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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben
Autoren: Karen Swan
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dabei durchgemacht habe?«
    Â»Na, jetzt weißt du wenigstens, dass es besser ist, mich nicht herauszufordern.«
    Â»Kann man dir denn gar nicht trauen?« Aber seine Augen funkelten belustigt.
    Â»Ich habe mich noch vor keiner Herausforderung gedrückt.«
    Er musterte sie forschend. »Und jetzt weiß ich auch, warum. Eure Mutter hat euch gesagt, dass ihr nie vor neuen Erfahrungen zurückschrecken sollt.« Er griff hinter sich und holte etwas aus seiner Gesäßtasche. Es war ein altes, schon ein wenig angelaufenes Silberarmband mit mehreren Charms. Er bemerkte den Blick, mit dem sie es musterte, ihre Überraschung, es hier zu sehen.
    Â»Fee hat es mir für dich mitgegeben. Sie hat gesagt, es ist eins von zwei identischen Armbändern, die ihr von eurer Mutter geschenkt bekommen habt – ihr letztes Geschenk an euch. Sie sagt, dass du es nach Lilys Tod nicht mehr anlegen wolltest.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte einfach nicht … ich konnte es nicht ertragen, an das erinnert zu werden, was ich nicht mehr war. Es hätte das Leben zu groß, zu überwältigend gemacht. Ich weiß, dass Mutter sich das für uns gewünscht hat. Sie war so eine ungewöhnliche, mutige Frau. Aber als ich dann auch noch Lily verloren habe … Ich konnte es nicht mehr ertragen, so viel zu fühlen. Mein Herz hätte das nicht ausgehalten.«
    Er hob die Hand und streichelte ihre Wange. Sie schmiegte sich in seine Handfläche.
    Â»Fee hat mir den Brief gezeigt. Sie ist alles mit mir durchgegangen.« Er nahm das Armband zur Hand und hielt einen silbernen Anhänger hoch, der ein Buch darstellte. »Der hier, zum Beispiel, steht für Roald Dahl. Eure Mutter wollte, dass ihr all seine Bücher lest. Sie meinte, dass er der einzige Schriftsteller ist, dessen Fantasie und Kreativität es mit denen eines Kindes aufnehmen konnten.«
    Laura schaute ihn mit feuchten Augen an.
    Â»Mit diesem Schraubenschlüssel will sie euch sagen, dass ihr lernen sollt, wie man einen Autoreifen wechselt. Und mit diesem Nudelholz, dass ihr lernen sollt, wie man einen einfachen Mürbeteig zubereitet. Backen und Reifenwechseln – beides unverzichtbare Dinge, wenn man im Leben zurechtkommen will. Und das wollte sie: dass aus euch tüchtige, selbstständige Menschen werden.«
    Er drehte das Armband weiter, legte einen anderen Anhänger auf seine Handfläche. Laura ließ die kleinen silbernen Symbole nicht aus den Augen, hütete sie wie einen Schatz. »Dieser Nimbus steht für die Aurora borealis. Sie meinte, näher könne man dem Himmel von der Erde aus nicht kommen. Sie wollte, dass ihr sie euch anseht.« Er schaute zu Laura auf. »Hast du?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Dann fahre ich mit dir dorthin. Wir werden uns die Nordlichter zusammen ansehen.« Als er ihren überraschten Ausdruck sah, senkte er verlegen den Blick und machte rasch weiter. »Dieses Kaninchen steht für Haustiere. Sie wollte, dass ihr Haustiere habt – eure Mutter war der Meinung, dass Tiere Kindern helfen zu lieben, was besonders für solche Kinder wichtig ist, die einen geliebten Menschen verloren haben.«
    Â»Da hatte sie recht«, murmelte Laura.
    Â»Und diese Flagge sollte euch ermuntern, eine Fremdsprache zu erlernen und euren Weg in die Welt hinaus zu wagen. Der Aga steht für das eigene Heim … Und dieses Streichholz soll an das Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzchen erinnern. Und dein Recht, so zu leben – oder zu sterben –, wie du es für richtig hältst.«
    Er drehte das Armband weiter, eine Erkundungsreise durch ihr Leben.
    Â»Der Luftballon und der Seestern stehen für einen Spruch, den sie erfand: ›den Boden küssen und den Himmel streicheln‹. Deshalb wohl die Ballon-Safari und der Tauchkurs nach deinem Studium, stimmt’s?«
    Â»Mum wollte, dass wir in die tiefsten Tiefen der Erde hinabtauchen und die höchsten Höhen erklimmen. Sie dachte, wir würden uns an den Extrempunkten des Lebens am lebendigsten fühlen. Deshalb haben Lily und ich jedes Jahr so was gemacht.«
    Â»Wie Paragliding?«
    Laura nickte.
    Rob starrte sie an. »Deine Mutter scheint eine ganz erstaunliche Frau gewesen zu sein.«
    Â»Ja, das war sie«, sagte Laura. Ihre Augen füllten sich mit Tränen – sie war heute zu oft an ihre emotionalen Grenzen gelangt.
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