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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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ich muss mich jetzt für den Club fertig machen, aber wenn Sie um Punkt zwei Uhr hier sein könnten? Ich bin sicher, der Doktor hat dann Zeit für Sie.«
    »Danke«, sagte Janet. »Ich werde da sein.«

3. Kapitel
    Als Janet am Mittag Bert fragte, ob sie sein Auto haben könne, sagte er: »Klar, nur zu. Wird dir gut tun, hier mal rauszukommen.«
    Zweifellos glaubte ihr Bruder, sie wolle sich mit ihren alten Freunden treffen. Als sie im Auto saß und den Hügel hinabfuhr, stellte sie ziemlich überrascht fest, dass es dort unten eigentlich niemanden gab, den sie gerne wiedergesehen hätte. Sie war zwei Meilen entfernt vom Zentrum aufgewachsen, zu weit weg also, um auszugehen, sogar, wenn ihre Eltern es erlaubt hätten – und das hätten sie sowieso nie, denn ihre Eltern waren in vieler Hinsicht ziemlich mittelalterlich gewesen; fünfzehn Jahre nach der Geburt ihres Sohnes noch ein Kind zu bekommen, Janet, hatte sie nachhaltig schockiert.
    Sie war zu sehr ein Nesthäkchen gewesen, als dass sie die soziale Isolation bekümmert hätte. Dann hatte Bert Annabelle geheiratet, und Annabelle war lustig gewesen, dann waren die Babys gekommen, und die waren auch lustig gewesen. Dann, in ihrem letzten Jahr auf der High School, war ihr Vater, der den grauen Star hatte und niemals hätte fahren dürfen, schon gar nicht mit seiner Frau auf dem Beifahrersitz, frontal mit einem Lkw zusammengestoßen. Danach beschloss Janet, ein Wirtschaftsstudium unten in Fredericton zu beginnen, und Bert und Annabelle hielten das für eine vernünftige Sache. Und dann hatte sie Annabelle in ihrer schweren Zeit zur Seite stehen müssen, und dann hatte sie den Job in Saint John angenommen – und jetzt waren die paar Freunde, die sie gehabt hatte, anderswo verheiratet oder waren, wie sie selbst, in Orte gezogen, in denen es leichter war, eine Stelle zu finden.
    Es gab nämlich nicht viel zu tun in Pitcherville. Manche hatten, wie Bert, ihre eigene Farm, und es ging ihnen gut. Einige Männer und ein paar Frauen arbeiteten in dem Sägewerk fünf Meilen flussabwärts. Sie fischten, sie jagten, sie ernteten, sie nahmen alle Jobs an, die sie bekamen. Irgendwie schlugen sie sich durch.
    Jemand musste sich ein paar Dollar mit der Ausbesserung von Straßen verdient haben, seit Janet zum letzten Mal hier gewesen war. Die Straße war neu geteert worden, was schön, aber seltsam war, da diese Straße kaum benutzt wurde. Ein behördlicher Irrtum, kein Zweifel. Es war ein Jammer, dass Charles Treadway nicht mehr lebte, der hätte ihnen einen völlig neuartigen Straßenbelag erfunden, damit die ganze Stadt in null Komma nichts zum Stillstand gebracht, den Konservativen, den Liberalen und der N. D. P. einen Gefallen getan und dem ganzen Rest eine Menge Ärger beschert. Was um Himmels willen wollte Jason Bain bloß mit einem Patent von diesem völlig verrückten Erfinder?
    Das Patent war ihre kleinste Sorge; jetzt drehte sich alles um dieses Glas mit den merkwürdigen Bohnen. Sie parkte vor dem einzigen Haus in der Queen Street, das die Bezeichnung »imposant« verdiente, und nahm das Glas vom Beifahrersitz, das sie in eine diskrete braune Papiertüte getan hatte.
    Mrs.   Druffitt erschien an der Vordertür, herausgeputzt für den Club mit einem fliederfarbenen, bedruckten Kleid, makellos weißen Schuhen mit kleinen Schleifchen auf den Zehen und einem beeindruckenden, barrettartigen Queen-Mary-Hut, auf dem violette Veilchen in einem Nest aus lavendelfarbenem Tüll saßen. Janet kannte diese Garderobe gut. Mrs.   Druffitt beklagte sich seit Jahren darüber, dass man immer dasselbe tragen müsse, weil es heutzutage ja nichts Hübsches mehr zu kaufen gäbe; aber jeder wusste, Mrs.   Druffitt fand mehr Entschuldigungen, auch nicht einen Dollar zu viel auszugeben, als jede andere Frau in ganz Kanada.
    Mrs.   Druffitt war vollauf damit beschäftigt, ihre weißen Nylonhandschuhe überzuziehen und in ihrer Handtasche nachzusehen, ob sie die Notizen für die kleine Rede nicht vergessen hatte, mit der sie den heutigen distinguierten Redner im Club vorstellen wollte – deshalb hatte sie keine Zeit für Janet.
    »Guten Tag, Janet. Gehen Sie einfach durch. Ich glaube, ich habe gerade das Garagentor gehört, der Doktor müsste also da sein, ich kann jetzt nicht mehr nachsehen, weil ich so in Eile bin – der Club hat mich ja auf diesen Job festgenagelt, leider.«
    Als wüsste sie nicht, dass jedes einzelne Mitglied des Dienstagsclubs sich ein Bein ausreißen würde, um den
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