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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel
Autoren: Irene Scharenberg
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Während sie stockte, wechselten Pielkötter und Barnowski einen kurzen Blick. Simone Vollmer schniefte ins Taschentuch. »Na ja, davon hat sie jetzt auch nichts mehr, die Arme.«
    »Sandra Sölle hat also viel besser verdient als Sie«, stellte Pielkötter noch einmal fest. »Berechtigt oder eher nicht?«
    »Nun ja, sie hat schon härter gearbeitet als Kerstin und ich. Trotzdem war das Gehalt für eine Sprechstundenhilfe außergewöhnlich hoch.«
    »Vielleicht, weil der Doktor ein Techtelmechtel mit ihr angefangen hatte?«, schaltete sich Barnowski ein.«
    »Auf keinen Fall.« Ihre Stimme klang leicht entrüstet. »Zwischen denen lief nichts, dafür verbürge ich mich. Zumindest nichts Sexuelles.«
    »Und auf anderer Ebene?«, frage Pielkötter hellhörig.
    Simone Vollmer schien angestrengt nachzudenken. »Ich hatte öfter das Gefühl, die hatten ein kleines Geheimnis. Eher nix Privates. Wahrscheinlich hatte es mit der Praxis zu tun. Einmal hat mir die Sandra eine Karteikarte einfach aus der Hand gerissen. Das sei ihr Patient, hat sie erklärt. Plötzlich stand der Gerstenschneider in der Tür und hat so einen seltsamen Blick mit ihr gewechselt.« Simone Vollmer seufzte. »Ich will sie bestimmt nicht schlecht machen. Es war wirklich das einzige Mal, dass sie so komisch war. Ansonsten kamen wir wunderbar miteinander aus.« Erneut traten Tränen in ihre Augen.
    »Ich fasse zusammen«, bemerkte Pielkötter. »Ihrer Ansicht nach hat Sandra Sölle weder Selbstmord begangen, noch war sie in ihren Chef verliebt. Trotzdem ging die Beziehung in gewisser Weise über das normale Maß hinaus. Zudem hat Ihre Arbeitskollegin ungewöhnlich viel verdient. Sofern ich Falsches gesagt habe, korrigieren Sie mich.«
    »Nein, nein, das ist alles korrekt so.«
    »Gut, dann habe ich vorerst keine weiteren Fragen.« Er erhob sich und gab ihr die Hand. »Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, melden Sie sich bitte«, erklärte Barnowski und reichte ihr seine Visitenkarte.

    »Was halten Sie davon?«, fragte Pielkötter, nachdem Simone Vollmer das Büro verlassen hatte.
    »Ihre Aussage deckt sich weitgehend mit der ihrer Kollegin und widerspricht in wesentlichen Punkten den Angaben ihres Chefs«, erklärte Barnowski nachdenklich. »Mit speziellen Details ist sie jedoch weit über Kerstin Mackenbrocks Andeutungen hinausgegangen. Die Sache mit der Patientenakte war schon merkwürdig.«
    »Doktor Gerstenschneider erscheint mir immer verdächtiger.« Pielkötter runzelte die Stirn. »Am liebsten wäre mir ein Durchsuchungsbeschluss für die Praxis, aber das kriegen wir niemals durch.«
    »Lochhausner«, entgegnete Barnowski mit verächtlicher Stimme.
    »Auf jeden Fall müssen wir die Kontobewegungen von Sandra Sölle überprüfen.« Unwillkürlich massierte Pielkötter sein Kinn. »Das sollten wir durchsetzen können. Schon äußerst seltsam, dass die sich einen schicken Sportwagen leisten konnte.«

    Gerade als sich Barnowski anschickte, in sein Büro hinüberzugehen, klingelte das Telefon.
    »Gute Nachrichten«, hörte Pielkötter die aufgeregte Stimme seiner Mutter. »Dein Vater macht enorme Fortschritte. Heute Mittag wurde er von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt. Die Reha ist auch schon beantragt.«
    Pielkötter stieß die Luft aus, die er unwillkürlich angehalten hatte. Endlich hatte sich ein wichtiges Problem gelöst.

42. Kapitel
    Pielkötter und Barnowski betraten fast gleichzeitig das Rechtsmedizinische Institut, obwohl sie aus unterschiedlichen Richtungen gekommen waren.
    »Ich bin gespannt, was Tiefenbach uns Wichtiges mitzuteilen hat, dass er uns in seine Grube zitiert.« Aus Pielkötters Gesicht war seine Neugier deutlich abzulesen. »Am Telefon wollte er mir leider nichts verraten.«
    Das Leider schien sich in Barnowskis Miene widerzuspiegeln. Pielkötter schätzte, sein Mitarbeiter hatte gehofft, sie würden Tiefenbach in seinem Büro antreffen und nicht in der sogenannten Grube.
    »Mir bleibt auch nichts erspart«, murmelte Barnowski wenig später und gab somit seinem Chef Recht mit seiner Vermutung.

    »Ah, die Herrn Kollegen von der Polizei haben es aber eilig«, begrüßte sie der Rechtsmediziner gut gelaunt, als sie sein Reich betraten.
    »Die Neugier treibt uns her«, gab Pielkötter zu. »Nach diesem ganzen Ermittlungsstau war deine Andeutung so etwas wie der Lichtstreifen am Horizont. Jetzt hoffe ich nur, du enttäuschst uns nicht.«
    »Keine Sorge.« Karl-Heinz Tiefenbach machte eine kunstvolle
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