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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug
Autoren: David Christie Murray
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Fußes die Treppe hinan: halbwegs oben blieb er stehen und lauschte. Er vernahm ein Geräusch hinter sich.
    »Hallo!« sagte er. »Sie hier? Sie sind spät daran!«
    »Nein, Reuben,« erklang eine unerwartete Stimme über ihm; »wir sind ganz pünktlich!«
    Plötzlich fiel ein Strahl aus einer Diebslaterne auf sein Gesicht und blendete ihn für einen Augenblick. Die ihm folgenden Schritte kamen die Treppe herauf. Der umgarnte Schurke fuhr mit der Hand in die Tasche seines leichten Staubrockes, faßte dort einen Revolver, und ohne sich zum Herausziehen der Waffe Zeit zu lassen, feuerte er ihn durch den Stoff hindurch in der Richtung nach dem Licht über ihm ab. Dann wandte er sich um und drückte noch einmal ab auf ein häßliches Gesicht, das gerade in der Schußlinie aus dem Dunkel rasch zu ihm emporstieg.
    »Aufgepaßt, Jim!« brüllte Prickett von oben und im nämlichen Augenblick ließ er sich vom oberen Treppenabsatz mit aller Macht auf Gale herunterfallen und ritz diesen im Sturze mit sich. Im selben Augenblick erdröhnte der Donner aufsneue, aber trotzdem vernahm man einen dritten Schuß. Das Rollen des Donners erstarb in der Ferne und Todesstille herrschte in dem Raum.
    »Jemand verwundet?« fragte Prickett, sich mühsam erhebend.
    »Ich muß in zwei oder drei Stücke gegangen sein,« erwiderte White, »aber die Hauptsache scheint hier zu liegen. Wahrhaftig, Meister, Sie haben ihn stumm gemacht!«
    »Halten Sie ihn fest,« sagte Prickett; »er ist schlau wie der Satan und stark wie ein Löwe. Ich will die Laterne droben holen, ich habe sie fallen lassen, ehe ich heruntersprang. Dann wollen wir ihn einmal näher betrachten. Jim, mich soll der Kuckuck holen, wenn ich nicht den Arm gebrochen habe. Wenn Sie dem Kerl eins versetzen müssen, solange ich droben bin, so schlagen Sie ihn kräftig nieder – auf meine Verantwortung!«
    »Den braucht man nicht mehr niederzuschlagen,« antwortete White, während sein Vorgesetzter mühsam die Treppe hinaufkroch. »Herr,« rief er dann plötzlich in verändertem Ton, »ich kann nicht einmal mehr seinen Atem fühlen!«
    »Passen Sie auf, daß er Sie nicht prellt!« rief Prickett zurück. »So, da brennt die Laterne noch, als ob sie wüßte, daß man sie braucht. Das heiß' ich Glück!«
    Stöhnend und hinkend und seine Beschwerden übertreibend, kam er die Treppe herab, in der Absicht, den Gefangenen in Versuchung zu führen, falls er sich verstellte.
    »Es ist besser, James, wir legen ihm die Fesseln an, solange er sich ruhig verhält! Wir werden ihn wohl ein wenig untersuchen müssen und dann geht's um so besser, wenn er wieder zu sich kommt.«
    Er ließ das Licht voll auf Gales Gesicht fallen und kniete dann neben ihm nieder. Der Einbrecher lag in ganzer Länge ausgestreckt, den einen Arm hinter sich gebogen auf der Erde.
    »Diesmal hat er seinen Lohn erhalten,« sagte Prickett feierlich. »Er ist maustot. Ich sprang in der nämlichen Sekunde, in der er den letzten Schuß abgab. Dadurch muß ich seine Hand umgedreht haben, und die Kugel hat ihn ins Herz getroffen. Da, sehen Sie!«
    Die Morgenblätter brachten den drei Gästen in Wootton Hill House eine neue, entsetzliche Sorge. Mit einem Schrei sprang Janet vom Frühstückstisch auf und stürzte aus dem Zimmer. Frau Wyncott und Edith, die ihr nachgeeilt waren, fanden sie leichenblaß und zitternd in der Halle stehen, die Zeitung, in der sie gelesen hatte, zerknittert in der Hand haltend.
    »Es liegt Blut auf ihnen,« schrie sie. »Der Mann – einer der Männer – ist getötet worden!«
    Sie führten sie ins Zimmer zurück und versuchten sie zu beruhigen, aber sie wußten nicht, was ihr so entsetzliche Angst einflößte. Elphinstone und Arnold verstanden sie sofort, nachdem sie den Artikel, der sie erschreckt hatte, ebenfalls gelesen hatte.
    Er war überschrieben: »Verzweifelter und verhängnisvoller Zusammenstoß mit einem Einbrecher« und berichtete die Art und Weise von Reuben Gales Tod und die Entdeckung der Fräulein Pharr geraubten Juwelen auf seinem Körper.
    Nach einer hastigen Beratung mit dem Doktor eilte Arnold in die Stadt, um Prickett sofort zu Rate zu ziehen. Dieser würdige Mann lag mit einem gebrochenen Arm im Bett, das er einige Tage hüten sollte, um das Hinzutreten von Fieber zu vermeiden.
    »Sie brauchen sich nicht zu ängstigen,« sagte er, als Arnold ihm den Grund seines Kommens erklärt hatte. »Herrn Wyncott Esdens Name wird in dieser Sache so wenig mehr genannt werden als der Ihre. Es wird eine
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