Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug
Autoren: David Christie Murray
Vom Netzwerk:
Freund von mir, sich vor drei Monaten verbürgt hatte. Ich wollte diese Summe nehmen und nichts weiter, und hatte sobald als möglich die tausend Pfund anonym zurückgeschickt. Ich wollte Gale die Hälfte der Belohnung zahlen, um sein Schweigen zu erkaufen, obgleich ich ein Jahr lang wie ein Bettler hätte leben müssen, um seinen Anteil zurückzahlen zu können. Er begnügte sich nicht damit, aber ich will mich nicht von einem Schurken wie er einer ist, in ein Verbrechen hineindrängen lassen.«
    »Der Herr, der sich für Sie verbürgt hat, steht wohl selbst nicht gut?« fragte Prickett.
    »Er wäre zu Grund gerichtet gewesen, wenn er das Geld verloren hätte. Er hat eine kranke Frau und sechs Kinder und ich halte ihn für den hilflosesten, thörichtesten Menschen unter Gottes Sonne.«
    »Sie können sich darauf verlassen, Herr Esden, daß ich dies alles sagen werde,« sagte Prickett, »und es wird im Erzählen nicht verlieren.«
    Darauf wechselten sie nur noch wenige Worte und trennten sich auf dem Bahnhof von Charing Croß voneinander.

Siebzehntes Kapitel.
    Als Prickett in der Dämmerung des Sommerabends in Wootton Hill House eintrat, fand er Elphinstone und Arnold allein in dem Zimmer des Arztes und hoffte, von den Damen unbemerkt dorthin gelangt zu sein. Allein kaum fünf oder sechs Minuten, nachdem er gekommen war, erfuhr es Janet, und neugierig zu hören, ob irgend eine neue Verwicklung eingetreten sei, eilte sie hinauf. Sie war derAnsicht, daß sie ein Recht darauf habe, alles zu wissen, denn die Juwelen gehörten ihr, und da sie, und sie allein den Musikanten bezahlte, durfte sie auch wohl dem Tanz zusehen.
    Als sie vor dem Zimmer stand, hatte sie ein Gefühl, als ob sie jemand zurückhielte, – eine jener Ahnungen, die oft selbst den aufgeklärtesten Geist abergläubisch machen können. Wie, dachte sie, wenn nun Arnold und Elphinstone, deren verstörtes Wesen ihr schon bei Tisch aufgefallen war, ihr etwas Entsetzliches verbargen, das sie viel besser gar nicht zu wissen begehrte. Beinahe wäre sie wieder umgekehrt, da vernahm sie aber aus dem Zimmer ein undeutliches Murmeln, in dem sie Pricketts Stimme erkannte.
    »Gestanden?« ertönte nun Arnolds Stimme. »Oh, Wyncott! Wyncott!«
    Ohne weitere Ueberlegung riß sie nun die Thür auf und stand vor den dreien, die sie überrascht anblickten.
    »Geliebtes Herz,« rief Arnold ihr entgegeneilend, »du darfst nicht hier bleiben!«
    Erst lange nachher erinnerten sie sich beide der zärtlichen Worte, die er gerade jetzt unbewußt an sie richtete; für den Augenblick hatten sie andres zu denken.
    Sie schloß die Thür hinter sich und lehnte sich daran an.
    »Ich wollte nicht –« stammelte sie. »Ich wußte nicht –«
    »Bitte, bitte, lassen Sie uns allein!« bat Arnold.
    »Offenbar hat diese sonderbare Erregung eine Ursache,« erwiderte sie, mühsam Atem holend und am ganzen Körper zitternd. »Wenn ich ein Recht habe, es zu erfahren, so sagen Sie es mir. Habe ich dies Recht nicht, so will ich gehen.«
    Sprachlos war Elphinstone in seinen Armsessel gesunken, Arnold war ganz außer sich und nur Prickett verlor seine Ruhe nicht.
    »Sie werden es mir sagen, Herr Prickett,« wandte sie sich an diesen. »Wenn es etwas ist, was sich auf den Raub bezieht, so habe ich ein Recht, es zu wissen, und Sie müssen es mir sagen.«
    Prickett führte sie zuerst zu einem Sitz; dann sagte er: »Diese Herren wollten Ihnen einen Schmerz ersparen.«
    »Ich zweifle nicht, daß sie es gut gemeint haben,« antwortete sie atemlos und blickte mit blassem, entschlossenem Gesicht um sich. »Setzen Sie sich, Herr Arnold. Und nun erzählen Sie uns, bitte, alles, Herr Prickett!«
    Arnold barg seine Stirn in den Händen und der Doktor saß da wie ein Mann, der eine schwere Erschütterung gehabt hat, aber nun entschlossen ist, allem ins Gesicht zu sehen.
    Prickett kehrte an seinen alten Platz zurück, legte die Hände auf die schwarze Handtasche und begann die ganze traurige Geschichte zu berichten. Selbst Wyncott, wenn er einen andern in dieser Lage hätte verteidigen müssen, hätte es nicht besser machen können, denn Prickett empfand in Wahrheit all das, was die Advokaten nur zu heucheln pflegen. Scotland Yard hatte sich in den ersten Verteidiger des Angeklagten verwandelt.
    »Er ist ganz niedergeschmettert,« schloß Prickett, »und es sollte mich nicht wunder nehmen, wenn er sich selbst ein Leid anthäte. Der Herr, der sich für ihn verbürgt hat, steht sehr schlecht. Sechs Kinder, eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher