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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel
Autoren: Irene Scharenberg
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Gerstenschneider hat uns in Bezug auf das Motiv für den Selbstmord geleimt. Und nun spielt dieser Ignorant nicht mit.«
    »Wenn Sie mich fragen, würde der total anders reagieren, wäre unser Verdächtiger ein Bergmann oder ein Hochofenarbeiter.«
    »Schon möglich, aber Gerstenschneider ist nun einmal Arzt. Ihre tiefschürfende Erkenntnis bringt uns auch nicht weiter.«
    »Was könnte unseren Staatsanwalt überzeugen?«, lenkte Barnowski schnell ab.
    »Die Übereinstimmung der DNA-Analysen.«
    »Aber das Erbgut von dem Arzt müssen wir doch erst einmal haben.«
    »Genau das dürfen wir uns immerhin holen. Wir fahren jetzt gleich los. Und zwar zu ihm nach Hause, in der Praxis hat sich um diese Zeit niemand mehr gemeldet. Ich hätte dem Gerstenschneider die Speichelprobe allerdings lieber in der Untersuchungshaft abgenommen. Niemand weiß, was der anstellt, wenn er sich durch die Aufforderung in die Enge getrieben fühlt.« Er schlug mit der flachen Hand auf seine Schreibtischunterlage, so dass Barnowski unwillkürlich zusammenfuhr. »Auch der feine Herr Staatsanwalt kann dafür keine Garantie übernehmen.«
    »Und wie gehen wir jetzt am besten vor?«
    »Wir schauen, wie er reagiert. Auf seine Augen bin ich sehr gespannt. Und bei dem leisesten Verdacht auf Fluchtgefahr wird er observiert, bis wir endlich zuschlagen dürfen.« Erneut krachte seine Rechte auf die Schreibtischplatte. Diesmal war Barnowski jedoch vorgewarnt. »Vielleicht wird uns das unnötige Arbeit machen, nur weil ein gut bezahlter Schwachkopf nicht mitdenken kann.«
    »Vielleicht läuft ja alles besser, als Sie erwarten«, versuchte Barnowski, ihn zu beschwichtigen.
    »Ich habe einfach ein sehr, sehr ungutes Gefühl bei der Sache. Stellen Sie sich die Situation doch einmal vor. Gerstenschneider ist der Täter und weiß genau, dass ihn eine DNA-Analyse überführen wird. Bis der Abgleich mit dem Material unter den Nägeln des Opfers tatsächlich vorliegt, läuft er als freier Mann herum.«
    »Scheiß Lochhausner«, fasste Barnowski die Lage auf seine Weise zusammen.
    »Zumal wir wahrscheinlich auch die anderen Fälle aufklären können, wenn wir Gerstenschneider erst mal haben. Denn schließlich waren alle Opfer Patienten bei ihm. Das kann doch kein Zufall sein. Und um den schnappen zu können, holen wir uns jetzt den nötigen Beweis.«
    »Okay, es geht los«, stimmte Barnowski zu und erhob sich.

    Die Fahrt nach Essen dauerte länger als erwartet. Ein Stau vor Holsterhausen kostete sie etliche Minuten. Während Barnowskis rechter Fuß in regelmäßigem Abstand zwischen Gas und Bremse wechselte, trommelten Pielkötters Finger auf der Ablage hinter der Windschutzscheibe herum. Sein Magen begann zu grummeln. Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Von diesem Stau würde es nicht abhängen, ob sie Gerstenschneider erwischten. Warum um alles in der Welt rannen nun Schweißperlen an seinen Schläfen entlang? Er drehte die Heizung herunter, aber das schien nicht zu helfen. Pielkötter konnte sich nicht erinnern, jemals derart nervös gewesen zu sein. Seltsam, dieses Gefühl, als würden sich die Magenwände zusammenziehen, es war neu. Dabei hatte er schon so viele Einsätze erlebt.
    Endlich nahm Barnowski die nächste Ausfahrt und brauste auf Schleichwegen in Richtung Innenstadt. Offensichtlich kannte er sich hier aus. Das Navi hatte er jedenfalls nicht eingeschaltet. In rekordverdächtiger Zeit parkte sein Mitarbeiter vor dem neuen Wohnkomplex »Grüne Mitte Essen« unweit der Universität.
    »Arm scheint unser Doc nicht gerade zu sein«, bemerkte Barnowski, nachdem er ausgestiegen war und einen anerkennenden Blick auf die Anlage geworfen hatte.
    »Möchte nur wissen, ob er sein Geld allein mit der Praxis verdient«, entgegnete Pielkötter ernst.
    Gemeinsam liefen sie zu dem Haus, in dem Gerstenschneider eine Eigentumswohnung besaß. Barnowski betätigte die Klingel.
    »Gina?«, tönte es aus der Sprechanlage.
    »Nein, hier ist nicht Gina, sondern die Polizei«, brüllte Pielkötter.
    »Das passt jetzt aber sehr schlecht.«
    »Wir können Sie auch gerne mit zum Präsidium nehmen«, bluffte er.
    Augenblicklich ertönte der Summer, und sie betraten das Haus. Gerstenschneider empfing sie an der Wohnungstür und führte sie in ein Büro mit erlesenen Möbelstücken. Allein der Schreibtisch hatte sicher ein kleines Vermögen gekostet. Aber mit solchen Gedanken hielt Pielkötter sich jetzt nicht auf.
    »Sie werden zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert«,
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