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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben
Autoren: Karen Swan
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geglaubt, ich könnte dich dazu bringen, mich zu lieben, einfach, weil ich es mir so sehr gewünscht habe. Es war dumm von mir anzunehmen, weil Lily mich geliebt hat, würdest du mich auch lieben.«
    Â»Nein, das war überhaupt nicht dumm, Jack. Es war damals das Einzige, was uns aufrecht gehalten hat. Es hat uns das Gefühl gegeben, dass sie noch bei uns ist. Aber sie …«, ihre Stimme brach, sie holte tief Luft, »sie hat uns verlassen. Und sie kommt nie wieder zurück. Ich schaue in den Spiegel, und ich sehe ihr Gesicht. Und manchmal wünsche ich mir so sehr , dass es wirklich ihr Gesicht ist, das mich anschaut. Aber das ist es nie. Es ist immer nur meins. Und das kann ich einfach nicht ertragen.« Sie wandte den Kopf ab, presste die Fingerknöchel an ihre Wangen. Tränen strömten jetzt über ihr Gesicht. »Ich dachte, wenn ich so tue, als ob ich sie wäre, würde es alles erträglicher machen. Aber ich sehe bloß aus wie sie. Ich bin überhaupt nicht wie sie. Ich bin weder so witzig noch so lieb oder so geduldig wie sie. Ich bin nicht so großzügig oder so mutig oder …«
    Â»Wie kannst du so was sagen?«, unterbrach Fee empört. »Nach allem, was du für Dan getan hast? Wie kannst du da an deinem Mut oder an deiner Großzügigkeit zweifeln? Mein Bruder ist in deinen Armen gestorben! Dein Mitgefühl war das Letzte, was er in diesem Leben spüren durfte.«
    Laura schluchzte auf. »Aber das hieß …«
    Fee ließ sich vor ihr auf die Knie fallen. Ihr Sandwich rollte vergessen auf den Boden und direkt in Arthurs Maul. »Dass Lily allein sterben musste? Ja, ich weiß. Und das tut mir sehr, sehr leid … Es tut mir leid, dass du dich nicht von ihr verabschieden konntest. Aber du warst ja auch ein Opfer, Laura. Es war nicht deine Schuld, dass du nicht gemerkt hast, dass sie auch dort gewesen war. Du standest unter Schock. Du lagst wochenlang im Krankenhaus.« Sie wurde still. Wirkte auf einmal viel älter. »Und es war nicht deine Schuld, dass du nicht zur Beerdigung kommen konntest. Die Ärzte hatten recht, dich dafür noch nicht zu entlassen.«
    Laura schlug die Hände vors Gesicht, wieder flossen Tränen.
    Â»Aber du musst dich irgendwann von ihr verabschieden«, sagte Fee leise und fest.
    Â»Das weiß ich. Hier.« Sie tippte sich an die Stirn. »Aber ich kann einfach nicht!« Sie schüttelte untröstlich den Kopf.
    Fee sagte: »Es gibt ein altes jüdisches Sprichwort, das heißt: ›Wenn ich sie bin, wer wird dann ich sein?‹« Laura schaute ihre kleine Freundin verblüfft an. Fee zuckte mit den Schultern. »Du musst sie loslassen und wieder du selbst sein. Ich glaube, ich habe die wahre Laura noch gar nicht kennen gelernt.«
    Â»Die würdest du nicht mögen, glaub mir«, schniefte Laura.
    Â»Ha! Das glaubst auch nur du!«
    Laura schaute Fee an. Wie unerschütterlich treu sie war! »Ich weiß noch, dass dein Gesicht das Erste war, was ich sah, als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam.«
    Â»Du Arme!«, versuchte Fee zu scherzen.
    Â»Du bist nicht von meiner Seite gewichen.«
    Â»Du bist auch nicht von Dans Seite gewichen«, sagte Fee, und das Lächeln glitt von ihrem Gesicht wie das Wachs einer sanft schmelzenden Kerze. »Wir sind für immer miteinander verbunden, Laur. Ich bin die kleine Schwester, die du nie haben wolltest, und ich werde immer deine Freundin sein, ich kann gar nicht anders. Aber du bist mir nur hierher gefolgt, weil du es nicht ertragen konntest, weiter dort zu leben, wo du vorher so glücklich warst. Und Jack«, sie schaute Jack an, »du bist Laura hierher gefolgt, weil du dich nicht von dem Gesicht trennen konntest, das du so geliebt hast. Wir haben uns aneinandergeklammert, weil wir dachten, dass wir auf diese Weise Dan und Lily am Leben halten könnten. Das hat uns anfangs vielleicht geholfen, aber jetzt schadet es uns nur noch. Wir müssen alle unseren eigenen Weg weitergehen – selbst wenn es bedeutet, dass wir ihn getrennt gehen müssen.«
    Das Schweigen legte sich wie eine dunkle Decke über sie. Fees Worte bestätigten nur das, was Laura schon länger spürte, schon seit Verbier. Es jetzt aus dem Mund ihrer chaotischen, weisen Freundin zu hören war wie eine Absolution.
    Sie schaute erst zu Fee, dann zu Jack – sie waren ihre Familie. Mit gesenktem Blick
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