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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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immer, wenn sich eine Gelegenheit bietet.«
    »Eine Gelegenheit zu was? Halbtags zu kellnern, wenn Ella zu betrunken ist. Einen Kurs im Hundefriseurfach zu belegen, wenn es im Umkreis von fünfzig Meilen keinen einzigen Pudel gibt. Und jetzt züchtet sie Dackel, Herr Gott noch mal! Letztes Jahr hatte sie sich vorgenommen, eine Million zu machen. Mit  Eiern . Dann ist ihr ein Huhn aus dem Pferch abgehauen und ein Kind mit einer Seifenkiste hat es überfahren. Gilly hat eine Woche lang herumgeschrien und musste die ganzen anderen Hühner loswerden, weil sie da unten nicht sicher waren.«
    »Ich weiß. Sie hat sie zu uns gebracht.« Janet erwähnte nicht, dass ihr und ihrer Schwägerin der tragische Ausdruck auf Gillys schmalem kleinen Gesicht, als sie die klapprige Kiste voller laut gackerndem Geflügel aus ihrem alten Ford manövrierte, sehr zu Herzen gegangen war. Die Hennen hatten sich als miserable Legehennen entpuppt, aber Annabelle beschützte sie trotzdem immer noch vor dem Suppentopf.
    Nachdem sie den letzten Schluck Tee getrunken und gemerkt hatte, dass Janet sich nicht anschickte, einen neuen zu kochen, setzte Marion ihre Tasse ab. »Also, ich gehe besser zurück in das Mausoleum. Dot Fewter kommt heute vorbei – warum ich sie darum gebeten habe, weiß ich auch nicht. Dot hat angeblich einmal in der Woche bei Tante Aggie geputzt, aber ich sehe keine Anzeichen dafür, dass sie das jemals wirklich getan hat … ich krieg noch Lungenkrebs von dem ganzen Staub, den ich da einatme.«
    »Halt dir die Nase zu«, schlug Janet vor. »Dot kann ganz gut arbeiten – solange du mit einem Gewehr hinter ihr stehst. Annabelle hat sie letzten Winter auch mal ausprobiert, allerdings hat sie hinterher gesagt, sie hätte genauso gut einer Katze ein Staubtuch an den Schwanz binden und sie durchs Haus jagen können. Bringt Sam Neddick Dot her? Sein Wagen ist gerade deine Einfahrt hochgefahren.«
    »Ja, ich nehm’s an. Sam soll ein paar undichte Stellen ausbessern und den Rasen mähen, aber wahrscheinlich wird er sich schleunigst wieder aus dem Staub machen, bevor ich ihn dran erinnern kann. Janet, ich weiß nicht, was ich da drüben machen soll. Es gibt so viele Arbeiten, die unbedingt erledigt werden müssen, aber wir sehen ja keinen Cent, bevor wir keine komplette Bestandsaufnahme des Inventars gemacht haben. Elizabeth schreit immer rum, dass ich endlich fertig werden soll, aber sie selbst rührt keinen Finger. Sie ist so verdammt stolz auf diesen Groll, den sie seit über fünfzehn Jahren hegt, dass sie immer noch keinen Fuß in das Herrenhaus setzen will. Hat mich überrascht, dass sie überhaupt auf Tante Aggies Begräbnis war – aber ich nehme an, sie wollte nur sichergehen, dass Tante Aggie auch wirklich unter die Erde kommt, damit ihr Fräulein Tochter die dünnen Finger in ihren Teil der Treadway-Millionen stecken kann. Es ist zum Heulen!«
    »Aber Gilly wird dir doch helfen, oder?«
    »Sie hatte es versprochen, aber dann hat einer ihrer Dackel Mumps gekriegt oder so etwas, und sie musste ihm das Pfötchen halten. Du hast nicht zufällig Lust, mit rüberzukommen und mir zur Hand zu gehen?«, fragte Marion hinterhältig.
    Janets erster Impuls war, Marion eine Ohrfeige zu verpassen. Dann überlegte sie, dass bis zum Dinner noch viel Zeit war, dass das Haus sauber und die Wäsche gewaschen war – dass sie rein gar nichts zu tun hatte, als herumzusitzen und über Roy nachzugrübeln. Sie könnte genauso gut mit herübergehen.
    »Also gut. Ich werd nicht für dich putzen, aber ich helfe dir bei der Inventur. Soll ich Papier und Stift mitnehmen?«
    »Um Himmels willen, nein! Onkel Charles hat so viel Briefpapier hinterlassen, damit kann man ein Schlachtschiff zum Sinken bringen. Auf dem Briefkopf steht:  Treadway Enterprises Ltd. , ist das nicht lächerlich? Okay, lass uns gehen, sonst schläft Dot noch ein.«
    Janet ging hinter Marion her und wünschte, es wäre nicht diese blutsaugende Nörglerin, die vor ihr den Hügel heraufging, sondern Gilly mit ihrem dürren Sohn und ihren dicken Hunden. Mit ihr hatte sie wenigstens etwas gemeinsam. Der Altersunterschied von sechs Jahren, der in der Schule eine unüberbrückbare Barriere war, machte nichts mehr aus, jetzt, wo sie beide erwachsene und abservierte Frauen waren.
    »Wer zum Teufel ist denn das?«, unterbrach Marion Janets bittere Gedanken und zeigte auf einen rostigen Laster, der soeben neben Sam Neddicks Klapperkiste zum Stehen kam. Ein geradezu bizarr dünner und
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