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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe
Autoren: Albert Martin
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Beinen sehen — sie waren atemberaubend. »Ich nehme an, die Miete ist zu hoch?«
    »Nein, es sind nur fünfundsiebzig im Monat. Irene nahm einen anderen Koffer vom Bett und kam damit die Stufen herunter. »Diesen können Sie auch mitnehmen, Charles.«
    Er lief ihr die Stufen hinauf entgegen und nahm ihr den schweren Koffer aus der Hand. »Fünfundsiebzig im Monat? Das ist die günstigste Gelegenheit in der ganzen Stadt! Beinahe zu günstig, als daß man es glauben sollte!«
    Irene wich seinem forschenden Blick aus. »Charles, bitte, nehmen Sie die Taschen mit zum Wagen, wollen Sie so gut sein?«
    Sie eilte in das offene Schlafzimmer zurück und versuchte, ihre Aufregung zu unterdrücken, indem sie sich weiter mit Packen beschäftigte.
    Montoya trug den Koffer zu den anderen dreien und ver-
    suchte, eine Methode zu finden, mit der er alle vier Gepäckstücke auf einmal tragen konnte. »Also — mir will das nicht einleuchten. Weshalb ziehen Sie in eine Damenpension, wenn Sie hier ein so hübsches Appartement haben? Er blickte ins Schlafzimmer hinauf. Irene fuhr fort zu packen, mit dem Rücken zu ihm, und ließ seine Frage unbeantwortet.
    Er schüttelte den Kopf und murmelte: »Ich begreife es einfach nicht!« Dann klemmte er sich zwei schwere Koffer unter den Arm, nahm die anderen beiden in die Hände und schleppte sich schwerfällig zur offenen Tür.
    Als er den Hausflur entlang zur Treppe ging und vor Anstrengung keuchte, hörte er, daß hinter ihm eine andere Tür aufging. Er drehte sich um — es war die Tür, die genau gegenüber von Irenes Wohnung lag. Der Arm eines Mannes mit einer Armbanduhr an einem hellroten Riemen griff ein paar Zentimeter über den Fußboden hinaus, die Hand faßte eine Zeitung, die auf dem Fußboden lag, und zog sie nach innen.
    Während Montoya noch beobachtete, erschien die Hand wieder, tastete nach einer Milchflasche, die an der Wand stand, aber erreichte sie nicht. Die Hand verschwand wieder. Eine Sekunde später kam ein Fuß in einer hellroten Socke aus der Tür, hakte sich um die Milchflasche und zog sie näher. Dann erschien abermals die Hand, ergriff die Flasche und zog sie herein.
    Als die Tür geschlossen wurde, blickte Montoya zu Irenes Appartement und erkannte plötzlich den einzig möglichen Grund für ihren Umzug.
    Er wollte sich eben abwenden, als die Tür wieder aufging. Die Hand des Mannes erschien noch einmal und hielt jetzt einen Abfallkorb aus Draht, der bis zum Rand mit leeren Schnapsflaschen gefüllt war. Die Hand setzte den Drahtkorb nieder, und die Tür wurde geschlossen, ging jedoch nach einem Sekundenbruchteil von neuem auf. Montoya sah verblüfft, daß die Hand jetzt mit einer großen, leeren Champagnerflasche erschien, sie auf den Haufen von leeren Whisky-, Wein- und Kognakflaschen fallen ließ und verschwand. Diesmal ging die Tür mit einem Geräusch zu, das endgültig klang.
    Montoya trottete mit seiner Kofferladung weiter und überdachte dabei das, was er eben gesehen hatte.
    Draußen, auf dem Hof, erschien Murphys Frau Dorkus, um ihren Dienst als Hogans Reinemachefrau anzutreten. Sie war eine kleine, drahtige Frau in den Vierzigerjahren mit dem Gesicht eines welterfahrenen und weltmüden Straßenjungen.
    Murphy, der sich einem besonders lüsternen Tagtraum mit Irene in der Hauptrolle überlassen hatte, sah sie an. »Eine schöne Zeit, um mit der Arbeit anzufangen! Weißt du, wieviel Uhr es ist?«
    Dorkus gab den Blick zurück. »Fang' nicht an, mich zu hetzen, Francis Murphy! Ich habe den ganzen Vormittag nach dir gesucht.«
    »Wichtige Geschäfte«, spottete Murphy und nahm ihr den Eimer ab, in dem sie die Zutaten für das Mittagessen transportierte.
    »Ich finde, du könntest deinen Pyjama ordentlich aufhängen, statt ihn auf den Kühlschrank zu werfen.«
    Murphy war dabei, den Inhalt des Eimers zu untersuchen. »Leberwurst und Pökelfleisch. Eine schöne Zusammenstellung für einen Mann mit Magengeschwüren.«
    »Überall klebt Rasierkrem und liegen alte Rasierklingen«, gab Dorkus kalt zurück. »Und der alte . . . Sie unterbrach sich unvermittelt, als Montoya sich mit den Koffern die Treppe herunter quälte. »Wer ist das?«
    »Freund von Miss Wilson. Hilft ihr beim Umziehen.«
    »Oh, richtig — heute ist ja der Tag. Das arme, nette Mädchen. Ich muß ihr >Auf Wiedersehen< sagen.«
    Murphy stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus. »Dieser Hogan hat hier wirklich eine hübsche Abwechslung. Die eine zieht aus, die andere zieht ein. Denkt den Teufel
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