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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug
Autoren: David Christie Murray
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Ihretwillen freue und erleichtert fühle, daß Sie diesen Weg eingeschlagen haben. Ich möchte mir nichts herausnehmen, Herr Esden, aber ich habe stets ein achtungsvolles, freundliches Interesse an Ihnen genommen, seitdem ich Sie zum erstenmal gesehen habe. Die Gefühle dürfen auf die Pflicht keinen Einfluß ausüben, aber es hat mir sehr weh gethan, Ihnen nachspüren zu müssen, und ich bin froh, daß die Sache mir nun aus der Hand genommen ist. Es steht Ihnen frei, zu gehen, und ich werde mit Freuden berichten, was geschehen ist. Natürlich erwarten wir von Ihnen, daß Sie uns, soweit es irgend in Ihrer Macht steht, unterstützen und uns unser Spiel mit Reuben nicht verderben.«
    »Ich bin frei?« fragte Esden wieder in demselben müden, gleichgültigen Ton.
    »Ja, Herr Esden,« entgegnete Prickett, »so lautet mein Auftrag.«
    »Wer hat ihn Ihnen gegeben?« fragte Wyncott, auf den Tisch stierend.
    »Doktor Elphinstone und Herr Arnold Esden.«
    Einen Augenblick lang blieb Wyncott schweigend sitzen, dann fuhr er sich mit dem Taschentuch über die Stirn und trommelte auf den Tisch.
    »Was hat Ihren Verdacht auf mich gelenkt?« fragte er schließlich, wie wenn dies doch noch ein wenig Interesse für ihn hätte.
    »Ich hatte eine ganze Reihe Anhaltspunkte dafür,« entgegnete Prickelt, als ob er die Neugierde des andern für ganz gerechtfertigt hielte. »Da haben wir erst Ihre Fahrt nach Hemsleigh, und die von Sandy Park nach London; dann Ihr Benehmen, als ich Ihnen das Werkzeug zeigte; Ihre Unterredung mit Gale in meiner Anwesenheit und Ihr zweiter Besuch bei ihm, als ich weg war; ferner das Tintenfläschchen auf Ihrem Kamin und die Schrammen an Ihrer Thür.«
    »Ah!« sagte Wyncott, nachdem er diese Aufzählung schweigend angehört und darüber nachgedacht hatte. »Ich war ein Narr!«
    Prickett nickte beistimmend und traurig mit dem Kopf, gab aber keine Antwort.
    »Sie scheinen einen Teil des Geldes zurückgebracht zu haben, Herr Esden; aber die Edelsteine sind die Hauptsache. Wo sind sie?«
    »Gale hat sie aus meiner Wohnung geraubt,« erwiderte Esden, ohne aufzusehen. Nun, da die Sache geschehen war, schien ihm alles einerlei zu sein. Der innere Widerstreit hatte sich beruhigt und die Scham und alle seine Sorgen schienen entschwunden zu sein.
    »Herr mein Gott,« sagte Prickett, »hat dieser Kerl Glück! Es scheint, er darf thun, was er will, und man kann ihn doch nie fassen! Nun hätten wir ihn so schön gehabt und er spaziert, die Hände in den Hosentaschen, frank und frei dahin!«
    »Sie wollen ihn auch laufen lassen?« fragte Esden. »Vermutlich um meinen Ruf zu retten?«
    »Vermutlich.«
    »Nun, dann haben Sie die Rechnung ohne mich gemacht. Ich lasse Gale selbst verhaften, sobald ich von hier fortgehe.«»Herr Esden,« entgegnete Prickett, »ich habe meine Verhaltungsmaßregeln erhalten und werde mich danach richten. Man will die Sache vertuschen und sie wird vertuscht werden. Ich glaube wohl, daß die Herrschaften dies zum Teil um Ihretwillen thun, aber sie thun es auch um ihrer selbst willen.«
    »Sie sagen also, daß Gale ungestraft davonkommen wird?« fragte Esden wieder und schlug dabei seine Augen auf, in denen ein neues, unheilverkündendes Licht glühte.
    »Was ist da zu wollen, Herr Esden?« erwiderte Prickelt. »Sie beide sind zu sehr miteinander verhängt. Wenn man Sie entwischen ließe und Gale beim Kragen nähme – was würde dies den zurückbleibenden Herrschaften nützen?«
    Wyncott dachte nicht an die zurückbleibenden Herrschaften; es kam ihm auch nicht im entferntesten der Gedanke, daß er all die Zeit her vielleicht zu wenig an deren Interesse gedacht hätte.
    »Mag geschehen, was will,« sagte er mit wilder Energie, »Gale wird nicht entkommen.«
    »Gewiß wird er dies, Herr Esden; Sie beide sind zu fest aneinander gekettet. Unter uns gesagt, Herr Esden, Sie können ihm kaum übler gesinnt sein, als ich. Erst vor wenigen Tagen haben Sie mir ihn entrissen und ich habe ihm fünf Jahre lang nachgespürt. Hätte er dies Geschäft glatt erledigen können, so hätte er seine Thätigkeit in den Vereinigten Staaten fortgesetzt, aber nun, da ihm diese Sache mißglückt ist, wird er sich hier wieder an die Arbeit machen und selbst sein schlimmster Feind kann das Ende abwarten.«
    »Was wollten Sie damit sagen, daß Sie von seiner Thätigkeit in den Vereinigten Staaten sprachen?«
    »Nun,« antwortete Prickett, »er geht ja doch hinüber, wenigstens hat er es vor. Er hat schon die Ueberfahrt
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