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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug
Autoren: David Christie Murray
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bezahlt für sich und einen Diebskameraden, einen Steinschneider. Mit dem am Samstag abfahrenden Schiff will er reisen – nur daß jetzt nichts daraus werden wird.«
    »Der niederträchtige Schurke!« schrie Esden, der in seiner Wut über diese Entdeckung sogar seine eigne Schandevergaß. »Auf morgen nacht hat er mich zu einer Zusammenkunft bestellt, um die Hälfte der Belohnung in Empfang zu nehmen.«
    »Haha, das hat er im Schild geführt – Hab' mir's wohl gedacht! Vermutlich war auch ausgemacht, daß er die Hälfte des Gewinnes bringen sollte, sobald die Steine geschnitten wären? Nun, ich muß sagen, Herr Esden, auf mein Wort ...« Pricketts Mitleid mit der Einfalt Wyncotts ließ sich kaum in Worten ausdenken. »Oh Gott, oh Gott! Daß Sie auch nur eine Minute lang darauf hereinfallen konnten!«
    Er sank auf seinen Stuhl zurück und schien Betrachtungen über die Dummheit der Menschen im allgemeinen anzustellen! vorwurfsvoll schüttelte er erst den Kopf und nickte dann schließlich in gottergebener Hoffnungslosigkeit vor sich hin.
    »Vermutlich,« fuhr er fort, »sollte dann auch eine Art Scheinkampf stattfinden? Sie sollten wohlgebunden und womöglich mit Ihrem eignen Taschentuch geknebelt aufgefunden werden. Mein Gott, mein Gott!«
    »Meinen Sie, ich werde den Halunken, der mich in dieser Weise für Narren zu halten wagte, ohne einen Denkzettel entkommen lassen? Wenn Sie ihn nicht fassen, so mache ich's ihm wie er dem Hausmeister, und jage ihm eine Kugel durch den Kopf.«
    »Das werden Sie nicht thun, Herr Esden; das ist gerade so wenig Ihre Sache als die meine. Dagegen können Sie mir sagen, wo Sie mit ihm zusammenkommen sollten. Es wird natürlich ein stiller, entlegener Ort sein, und ich möchte Gate womöglich auch in der Stille erwischen.«
    »Von mir aus können Sie ihn fassen, wo und wann Sie wollen,« sagte Esden bitter; »mir ist es ganz einerlei.«
    Dann beschrieb er den Platz, an dem die schmachvolle Komödie hatte aufgeführt werden sollen. Am westlichsten Ende von Holborn stand eine Reihe zum Teil schon abgebrochener Häuser. Ein Freund Gales hatte alle Schlösser, Schlüssel und Thürklinken in Bausch und Bogen gekauft, und Gate hatte unbehindert Zutritt zu den verlassenenHäusern und konnte sie, ohne Verdacht zu erregen, benützen. Esden bezeichnete das Haus und das Zimmer genau, in dem die Zusammenkunft stattfinden sollte, und übergab Prickett den Schlüssel, der ihm selbst Zutritt hätte verschaffen sollen.
    »Danke schön, Herr Esden,« sagte Prickett, der bei der ganzen Unterredung den achtungsvollen Ton beibehalten hatte, in dem er mit Esden zu verkehren pflegte, ehe ein Flecken auf dessen Ehre gefallen war.
    »Falls Sie zufällig ein Privatsiegel bei sich haben, möchte ich Sie bitten, diese Tasche zu versiegeln, dann bringe ich sie sofort nach Wootton Hill.«
    Esden löste ein Petschaft von seiner Uhrkette und Prickett versiegelte die Tasche aufs Sorgfältigste.
    »Wenn Sie sich irgendwie einmischen,« begann Prickett wieder, »so können Sie nur sich selbst und Ihren Freunden schaden. Ich hoffe, Sie werden nichts Derartiges thun, denn ich habe Gale ganz sicher; er denkt nicht daran, das Land zu verlassen, ohne das gestohlene Gut mitzunehmen, und dadurch ist er mir jeden Augenblick sicher. Was ich Ihnen sage, Herr Esden, ist zu Ihrem eignen Besten. Sie sind glücklich davongekommen, aber nun stehen Sie sich nicht selbst im Licht und nehmen Sie sich's nicht allzu sehr zu Herzen. Lieber Gott, Herr Esden, Sie sind nicht der erste Gentleman in der Welt, der einen dummen Streich gemacht hat, und werden auch nicht der letzte sein. Du lieber Gott, was könnte ich Ihnen für Geschichten erzählen!«
    Damit stand Prickett auf, nahm seinen glänzenden Hut von einem Nagel hinter der Thüre, ergriff die Handtasche und seinen Stock und stand dann zum Fortgehen bereit vor Esden.
    »Ich denke, ich werde doch noch das Recht haben, mich zu verteidigen,« sagte Wyncott voll Selbstverachtung. »Es ist am besten, Sie sagen in Wootton Hill alles, wenn Sie es ihnen überhaupt sagen. Gale gab mir die Brechstange zum Andenken, und als meine Aufwärterin meine Sachen packte, schickte sie sie aus Versehen mit nach Wootton Hill. Durch Zufall bin ich letzten Montag über Wootton Hillhinausgefahren und dachte mit keinem Gedanken daran, bis ich das Haus ganz leer und die Gelegenheit so günstig als möglich fand. Ich habe hundert und sechzig Pfund genommen, um einen Wechsel zu decken, für den ein armer Teufel, ein
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