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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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Krankenhaus wohnten und sie maßlos verwöhnten.
    Annabelle würde nach dem Krankenhausaufenthalt ebenfalls noch einige Zeit bei ihren Eltern bleiben, um sich zu erholen und für die Nachuntersuchungen in der Nähe eines Spezialisten zu sein.
    Eigentlich war es nicht geplant gewesen, dass Janet nach Hause kommen und während Annabelles Abwesenheit ihrem Bruder im Haushalt helfen würde. Schließlich hatten Molly Olson und ein paar andere Nachbarn aus der Kleinstadt versprochen, ab und zu vorbeizuschauen und Bert zur Hand zu gehen – Bert fuhr sowieso bei jeder Gelegenheit zu seiner Frau und den Kindern. Aber nach ihrer eigenen Krankheit war Janet dankbar für jede Möglichkeit gewesen, aus Saint John wegzukommen, vor allem: weg von Roy.
    Annabelle zufolge war Dr.   Druffitt schuld daran, dass die Operation nötig war. Er hatte ihr erstes Baby zur Welt gebracht, und danach war sie nie wieder richtig wohlauf gewesen. Der Doktor hingegen zweifelte nicht an seinen Fähigkeiten und behauptete, es sei einfach eine komplizierte Geburt gewesen. Janet, die ihre Schwägerin gut genug kannte, war in dieser Frage eher auf Seiten des Doktors; obwohl sie natürlich nie gewagt hätte, das laut zu sagen, weil sie Annabelle trotz allem liebte. Aber was Agatha Treadway betraf, wusste sie sicher, dass Dr.   Druffitt gründlich falsch lag mit seiner Annahme, sie habe sich mit ihrem eigenen Essen vergiftet.
    Länger als Janet zurückdenken konnte, hatte die übermäßig penible Art der alten Frau die ganze Familie belustigt. Ihre Einmachgläser hätten heutzutage ohne Zweifel als Antiquitäten verkauft werden können, aber alle waren tadellos gepflegt, und an keinem war auch nur ein winziger Sprung. Nie hatte Mrs.   Treadway einen Dichtungsring mehr als einmal benutzt, und sie hätte eher am Sonntag Black Bottom getanzt als beim Einmachen zu schlampen. Sie kochte sogar die Zangen ab, mit denen sie die abgekochten Gläser aus dem Kessel holte. Wenn diese grünen Bohnen verdorben waren, dann waren sie nicht von Agatha Treadway eingemacht worden, so viel stand fest.
    Aber wenn sie die Bohnen nicht persönlich eingemacht hätte, hätte sie sie niemals gegessen. Vor ungefähr vierzig Jahren hatte Mrs.   Treadways Ehemann eine handelsübliche Dose Tomaten geöffnet – mit einem patentierten Dosenöffner, den er selbst erfunden hatte –, und nachdem er den Inhalt verzehrt hatte, war er tot umgefallen. Von diesem Tag an hatte seine Witwe (außer Mehl, Zucker, Salz und Tee) nie wieder etwas in einem Lebensmittelgeschäft gekauft. Milch und Eier hatte sie sich vom Hof der Wadmans besorgt, Butter hatte sie immer selbst gemacht und das Sauerteigbrot immer selbst gebacken. Manchmal hatte sie Fische aus dem See geangelt, manchmal geräucherten Schinken von den Wadmans bekommen – aber meistens hatte sie gegessen, was in ihrem eigenen Garten wuchs.
    Als sie zu gebrechlich geworden war, um den Garten in Schuss zu halten, nahm sie frische Früchte und Gemüse von jedem Nachbarn an, der ihr etwas abgab, und machte es ein; aber niemand, nicht einmal Janets verstorbene Mutter, hatte sie nach Charles Treadways Tod dazu bringen können, auch nur einen Bissen gekochter Speisen zu probieren.
    Agatha Treadway hatte die Wadmans sehr gern gehabt, mehr als ihre eigenen Verwandten. Ihre beiden Brüder hatte sie überlebt, an Blutsverwandten hatte sie nur ihre beiden Nichten, Marion und Elizabeth, plus Elizabeths Tochter Gillian und den Enkel Bobby. Mrs.   Treadway hatte Marion verachtet, und Elizabeth Druffitt hatte seit mehr als fünfzehn Jahren keinen Fuß mehr in diese viktorianische Arche gesetzt, die Pitcherville das Herrenhaus nannte.
    Marion hatte mit ihren treuen Besuchen aus Boston immerhin eine Berücksichtigung im Testament erwirkt. »Sie wird ihren Anteil bekommen«, hatte die alte Aggie gespottet, »Gott weiß, sie hat sich dafür ordentlich ins Zeug gelegt.« Die Hälfte, die vor dem großen Zerwürfnis Elizabeth zugedacht gewesen war, würde jetzt an Gilly Bascom gehen, den einzigen Spross der Druffitts.
    Nicht, dass es noch viel zu erben gäbe. Charles Treadway hatte den größten Teil eines beträchtlichen Vermögens aus dem Holzhandel verbraucht, um seine verrückten Erfindungen zu finanzieren. Die Witwe hatte viel Bares in das Herrenhaus stecken müssen, damit es ihr nicht über dem Kopf zusammenbrach. Wie viel auch immer übrig geblieben war, es würde in der Familie bleiben, weil Agatha immer gefunden hatte, man solle bei den Seinen
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