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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe
Autoren: Albert Martin
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bin nicht wütend!«
    »Aus! Überall Gift und Bitterkeit! Katharsis. Glaube mir,
    Irene, es ist besser so. Da er eine ganze Reihe solcher Trennungen hinter sich hatte, wußte Hogan genau, was er sagte. Irene wußte es nicht.
    »Ich brauche keine Katharsis!« fuhr sie ihn an. »Es ist ein für allemal vorbei — das ist alles. Unwiderruflich und absolut! Und nun halte den Mund und zerrede nicht alles in Grund und Boden!«
    Sie nahm sich zusammen, als Charles Montoya in der Tür erschien.
    Er sah Hogan nachdenklich an. »Hallo.«
    Irene stellte mit erheuchelter Munterkeit vor: »Das ist Dr. Montoya, der neue Ordinarius für klassische Sprachen. Mister Hogan, mein Hauswirt.«
    Die beiden Männer maßen einander, während sie sich die Hände schüttelten.
    »O ja«, sagte Montoya. »Hauswirt. Ich verstehe. Von . . .« Er machte eine Geste zum Hausflur hin.
    Hogan nickte. »Ja. Gerade gegenüber.«
    »Es ist eine hübsche Wohnung, die Miss Wilson aufgibt.«
    Hogan lächelte. »Ich habe gerade versucht, sie zum Bleiben zu überreden.«
    Montoya warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wahrscheinlich war es Zeit für sie, in eine andere Umgebung zu kommen. Finden Sie nicht?«
    Irene fiel schnell ein: »Die Kartons sind fertig, Charles.«
    Montoya musterte die Kartons. »Mit den Koffern zusammen werden wir gerade noch Platz im Wagen haben.«
    »Verdammt noch mal! Ich habe noch alle meine Kleider und Mäntel oben. Dann müssen wir zweimal fahren.«
    Montoya nahm die Kartons und schleppte sie zur Tür. Hogan wollte ihm helfen und ging ihm nach. Im Hausflur gelang es ihm, den ausgestopften Gorilla an sich zu nehmen, ohne daß Montoya es merkte. Er warf ihn schnell in sein Appartement und schloß die Tür eben, als Irene in den Hausflur trat. Zusammen folgten sie Montoya aus dem Hause.
    Dorkus stand auf Hogans Balkon und schüttelte eine Decke aus. »Auf Wiedersehen, Miss Wilson!« rief sie herunter. »Alles Gute!«
    Irene winkte ihr zu, wandte sich dann zu Hogan um und hielt ihm den roten, herzförmigen Schlüssel zu ihrem Appartement hin. »Also dann — Lebe wohl!«
    »Weiter nichts?« fragte er leise und verzog sein koboldartiges Gesicht trübselig.
    »Weiter nichts. Schlüssel zum Appartement. Ich glaube, das ist alles.«
    Hogan weigerte sich, den Schlüssel zu nehmen. »Den habe ich eigens für dich machen lassen. Es ist eine sehr bescheidene Bitte, Irene — bitte, behalte ihn! Vielleicht mußt du ab und zu, wenn er dir in die Hände fällt, an mich denken.«
    Irene mußte tief gerührt mit den Tränen kämpfen und schloß ihre Hand fest um den Schlüssel. Schnell wendete sie sich ab und lief zu Montoya, der schon in seinem Wagen saß.
    Hogan sah sie abfahren, winkte mit der Hand und wirkte dabei wie ein Mann, der sich die größte Mühe gibt, tapfer zu sein. Als sie außer Sicht waren, entspannte er sich mit einem Ruck, zuckte die Achseln und ging in sein Appartement. Er hob den ausgestopften Gorilla vom Fußboden auf und öffnete einen Schrank, in dem Dutzende ebensolcher ausgestopfter Gorillas lagen, und verleibte diesen seiner Sammlung ein.
    Dann öffnete er die Tür zu einer Kammer, in der eine vollständige Schlosser-Werkstatt mit einer automatischen Schlüsselpresse untergebracht war. Und ein Gestell, an dem Dutzende von roten, herzförmigen Rohschlüsseln hingen. Er nahm einen dieser Rohlinge, legte ihn in die Maschine und stellte einen neuen herzförmigen Schlüssel als Ersatz für den her, den er Irene so liebevoll geschenkt hatte.

3

    Als der Schlüssel fertig war, ging Hogan zur Bar, schlug ein rohes Ei in ein altmodisch geformtes Glas und fügte eine reichlich bemessene Menge Scotch hinzu. Nach dem Umrühren tauchte er einen Keks in die Mischung, aß ihn, spülte ihn mit einem Schluck aus dem Glas hinunter und tauchte einen anderen Keks hinein.
    Dorkus kam vom Balkon herein und beobachtete so erstaunt darüber wie jedesmal, wie Hogan sein >Frühstück< zu sich nahm. »Wenn ich an alle die guten, gottesfürchtigen Leute denke, die heute sterben müssen — und Sie leben weiter!«
    Hogan verschluckte einen weiteren Keks. »Hören Sie mal, Dorkus, werden Sie dafür bezahlt, hier für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, oder als nachbarliche Philosophin? «
    Dorkus stapfte ins Schlafzimmer und murmelte leise vor sich hin. Hogan trank das Glas aus und fühlte sich bereit, einem neuen Tag entgegenzusehen, einer neuen Nacht und — einer neuen Mieterin. Er zog das >Wohnung-frei<-Schild aus einem Schubfach und
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