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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe
Autoren: Albert Martin
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ans Heiraten!«
    »Halte deinen Mund, Murphy! Sie hört dich sonst. Dorkus ließ ihren Mann stehen, lief über den Hof und die Treppe hinauf in den Hausflur. Als sie durch Irenes offene Tür blickte, sah sie Irene Sachen aus dem Schrank im Wohnzimmer nehmen und in einen großen Pappkarton legen. Gerade jetzt hatte sie einen ausgestopften Gorilla in den Händen und dachte an den Tag, da Hogan ihn ihr geschenkt hatte.
    »Ein albernes, häßliches altes Ding, das dich an mich albernen häßlichen Alten erinnern soll«, hatte er mit seinem koboldhaften Grinsen gesagt.
    Mit traurigem Lächeln legte Irene den Gorilla zu den anderen Sachen.
    Dorkus trat ins Zimmer und sagte: »Hallo!«
    Schnell blickte Irene hoch. »Oh, hallo, Dorkus! Ich habe gehofft, Sie noch zu sehen, ehe ich abfahre.«
    »Es tut mir furchtbar leid, daß Sie ausziehen. Sie waren die netteste Frau, mit der ich bei dieser elenden Arbeit zu tun hatte. Kann ich Ihnen helfen?«
    Irene schüttelte den Kopf. »Danke! Es ist schon alles in Ordnung. Bis auf ein paar Kleinigkeiten.«
    »Dann fahren Sie nicht ab, ohne >Auf Wiedersehen< zu sagen. Dorkus ging in den Hausflur zurück und betrachtete den Korb voller Flaschen vor Hogans Tür mit angewidertem Gesicht. Sie zog ihr Schlüsselbund aus der Tasche und schloß die Tür auf.
    Das Wohnzimmer war offensichtlich das eines Mannes von ausgefallenem Geschmack und einem nicht ganz normalen Sinn für Humor, überwiegend rot und schwarz eingerichtet. Es hatte eine Bar, antike Spiegel, tiefe Sessel, Stapel von weichen Kissen, eine ungeheuere Couch und einen in die Wand eingebauten Fernseher. Und an diesem Nachmittag lagen überall die Reste einer Party umher, die Hogan gestern gegeben hatte.
    Dorkus suchte sich widerwillig einen Weg durch die Unordnung und hob die verschiedensten Kleidungsstücke auf, eine rote Socke, einen roten Sweater, ein Paar Nylons, noch mehr Schnapsflaschen, ein Paar dünne, schwarze Höschen, und warf alles auf einen Haufen. Dann ging sie zur Schlafzimmertür und sah hinein.
    Hogan hatte geduscht, sich rasiert, erfrischt, und nur seine leicht geröteten Augen erinnerten an die Party. Er zog sich gerade einen hellroten Sweater an. Dorkus wunderte sich — wie oft — über die Tatsache, daß Hogan nach dem Leben, das er fast sechsunddreißig Jahre lang geführt, immer noch eine magere, straffe Figur hatte. Keinen Bauch, keine Falten. Vielleicht durch seine Gymnastik. Meist eine Gymnastik seltsamer Art, aber auf jeden Fall anstrengend. Vielleicht ging es ihm so wie Dorian Gray — daß er jahrzehntelang jung blieb und dann plötzlich verfiel. Dorkus hoffte, es mit ansehen zu können, wenn es dazu kam.
    Hogan zwängte den Kopf oben durch den Sweater und grinste Murphys Frau an. »Morgen, Dorkus. Herrlicher Tag.«
    »Es ist halb drei nachmittags — damit Sie es wissen.«
    »Es ist alles eine Frage der Veranlagung, Dorkus. Manche von uns sind Tagesund manche Nachtmenschen.«
    Dorkus sah ihn mit steinernem Gesicht an. »Man schaudert, wenn man daran denkt, was Sie mit Ihren Nächten hier anfangen. Sie nahm einen schwarzen BH aus Spitzen unter der Nachttischlampe weg. »Man schaudert wirklich!«
    Hogan schob seine Füße in Sandalen mit aus Bindfaden geflochtenen Sohlen. »Dorkus, hat Miss Wilson gesagt, wann sie ihre Sachen abholt? Ich möchte ihr zum Abschied ein paar Blumen schenken.«
    »Dann müssen Sie sich beeilen. Sie ist schon beim Aufladen.«
    Hogan bekam einen Schreck. »Wirklich? Jetzt schon?«
    Dorkus nickte und fing an, die Bettwäsche abzuziehen. Hogan stürzte auf den Balkon und schnitt von den in Kästen stehenden Blumen einen Strauß ab. Als er damit durchs Wohnzimmer ging, trat er an die Bar, schenkte sich zwei Finger hoch Scotch ein und goß sie zur Stärkung hinunter. Dann trat er in den Hausflur.
    Er klopfte taktvoll an Irenes offenstehende Tür, trat ein und sah sich um. »Ist jemand hier?« Er blickte nach oben und sah Irene im Schlafzimmer stehen und zu ihm heruntersehen. »Hei!«
    Irene sagte mit beherrschter Stimme: »Ich habe gerade überlegt, ob du mir >Lebewohl< sagen würdest oder nicht.«
    »Hast du wirklich gedacht, ich könnte dich ohne Abschied Weggehen lassen?« fragte er völlig aufrichtig. »Denkst du so von mir, Irene?«
    »Nein. Natürlich nicht. Und sie meinte es ehrlich. Trotz seiner vielen Fehler, seiner oft kindischen Art, seiner neurotischen Angst vor jeder festen Bindung mit einer Frau hatte er sie gem. Davon war sie fest überzeugt. Auch davon, daß sie in
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