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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens
Autoren: Christian Knieps
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umherfliegenden Möwen, verscheuchten ein paar freche Tauben, die auf herunterfallende Krümel hofften und sich erstaunlich nah an die Menschen herantrauten und entdeckten einen unscheinbaren Schoner, auf dem frischer Fisch angeboten wurde.
Als sie fertig aufgegessen hatten, zog Annika Tammy zu dem Schoner und begutachtete den Fang des Tages. Wären sie noch länger im Urlaub, würde sich Annika ganz sicher eine Portion frischen Fischs mitnehmen, doch insgeheim bestätigte sie noch einmal für sich ihre Aussage, dass sie auf keinen Fall den Montag krankfeiern würde.
Da Tammy kaum Interesse an dem Fisch hatte, war sie schon weitergeschlendert. Als Annika sie einholte, hatte Tammy gerade ein paar Fotos von den Schiffen und den umherfahrenden Booten, aber auch von der Promenade gemacht, hinter der die kleine, verträumt wirkende Stadt wie eine skandinavische Fischerstadt lag.
Den Hafen hatten sie nun ausreichend entdeckt und traten zwischen schmalen Häuserzeilen in den Kern der Stadt hinein. Schon bald trafen sie auf eine etwas höher gelegene Querstraße, die in beide Richtungen in der Art einer Einkaufsmeile aufgebaut war. Lädchen an Lädchen reihten sich hier aneinander, und Annika und Tammy merkten sogleich, dass sich in dieser Einkaufspassage die ganzen Touristen tummelten. Sie hätten niemals gedacht, dass diese Stadt so viele Besucher hatte – insbesondere an einem Sonntag, an dem zu erwarten war, dass die Geschäfte geschlossen hatten. Es schien jedoch verkaufsoffener Sonntag zu sein, und so schlenderten die beiden von Geschäft zu Geschäft und schauten sich an, was der hohe Norden an Kleidung, Souvenirs, Dekorationsgegenständen und Essensmöglichkeiten bot.
Wie durch einen Zufall entdeckte Annika einen kleinen Kundenstopper, auf dem ein Plakat angebracht war, dessen Inhalt nur deswegen interessant für sie war, weil sie sich verlesen hatte. Doch da ihr Interesse einmal gefangen war, wollte Annika sich nun auch den Inhalt zur Werbung ansehen, und als sie in den kleinen Laden eintraten, der in einem von der Straße zurückgesetzten Haus lag, waren sie überrascht, dass es sich um einen reinen Kunstladen handelte.
Überall um sie herum waren einheimische Motive zu sehen: Leuchttürme, Naturlandschaften, Meeresbuchten, Strandkörbe, Wasserlandschaften, Schilf in allen Formen und Farben, wogende Wellen. Sie fanden Gläser, in denen Sand so eingefüllt war, dass sich ganze Schauspiele in den kleinen Gläsern zeigten.
Es war, als würden sie in eine andere Welt eintauchen, trotzdessen, dass sie eben noch im Hafen der Stadt gewesen waren. Es lag etwas Friedliches über den Landschaften, eine Ruhe, die es so in der hektischen Großstadt nicht gab, und wenn Annika darüber nachdachte, wie sie sich die nordischen Seebäder vorstellte, dann mit dieser Ruhe und erhabenen Gelassenheit, mit der die Leuchttürme über das umliegende Umland thronend herrschen.
Sie kauften kunstvolle Postkarten mit besonderen Motiven und verließen den kleinen Kunstladen wieder. Auf der Straße zurück, suchten sie nach einer Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken und fanden eine kleine Eisdiele an der Ecke einer schmalen Querstraße. Es waren nur sehr wenige Tische frei und es dauerte mehr als eine Viertelstunde, ehe sie die Bestellung serviert bekamen. Doch die Ruhe, die das Städtchen trotz der großen Zahl an Touristen ausstrahlte, wirkte auch auf das Gefühl der beiden, das sich durch die beiden Tage im Norden verändert hatte. Diese Ruhe und Gelassenheit, die Menschlichkeit und distanzierte Nähe waren in ihren Köpfen eingedrungen und hatte sich dort breitgemacht. Annika und Tammy tranken ihren Kaffee und bestellten sich ein Stück Kuchen, als sie auf den Nachbartischen sahen, wie die Gäste ein großes Stück erhielten.
Kurz darauf erhielt Annika ihren Erdbeerkuchen, während sich Tammy für eine schwere Schokocrème entschieden hatte. Dazu der Kaffee und beiden war es, als ob sie diesen Ort niemals wieder verlassen wollten. Was konnte sie überhaupt zurück ins normale Arbeitsleben ziehen?
Nach einer Weile des Schweigens, des Genießens und des Herumschauens meinte Annika zu Tammy, dass sie trotzdessen, dass sie erst zwei Tage im Kurzurlaub wären, so entspannt wie lange nicht mehr sei.
Das läge wahrscheinlich an der Anspannung, die Annika die letzte Zeit mit sich herumgetragen hätte, gab Tammy zurück, und dass sie jetzt, mit ein bisschen Abstand, die Dinge gelassener und ruhiger nehmen könne. Sozusagen ein wenig aus
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