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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Autoren: Anja Bagus
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    Vorwort
     
    Baden-Baden 1911
     
    Die idyllische Stadt am Fuß des Schwarzwalds hat wie der Rest der Welt mit den Auswirkungen des Æthers zu kämpfen, der seit der Jahrhundertwende aus den Flüssen aufsteigt.
    Æther – eine seltsame Substanz: Leichter als Luft, trägt sie erwärmt gewaltige Luftschiffe zu den Wolken, raffiniert und mit Elektrizität gezähmt wird sie als Waffe benutzt, verwendet man sie bei der Metallbearbeitung erhält man stabilere, aber auch flexiblere Ergebnisse.
    Er scheint ein Segen, aber er ist auch ein Fluch: Æther beeinflusst die Lebewesen, die ihm ausgesetzt sind. Sie verändern sich, wandeln sich zu offensichtlichen Monstern, oder bekommen geheimnisvolle Fähigkeiten. Mannwölfe und andere Tierwesen treiben in den Nebeln ihr Unwesen, es gibt Gerüchte über Gedankenleser und Hexer.
    Die Welt nennt sie die »Verdorbenen« und stößt sie aus, sperrt sie weg oder tötet sie.
     
    In Baden-Baden scheint die Welt noch in Ordnung. Der Æther hat die berühmte Heilquelle, die schon seit Römerzeiten Gäste aus aller Welt zu dem schönen Kurort lockt, noch potenter gemacht. Könige und Kaiser, Zaren und Reichskanzler, aber auch die Reichen und zuletzt die Verzweifelten bevölkern den Kurpark rund um die Trinkhalle, auf der Suche nach Heilung oder um sich unter ihresgleichen zu tummeln.
     
    Im Winter 1910 macht ein Konditor mit einer besonderen Praline auf sich aufmerksam. Alle Frauen sind verrückt nach dem besonderen Geschmack und vor allem den wunderbaren Gefühlen, die der Genuss in ihnen hervorruft. Sie merken nicht, dass sie davon abhängig werden. Der Mann nutzt seinen Erfolg, um mit einem französischen Ganoven einen Staatsstreich gegen den badischen Markgrafen zu planen. Sie kontrollieren die Anstalt »Adlerhorst«, in die man die Verdorbenen Baden-Badens bringt, und wollen mit den dort gefangen gehaltenen Wesen und einem waffenstarrenden Luftschiff die Residenz des Regenten in Karlsruhe angreifen.
     
    Die junge Annabelle Rosenherz ist selbst eine Veränderte. Sie hat eine grüne Hand, die sie seit Jahren versteckt. Ihr Vater, Professor Christian Sebastian Rosenherz, hat sie immer behütet und umsorgt. Nun ist er verschwunden und für tot erklärt worden.
    Annabelle kommt durch ihre Arbeit in einem pathologischen Labor der Verschwörung auf die Spur und wird selbst im Adlerhorst eingesperrt. Dort setzt man sie dem schädlichen Æther aus und sie verliert beinahe den Verstand.
    Sie findet heraus, dass sie mit ihrer Hand heilen, aber auch töten kann. In einem furchtbaren Kampf wird das Geheimnis des Adlerhorstes gelüftet und das Komplott vereitelt.
    Sie wird gerettet und findet mit Paul Falkenberg Liebe, die sich nicht an ihrer Andersartigkeit stört. Aber sie kann so schnell nicht vergessen, wie es war, ausgestoßen und gefangen zu sein, am Rande des Wahnsinns, keine Kontrolle mehr zu haben, selbst ein Monster zu sein, wahrhaft verdorben.
     
    Und während die Oos gemütlich durch Baden-Baden gluckert, wird im neu gegründeten Amt für Ætherangelegenheiten fleißig an der Erforschung der Geheimnisse des Æthers gearbeitet, in der Hoffnung, die Verhältnisse und den Umgang mit den Veränderten zu verbessern. Annabelle und Paul sind der Überzeugung, dass man die Augen nicht mehr verschließen darf – niemand kann dem Æther entkommen und nur Wissen kann den Weg in die neue Zeit erleuchten.

 
     
    Kapitel 1
     
    Mitose mit eigenen Augen betrachten zu können, war immer wieder faszinierend. Der Vorgang der Zellteilung, der jeder Existenz zugrunde liegende Mechanismus, war seit einigen Jahren gut erforscht, aber für Annabelle war es immer noch das unbegreifliche Wunder des Lebens, welches sich durch die geschliffenen Linsen enthüllte.
    „Unglaublich, diese Regenerationsfähigkeit! Schauen Sie es sich selbst an”, forderte Richard Petersdorff Annabelle auf und deutete auf sein Mikroskop. Sie beugte sich neugierig über die Okulare und stellte scharf. Die Zellen befanden sich in hektischer Bewegung, schnürten eifrig die auseinandergezogenen Chromatiden mit Trennwänden ab, die zwei entstandenen Kammern verschlossen sich, um sofort mit der nächsten Teilung zu beginnen. Das war nicht normal. Statt einer Stunde teilten sich die Zellen im Minutentakt, außerdem sollten sie erst eine Ruhephase einlegen, bevor sie den nächsten Zyklus durchlaufen konnten.
    „Von welcher Spezies ist die Probe?”, fragte Annabelle erstaunt.
    „Von einem der Wolfsmenschen.”
    „Das ist ja
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