüsste nicht, wo wir da anfangen sollten.«
    »Das musst du auch nicht wissen. Ich sage dir alles an, und du schreibst auf. Das wirst du doch wohl schaffen, oder?«
    »Ich nehm’s an.« Wenigstens hatte Dot einen guten Charakter. Als sie sich schwerfällig erhoben hatte, grinste sie. »Ich wollte sowieso in den Keller. Da ist’s schön kühl.«
    »Ich weiß.« Deswegen hatte Janet beschlossen, im Keller anzufangen und Marion auf den stickigen, staubigen Dachboden zu schicken. Außerdem hatte sie Mrs.   Treadways Keller immer gemocht, abgesehen von dem seltsamen, klebrigen Fußboden.
    Eine von Charles Treadways zahlreichen Erfindungen war eine völlig neue Art von Zement gewesen. Um ihn auszuprobieren, hatte er den ersten Schwung auf seinem eigenen Kellerboden verteilt und darauf gewartet, dass er trocknen würde; und wäre er nicht vor sechsundvierzig Jahren gestorben, würde er immer noch darauf warten. Das Material war einigermaßen trocken, aber immer, wenn man über den Kellerboden ging, hatte man hinterher weißliche Flecken an den Schuhsohlen, die nicht mehr abzukriegen waren.
    Praktisch alles, was der alte Mann jemals erfunden hatte, war ein Desaster gewesen – und sein einziger mäßiger Erfolg, der innovative Dosenöffner, war zum Instrument seines Todes geworden. Warum war Jason Bain nach all dieser Zeit so begierig darauf, eine von Charles Treadways schwachsinnigen Erfindungen in die Finger zu kriegen?
    Janet hatte keine Ahnung. Sie hatte auch keine Ahnung, warum sie es für eine gute Idee gehalten hatte, Dot Fewter um Hilfe bei der Inventur zu bitten. Dot hingegen war Feuer und Flamme. Offensichtlich war sie der Überzeugung, man habe ihr zur Abwechslung mal eine anspruchsvolle Arbeit zugewiesen; sie setzte sich zufrieden auf ein umgedrehtes Fass an dem einen Ende der Werkbank des verstorbenen Erfinders und raschelte bedeutsam mit den Papieren.
    »Was soll ich schreiben?«
    »Mal sehen.« Janet besah sich die Unordnung von mehr als siebzig Jahren, erschreckt von der Aufgabe, die sie so gedankenlos übernommen hatte. »Schreib doch schon mal ›Eine Werkbank‹, so als Anfang.«
    »Eine … Werkbank …so … als …«
    »Herr im Himmel, Dot, du musst nicht  jedes  Wort aufschreiben, das ich sage. Schreib einfach ›Werkbank‹. Drei Reihen mit Regalbrettern. Ich nehme an, wir müssen auch die ganzen Einmachgläser verzeichnen, die sie da gelagert hat, obwohl ich bezweifle, dass sich jemand traut, das Zeug noch zu essen. Zwei Gläser Tomaten. Sie hatte ja kaum noch welche übrig, die Ärmste. Sie liebte Tomaten, besonders im Winter … Zwölf Gläser Pfirsiche. Sechs Gläser Birnen.«
    »Sekunde mal … wie schreibt man ›zwölf‹?«
    »Schreib eine 1 und dann eine 2 dahinter. Und für ›Halbliterglas‹ schreib einfach 0, 5 und ein ›L‹. Die größeren Gläser hat sie gar nicht mehr benutzt. Zu viel für eine alte Frau, hätte sie gesagt. Was ist denn das hier für ein Zeugs? Apfelmus, nehme ich an … fünf Gläser.« Es würde schneller gehen, wenn Janet alles selbst aufschreiben würde. »Zwei Gläser Spinat oder Fiddleheads oder so was. Besonders gut reingucken kann man in diese ollen grünlichen Gläser ja nicht … schreib einfach ›Spinat‹, das ist kürzer. Vierzehn Gläser … Lieber Himmel! Dot, was ist das?«
    Dot erhob sich von ihrem Fass und hielt ihre Nase an das Glas, auf das Janet zeigte. Nach reiflicher Überlegung verkündete sie ihr Urteil. »Das sind grüne Bohnen.«
    »Das sehe ich. Aber guck sie dir an! Hier sind dreizehn Gläser mit Bohnen, die mit der Hand gebrochen
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