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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe
Autoren: Albert Martin
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nicht.«
    »Wir können es versuchen, zum Teufel noch mal!«
    Als sie standen, reichte ihr goldenes Haar nicht ganz bis an seine Schulter. Sie war ein schlaues, süßes, zärtliches kleines Geschöpf. Wenn er mit ihr zusammen war, konnte er an nichts anderes als an das erotische Paradies denken, das sie ihm verweigerte, indem sie darauf bestand, >vernünftig< zu sein.
    »Du bist verrückt«, sagte er hilflos und warf den Papierbeutel in einen Abfallkorb. Dann ging er mit ihr auf das Gebäude der Hochschule der Schönen Künste zu.
    »Ich bin sehr vernünftig«, beharrte Robin mit der munteren Bestimmtheit eines Fernsehansagers, der für ein gesundes Frühstück aus Haferflocken Reklame macht. »Wir können so feststellen, ob wir verträgliche Charaktere haben, ob jeder den nichtkörperlichen Ansprüchen des anderen genügt. Also Dave — du warst einverstanden!«
    »Ich weiß, Liebling, es ist nur so . . .«
    »Nimm dein Wort nicht zurück«, bat sie. »Sag mir noch einmal, daß du einverstanden bist.«
    »Das bin ich nicht! Aber ich will mitmachen, weil ich dich liebe. Das ändert nichts an der Tatsache, daß du verschroben bist. Wer hat je von normalen, geistig gesunden Leuten gehört, die in einem so blödsinnigen Verhältnis zueinander zusammen gewohnt haben?!«
    »David!«
    »Gut, gut. Ich habe gesagt, daß ich mitmache.«
    Sein Nachgeben besänftigte sie. »Also ist es abgemacht. Wir brauchen uns nur noch ein Appartement zu suchen.«
    Dave lächelte verzerrt. »Da hast du etwas vergessen. Kein Mensch findet heutzutage ohne weiteres ein Appartement. Nicht in dieser Stadt. Ich habe verheiratete Freunde, die schon monatelang nach einem suchen.«
    Robin blieb auf den Stufen des Hauses stehen und drehte sich zuversichtlich lächelnd zu ihm um. »Darum mach dir keine Sorgen! Ich finde schon etwas für uns.«
    Dave seufzte und sah sie voll verzeihender Zärtlichkeit an. »Auf Wiedersehen, verrücktes Frauenzimmer! Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich.«
    Er gab ihr schnell einen Kuß und ging davon, zum Architekturgebäude, wild vor Sehnsucht bei der Aussicht, mit Robin unter so enttäuschenden Bedingungen ein Appartement zu teilen. Robin sah ihm nach, als zwei ihrer Klassenkameradinnen, Peggy und Ardice, zu ihr traten.
    »Du hast wieder diesen gewissen Blick in den Augen, Robin«, neckte Peggy sie, »habt ihr den Hochzeitstag schon festgesetzt?«
    »Etwas Besseres als das«, sagte Robin, und während sie gemeinsam die Treppe hinaufgingen, erzählte sie ihnen von ihrem Entschluß, mit Dave ohne Heirat und Sex-Dusel zusammen zu wohnen.
    Ardice war mächtig aufgeregt. »Oh, es läuft mir kalt den Rücken hinunter, wenn ich bloß daran denke! Das ist wirklich eine intelligente Lösung!«
    Robin, die genauso dachte, freute sich. »Seht mal — ich will wissen, ob ich Dave liebe, wirklich liebe, oder ob es nur eine starke physische Anziehung ist.«
    Peggy war verwirrt. »Aber du kannst Liebe und Sex doch nicht trennen! Sie sind ein und dasselbe.«
    »Sex!« knurrte Robin. »Das Werkzeug der grausamen Natur! Also — mich wird die alte Mutter Natur auf diese Art nicht einwickeln, wenn ich es verhindern kann!«
    »Ich sterbe vor Neugier, zu wissen, was daraus wird!« sagte Ardice aufgeregt. »Du mußt uns auf dem laufenden halten, nicht wahr?«
    Robin nickte und kam sich dabei fast wie ein Astronaut vor, der verspricht, über die Verhältnisse auf dem Mond zu berichten. »Natürlich muß ich unbedingt sicher sein, daß meine Eltern nicht dahinterkommen. Sie würden rasen, wenn sie erführen, daß ich mit einem Mann zusammen wohne.«
    Peggy nickte verständnisvoll. »Daß deine Zahnbürste direkt neben Daves hängt!«
    Ardice, die dazu neigte, sich zu wiederholen, zitterte vor Vergnügen und sagte: »Oh, es hört sich so herrlich verboten an! Es läuft mir kalt über den Rücken, wenn ich bloß daran denke.«
    In der nächsten Unterrichtsstunde der drei Mädchen sprach Dr. phil. Irene Wilson über >Erziehung zur Ehe<. Diesen Kursus liebte Robin aus zwei Gründen besonders. Erstens natürlich, weil gerade dieses Thema sie augenblicklich am meisten interessierte. Und zweitens, weil die Professorin Robins Tante war — ihre Lieblingstante. Unleugbar auch ihre hübscheste Tante; eine kurvenreiche, munter blickende, gebildete Blondine Anfang Dreißig.
    Irene Wilson war tatsächlich eine ältere, größere, reifere Ausgabe ihrer Nichte Robin. Sie war von überschäumender Lebenslust, die — wie Robin wußte — vor einem Jahr
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