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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug
Autoren: David Christie Murray
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kranke Frau und das denkbar schlechteste Geschäft in der City. Es ist eine sehr traurige, sehr peinliche Angelegenheit, aber sie spielt nur in der Familie und kann in der Stille erledigt werden. Doktor Elphinstone und Herr Arnold Esden waren der Ansicht, daß die Sache zu vertuschen sei. Sie, gnädiges Fräulein, werden wohl der nämlichen Meinung sein?«
    Janet weinte, gab sich aber Mühe, ihre Thränen zu unterdrücken, um aufzumerken; ab und zu warf sie einen verstohlenen Blick auf Arnold, dessen beschämte, gebrochene Haltung ihr weh that – ihn schien es am härtesten getroffen zu haben. An Wyncott konnte sie weder mit Zorn noch mit Verachtung denken; sein Fall schmerzte sie, aber mehr für Arnold als für sie selbst. Wie weh mußte es diesem Mann mit seinem feinen Ehrgefühl thun, einen Mann, der ihm wie ein Bruder gewesen war, als Dieb kennen zu lernen.
    »Hier, gnädiges Fräulein,« fuhr Prickett, auf die Reisetasche deutend, fort, »hier sind die achthundertundvierzig Pfund, die mir Herr Esden zurückgebracht hat – vielleicht haben die Herren die Güte nachzusehen, ob die Siegel in Ordnung sind.«
    Arnold und Elphinstone betrachteten die Tasche und fanden die Siegel in Ordnung.
    »Und nun kann ich wohl die Siegel abnehmen, gnädiges Fräulein, und Ihnen Ihr Eigentum ausfolgen!«
    Er ließ seinen Worten sofort die That folgen und legte die Säckchen auf den Tisch.
    »Herr Doktor!« rief Janet. »Arnold! Helft mir! Sagt mir, was ich thun soll!«
    Auf diese Aufforderung traten beide an den Tisch; Arnold streckte eine Hand nach dem Gold aus, zog sie aber schaudernd wieder zurück.
    »Es wäre am besten, er ginge fort,« sagte Janet. »Wir könnten seinen Anblick und er den unsern nicht mehr ertragen. Arnold, gehen Sie zu ihm! Sprechen Sie mit ihm! Nehmen Sie dies fürchterliche Geld mit; zwingen Sie ihn, es zu behalten und fortzugehen, und nehmen Sie ihm das Versprechen ab, niemals mehr von sich hören zu lassen!«
    »Das ist der beste Ausweg,« stimmte ihr Elphinstone zu. »Sie sind ein gutes Geschöpf, Janet. Wir werden das später untereinander abmachen. Meine Tage sind gezählt, und das, was ich hinterlasse, habe ich Ihnen, Arnold, und diesem übelberatenen Thoren bestimmt. Sie müssen nun die ganze Last allein auf sich nehmen, aber soviel wollen wir jedenfalls für ihn erübrigen.«
    Damit deutete er auf die Goldsäckchen auf dem Tisch und begann dann niedergeschlagen im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Sie werden gehen?« wandte sich Janet stehend an Arnold.
    »Ja, ich danke Ihnen von Herzen und will gehen. Sind Sie bereit, Herr Prickett?«
    Dieser antwortete nur mit einem Nicken, packte dasGeld wieder ein, grüßte ehrerbietig und folgte Arnold hinunter.
    »Es ist gut gemeint, Herr Esden,« sagte Prickett zu dem Geistlichen, als sie sich etwas vom Haus entfernt hatten, »aber Herr Wyncott Esden wird seinen Stolz herauskehren und es nicht annehmen.«
    »Er wird es annehmen müssen,« entgegnete Arnold streng.
    Schweigend legten sie den Weg nach der Bahn und die Fahrt nach der Stadt zurück. Dort angelangt fuhren sie nach Wyncotts Wohnung, der ihnen selbst die Thür öffnete und beim Anblick seines Vetters den Kopf senkte. Er wurde bald blaß, bald dunkelrot und sank in einen Armsessel, sobald er wieder ins Zimmer getreten war, was er vor seinen Gästen that.
    »Es war unser Wunsch, die Wahrheit, die du gestanden hast, vor Fräulein Pharr geheim zu halten, aber sie hat unser Geheimnis entdeckt. Es wird von uns allen bewahrt werden. Sie sendet dir dies Geld zurück und hofft, du werdest gehen und uns nicht mehr belästigen.«
    »Ich werde euch niemals mehr belästigen,« erwiderte Esden, »aber ich nehme dies Geld nicht – ein solcher Schurke bin ich doch noch nicht.«
    »Du wirst jede Demütigung und Strafe annehmen, die dir auferlegt wird,« sprach Arnold mit kalter, fürchterlicher Verachtung, »Du wirst dies Geld nehmen und gehen. Höre gefälligst und verstehe recht. Wir, denen du über alles Maß, über jede Möglichkeit einer Vergebung hinaus Schande gemacht hast, sind nicht gesonnen, uns von dir noch weiter entehren zu lassen. Wir wollen die Schande, dich herumlungern zu sehen, die Schande deiner gesellschaftlichen Aechtung oder deiner Dürftigkeit in fernen Landen nicht ertragen. Dies Geld wird dir nicht in rachsüchtigem Sinn geboten – wir wollen uns nur gegen dich schützen, das ist alles!«
    »Ihr könnt mich verhaften lassen, wenn ihr wollt; ich habe das selbst thun wollen.«
    »Die
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