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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens
Autoren: Christian Knieps
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mit Sören einfach nur Rache an Marcos Verhalten genommen hatte. Wenn das aber so wäre – was machte sie dann besser als Marco? Nur der Grund, dass er der erste war, der ihr beider Vertrauen missbraucht hatte? Hatte sie es nicht ebenso getan? Auf eine vielleicht noch viel schlimmere Art und Weise? Denn selbst wenn sie zusammen bleiben würden, müsste sie die Nacht mit Sören für immer und ewig verschweigen, während sie seine vermeintliche Flucht thematisieren und aus der Welt schaffen könnten. Das aber wäre das Allerschlimmste für Annika: wenn Marco sich freimachen konnte, während sie Zeit ihres Lebens die Erinnerung an dieses Wochenende mit sich trug, ohne diesen Rucksack mit ihrem Partner auszuräumen – denn wenn Tammy mit einem Recht hatte, dann damit, dass Marco ihr dieses Fremdgehen vorwerfen würde, ohne selbst auch nur daran zu denken, dass er der Auslöser dafür gewesen sein könnte.
Von einer endgültigen Lösung auf diese zentrale Frage, ob sie Marco etwas von der Nacht mit Sören erzählen sollte oder nicht, war sie noch weit entfernt, und da Annika sich in diesem Moment nicht weiter damit belasten wollte, stand sie auf und ging ein wenig auf der Wiese umher, deren Boden noch ein klein wenig feucht vom starken Regen der Nacht war. Ihre Schritte wurden leicht gefedert und ab und an vernahm sie das matschende Geräusch von zusammengedrückter, feuchter Erde, wenn sie wieder freigegeben wird.
Wie wäre es, wenn sie beide einfach hier bleiben würden, schlug Tammy aus dem Nichts vor.
Was sie damit meine, wollte Annika wissen.
Na, ob sie beide sich nicht einen oder zwei Tage krank melden sollten, um ihren Urlaub hier oben zu verlängern. Immerhin könnten sie doch in dem Ferienhaus wohnen bleiben, denn es sei ja schließlich vermietet. Vielleicht müssten sie ein wenig Miete dafür zahlen, dass sie ein oder zwei Tage länger hier wohnen, aber am Ende würde sich es doch auszahlen, die Ruhe und Gelassenheit hier oben zu genießen. Auch im Hinblick auf die vielen Fragen, die sich Annika stellen würde. Denn es sei auf keinen Fall leichter, mit diesen Fragen in die gewohnte Umwelt zurückzukehren.
Wie sie das denn anstellen sollten, meinte Annika und war augenscheinlich überfordert, mit Tammys Idee umzugehen.
Sie müssten sich einfach nur am Montagmorgen auf der Arbeit krank melden. Am besten mit dem Handy, damit niemand die Vorwahl sähe. Dass Annika übers Wochenende krank geworden sei, würden wohl die meisten verstehen, und zur Not spannen sie Nele und Ariane mit ein – die würden schon für die nötigen Gerüchte sorgen. Und dass Tammy krank machen konnte, obwohl sie eigentlich gesund war, habe sie schon mehrfach bewiesen und noch niemals wäre ihr einer auf die Schliche gekommen. Außerdem war sie schon seit längerem nicht mehr ausgefallen und fände es nur rechtens, wenn auch sie noch mal einen Tag krankfeiern würde.
So langsam wurde Annika bewusst, was Tammy da vorschlug, doch im gleichen Gedankengang spürte sie eine deutliche Ablehnung gegen den Vorschlag ihrer Freundin und suchte nach den richtigen Worten, um dieser abzusagen.
Sie hielte das für keine gute Idee, meinte Annika und stellte sich neben ihren Liegestuhl.
Warum denn nicht, wollte Tammy wissen.
Weil sie sich damit unwohl fühlen würde. Immerhin habe sie schon ein schlechtes Gefühl, weil sie Marco mit Sören betrogen habe, und nun solle sie auch noch ihren Arbeitgeber belügen? Dann könne sie bald gar nicht mehr in den Spiegel schauen, weil sie dort nur eine verlogene Schlampe sehen könne.
Das sei doch Quatsch, konterte Tammy und stand ebenfalls auf. Immerhin sei Annika doch gar nicht gesund, sondern mental belastet. Und in diesem Zustand dürfe sie nicht arbeiten gehen! Damit wäre es kein Belügen des Arbeitgebers, sondern reiner Selbstschutz, bis die Dinge wieder so geordnet seien, dass ein normales Arbeiten möglich ist. Sie habe doch am Donnerstag und Freitag selbst mit angesehen, was passiere, wenn sie mit den Fragen im Kopf auf die Arbeit komme.
Das sei etwas anderes, erklärte Annika und musste sich eingestehen, dass sie jedoch keinerlei Gründe für ihre Meinung hatte, um diese standhaft zu vertreten.
Nein, es sei absolut das gleiche, hielt Tammy dagegen und Annika drohte bereits einzuknicken, als ihr die Frage einfiel, wie lange dieses Aussetzen denn dauern solle, wenn Tammy sage, dass die Dinge wieder geordnet sein müssten. Das ganze Jahr, in dem Marco in Afrika sei? Das könne nicht ihr Vorschlag
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