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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe
Autoren: Albert Martin
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seinem Leben eine einzigartige Erfahrung bedeutete — wie er in ihrem Leben.
    Als sie damals hier einzog, nach ihrer zermürbenden Scheidung, hatte sie geglaubt, nie wieder etwas Tieferes für einen Mann fühlen zu können. Es stellte sich heraus — wie er ihr am ersten Abend nach ihrem Einzug erklärte —, daß er ähnliche seelische Narben mit sich herumtrug. Seine Erlebnisse im Pazifik während des Krieges hatten ihn bisher unfähig gemacht, sich einem anderen Menschen hemmungslos zu erschließen. Er hatte unrecht gehabt, und sie hatte unrecht gehabt. Gegen beider Willen hatten sie sich durch ihre Leiden zueinander hingezogen gefühlt — wozu die Flasche Champagner mit beitrug, die er zuvorkommend mitgebracht hatte, um sie damit in ihrem neuen Heim willkommen zu heißen.
    Von Anfang an hatte sie gewußt, daß es zu nichts führen konnte — nicht bei einem Mann wie Hogan. Aber es war wundervoll gewesen, solange es dauerte. Und nun, da sie aus reinem Selbsterhaltungstrieb mit allem brach, glaubte sie, daß die Trennung für ihn schwerer wäre als für sie.
    »Ich wollte nur den richtigen Augenblick ab warten«, erklärte er. »Es ist so widerwärtig, >Lebewohl< zu sagen!«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich verabscheue Sentimentalitäten. Er reichte ihr die Blumen. »Das sind übrigens die letzten. Die Blumenkästen sind jetzt leer.«
    Langsam stieg Irene die Stufen zu ihm hinunter und rang dabei um ihre Selbstbeherrschung. »Irgendwie paßt es zusammen«, sagte sie leise und betrachtete die Blumen. »Die letzten . . . mach nicht diese Augen wie ein trauriger Bluthund, Hogan. Ich bin ehrlich gerührt. Sie nahm die Blumen in den Arm und drückte sie an die Brust. »Sie erleichtern mir die Trennung.«
    »Ich werde nie wieder Blumen ziehen, bis du zurückkommst!« sagte er mit belegter Stimme.
    Irene war wie jede normale Frau empfänglich für so etwas. Sie reagierte passend — ein schwaches Lächeln, feuchte Augen. Die meisten Frauen dramatisierten nach Hogans Erfahrung das Ende eines Verhältnisses.
    »Hogan«, murmelte sie mit einem Versuch, humorvoll zu sein, »manchmal bist du schrecklich —«
    In diesem Augenblick erspähte Hogan den ausgestopften Gorilla oben im Pappkarton. »Willst du das lächerliche Ding etwa wirklich mitnehmen?«
    »Ich liebe das lächerliche Ding. Er ist süß — sieh dir das Gesicht an! Ich werde ihn immer behalten — als Erinnerung an etwas sehr Schönes.«
    »Er sieht so häßlich und dumm aus«, sagte Hogan kläglich lächelnd. Sein Gesicht wurde zärtlich. »Seltsam, wie alles gekommen ist. Ich meine, beim Zurückblicken . . .«
    Irenes Rücken straffte sich und sie sah ihn entschlossen an. »Hogan, es ist aus! Nun sei ein guter Junge und hör auf, davon zu sprechen!«
    Er sah ihr zu, wie sie eine alte Uhr vom Kamin nahm und sie in den halbvollen Karton legte. »Du bist nicht ein bißchen durcheinander?« fragte er sie. »Keine Gewissensbisse, keine verborgene schwärende Bitterkeit? Nur ein winziges kleines bißchen?«
    »Nein, keine!« stellte sie entschieden fest und fuhr fort zu packen.
    »Du bekommst es fertig, zu gehen, als ob alles nie geschehen wäre?«
    Sie grinste ihn an — es war beinahe ein richtiges Grinsen. »Selbsterhaltungstrieb, Liebling. Jede Frau hat Geheimnisse, die sie nie preisgibt.«
    »Und du bist nicht wütend auf mich?«
    »Um Himmels willen!« fuhr Irene ihn an. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht wütend bin!«
    »Schon gut, ärgere dich nicht. Es ist nur . . . ich wußte nicht, daß ich dir so wenig bedeutete.«
    Irene wurde weich, wenn auch nur ein bißchen. »Du hast mir sehr viel bedeutet. Ich war fast ein Wrack, als ich hier einzog. Meine Ehe zum Teufel und die natürliche Depression. Du hast meine einsamen Stunden ausgefüllt; durch dich habe ich mich wieder als Frau gefühlt; du hast mir von deiner Vitalität abgegeben und mich wieder zum richtigen Leben erweckt.«
    Hogan runzelte die Stirn darüber. »Das muß man auch anders ausdrücken können. Es hört sich an wie eine Reklame für Carters Leberpillen!«
    Irene zuckte die Achseln. »Tut mir leid.«
    »Und wenn ich dir so viel bedeutete — weshalb ziehst du dann aus?«
    Sie erklärte es ihm. Sachlich und deutlich. »Weil ich mir mein zukünftiges Leben anders vorstelle, als daß ich mit einem Mann Tür an Tür wohne, der wie ein Zeitkarteninhaber kommt und geht. Das ist nicht die Auffassung, die ich vom Glück habe.«
    Hogan nickte zufrieden. »Siehst du — du bist doch wütend!«
    »Ich
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