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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Autoren: Anja Bagus
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wurden welche kleiner. Die Eulenfrau war immer noch ca 1,50 Meter hoch und hatte eine gewaltige Spannweite mit ihren Flügeln. Annabelle überlegte, ob man sie nicht umsiedeln sollte. Eulen waren doch nachtaktiv, es musste eine Qual sein, in einem so hellen Habitat leben zu müssen.
    Vor Zelle vier traf sie einen weiteren Kollegen, Albert Hellweg, begnadeter Zoologe. Hellwegs weißer Kittel war schmutzig und seine Brille hing schief auf seiner Nase. Er rieb sich gerade mit dem Unterarm über die schweißverklebte Stirn und versuchte dann etwas in eine Kladde zu schreiben.
    „Herr Hellweg, ich grüße Sie.”
    „Fräulein Rosenherz.” August Hellweg war entsetzt. „Ich muss mich entschuldigen.” Er versuchte hektisch, sich präsentabler zu machen, verstrubbelte seine fünf Haare aber nur noch mehr.
    Sie lächelte ihn an: „Tun Sie das nicht! Ich weiß, sie hatten gerade einen Neuzugang.”
    „Ja! Stellen Sie sich vor! Einen Schlangenmenschen. Ganz frisch.” Hellweg war begeistert wie ein kleiner Bub, dem man ein Fahrrad gekauft hatte.
    „Ist er verletzt?”, fragte Annabelle besorgt. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Veränderter sich der Gefangennahme so sehr widersetzte, dass man ihn dabei verwundete. Aber sie waren oft Argumenten gegenüber nicht zugänglich, und man konnte ihnen nicht erklären, dass es zu ihrem Schutz geschah.
    „Nein, wir sind doch vorsichtig”, sagte eine bekannte Stimme hinter ihr. „Ich möchte ja keinen Ärger mit meiner Lieblingsbiologin bekommen.” Annabelle drehte sich um.
    „Friedrich! Schön dich zu sehen.” Annabelle freute sich sehr, Pauls Bruder zu treffen. Friedrich war in Uniform und sah fesch aus, wie immer. Die blonden Haare adrett gekämmt, die blauen Augen blitzten frech und er lächelte sein umwerfendes 'Komm her und ich zeig dir die Welt' Lächeln. Nur sein an den Körper gebundener Arm störte das Bild.
    Er nahm ihre Hand und beugte sich zu einem angedeuteten Handkuss darüber: „Annabelle, wir sehen uns zu selten. Ich muss mit meinem Bruder schimpfen, ich glaube, er will dich mir vorenthalten. Er weiß einfach, dass du mir früher oder später nicht widerstehen kannst.”
    „Ach Friedrich, lass gut sein”, lachte Annabelle. „Du hattest deine Chance.”
    Er schüttelte den Kopf: „Ich werde es meinem Bruder nie verzeihen, dass er dich mir ausgespannt hat.”
    Es war immer das gleiche Spiel, aber beide genossen es. Annabelle mochte Friedrich sehr, und sie war auch nicht immun seinem Charme gegenüber, aber sie wusste, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Das kratzte an seinem Stolz, und er versuchte es immer wieder. Annabelle tat diese Bewunderung gut, obwohl sie manchmal ein schlechtes Gewissen ihrer Freundin Johanna gegenüber hatte, die mehr als ein Auge auf Friedrich geworfen hatte.
    „Hast du ihn gefangen?” Sie zeigte auf die Zelle.
    „Ja, heute Morgen. Der Mistkerl hat ganz schönen Widerstand geleistet.” Er sah auf seinen Arm. „Ich bin gleich mitgekommen, um mir meinen Arm verarzten zu lassen. Gibt es schon erste Erkenntnisse? Wie sieht es aus, Hellweg?”
    „Wir konnten noch nicht viel herausfinden”, murmelte der Zoologe und wedelte mit seiner Kladde. „Seine Haut ist empfindlich, aber ich glaube, dass sie mit der Zeit härter werden wird. Seine Arme und Beine werden wahrscheinlich immer kleiner werden und irgendwann abfallen.”
    „Ist er giftig?”, fragte Friedrich.
    Hellweg zuckte mit den Schultern: „Das konnten wir noch nicht testen. Aber bei Schlangen dauert es eine Weile nach einem Biss, bis das Toxin wieder konzentriert ist. Da er erst so kurz verwandelt ist, glaube ich, dass sein Gift noch ganz schwach ist. Ich gehe mal davon aus, dass ein Biss im Moment zwar äußerst schmerzhaft wäre, aufgrund der Größe der Zähne, aber noch nicht tödlich.”
    Friedrich setzte seine Mütze auf und sagte nachdenklich: „Ich mache mir Gedanken, wie man ein Exemplar, welches schon länger verwandelt ist, überwältigen könnte, ohne es zu verletzen.”
    Hellweg schüttelte den Kopf. „Schwierig … Ein großes Netz vielleicht oder ein Lähmungsserum.”
    Annabelle hakte ein: „Eine brillante Idee, Hellweg.” In ihrem Kopf ratterte es – welche Substanz könnte man nehmen, mit welcher Waffe könnte man es verschießen?
    * * *
    Sie träumte von ihrer Kindheit, von einem Mohnblumenfeld, die roten Blütenblätter, die so filigran im Wind wehten, und so schnell starben, wenn man sie pflückte, aber man musste sie pflücken,
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