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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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bleiben, ob man sie nun leiden konnte oder nicht.
    Es würde ein einsamer Sommer werden hier draußen, jetzt, wo Mrs.   Treadway gestorben und Bert so oft unterwegs war; Julius, die Katze, würde Janets einzige Gesellschaft sein. Janet wrang den nassen Mopp ein letztes Mal aus und hängte ihn zurück an die Kellertreppe. Sie nahm ein sauberes Handtuch aus dem Küchenschrank neben der Spüle, befeuchtete einen Zipfel, ging damit ins Esszimmer und reinigte vorsichtig das Gesicht und die Hände, die jetzt schon wächsern waren. Sie ging nach oben, um ein sauberes Laken zu holen, ein hübsches Laken, gesäumt mit gehäkelter Spitze, brachte es nach unten und breitete es über die große, stille Gestalt auf dem Esszimmertisch.
    Niemand war da, um ihr zu helfen. Marion war mit dem Doktor davongefahren, ohne sich noch einmal umzudrehen und ohne auch nur eine einzige Träne um die liebe alte Tante zu weinen. Das machte nichts, denn Janet weinte genug für zwei. Ihr Bruder Bert würde ebenfalls erschüttert sein, wenn er davon hörte. Es machte keinen Sinn, ihn deswegen heute Nacht noch aufzuwecken. Denn wie hatte Janets tote Mutter immer gesagt? Das Gute an schlechten Nachrichten ist, dass sie immer bis zum nächsten Morgen warten können.

2. Kapitel
    »Janet, hast du eine Scheibe Brot für mich?«
    »Komm rein, Marion«, seufzte Janet. »Ich mache schon mal Tee.«
    Es war zehn Tage her, dass Agatha Treadway ihre letzte Ruhe gefunden hatte, und mittlerweile wünschte Janet, sie wäre in Saint John geblieben, um ihren kranken Bauch und ihr gebrochenes Herz zu pflegen. Zuzusehen, wie Roy sein neues Glück zur Schau trug, konnte auch nicht schlimmer sein als das permanente Einkaufen und Tütenschleppen für Marion Emery.
    Bert, der diese Nachbarschaftshilfe nicht als belastend empfand – schließlich musste er die neue Kostgängerin ja nicht versorgen –, fand es amüsant, dass Marion im Herrenhaus geblieben war. »Na, wie geht’s der glücklichen Erbin heute Morgen? Schon die versteckten Milliönchen gefunden?«
    »Nee«, murmelte der selbst ernannte Gast mit einer Ladung von Janets selbst gemachten Doughnuts im Mund, »ich suche noch.«
    »Bleib dran. Die Sucherei hält dich fit. Ob sonst noch was dabei rumkommt, weiß ich allerdings nicht.« Bert ging nach draußen und kletterte in den Traktor, und Marion guckte ihm finster nach.
    »Hat wohl einen Clown gefrühstückt, dein Bruder, was? Wenn ich an all die Nächte denke, in denen ich frierend in diesem lausigen Bus gesessen habe, um von Boston hierher zu kommen – für was, frage ich dich? Fünftausend kanadische Dollars und die Hälfte dieser Gruft von einem Herrenhaus. Ich schwöre dir, das Tantchen hatte irgendwo noch einen ganzen Batzen Geld versteckt, und den werde ich finden, auch wenn ich die ganze verrottete Bruchbude auseinander nehmen muss.«
    »Marion, ich hab’s dir schon tausend Mal gesagt: das ist reine Zeitverschwendung«, sagte Janet, wohl wissend, dass das nichts nützen würde. »Du weißt besser als ich, wie Onkel Charles sein Erbe verprasst hat. Deine Tante hatte ihre kleine Rente und das bisschen Geld auf der Bank – was immer noch mehr war, als wir alle geglaubt hatten. Gilly hat doch nichts Großes erwartet, oder?«
    »Woher soll ich wissen, was sie erwartet? Alles, was sie tut, ist, auf ihrem Hintern sitzen und erwarten, dass ich alle Arbeit für sie erledige. Junge, nicht mal meiner Cousine Elizabeth habe ich ein solches Kind gewünscht. Einfach durchzubrennen mit diesem Nichtsnutz von Bascom, nicht mal die High School hat sie abgeschlossen wegen dem! Und dann, als er ihr das Kind gemacht und sie abserviert hatte, ist sie wieder angekrochen gekommen. Und dann muss sie auch noch unbedingt in dieser Hütte neben dem Lokal wohnen, statt zurück nach Hause zu gehen, in Elizabeths schönes, großes Haus – Elizabeth hat sie ja quasi auf Knien angefleht, nach Hause zu kommen! Aber nein, das Fräulein muss ja unbedingt unabhängig sein.«
    Marion biss wütend in einen weiteren Doughnut. »Sie lässt nicht zu, dass sich Elizabeth in ihr Leben einmischt, sagt sie – aber sie lässt sehr wohl zu, dass Mama ihre Rechnungen bezahlt. Wenn Gilly ihre Familie nicht hätte, wären sie und dieses Kind schon längst verhungert,  so  sieht’s doch aus.«
    Obwohl sie nicht viel mit Gilly Druffitt verband, mochte Janet es nicht, wie Marion diese Frau herunterputzte. »Aber, Marion, du kannst nicht behaupten, dass Gilly sich nicht bemüht. Sie arbeitet
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