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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Autoren: Anja Bagus
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beurteilen kann. Sie hat keinen Rückfall gehabt.”
    Karl nickte zufrieden: „Das darf auch nicht passieren. Wenn sie noch einmal mit ihrer Fähigkeit jemanden verletzt, weiß ich nicht, ob wir sie dann noch beschützen können. Wir haben ein Riesenglück gehabt, dass die Untersuchungen sich damals auf die Machenschaften des Konditors und des französischen Ganoven konzentriert haben, und es völlig 'vergessen' wurde, dass Annabelle fast jemanden getötet hätte.” Wie viel Einfluss er damals geltend gemacht hatte, um die Vorfälle zu vertuschen, verschwieg Karl gern, aber Paul wusste, dass es einige Gefallen gekostet hatte.
    „Sie leidet aber immer noch sehr unter den Vorwürfen”, sagte Paul. „Es ist nicht fair. Auch Menschen, die nicht vom Æther verändert wurden, können schließlich jederzeit jemanden verletzen. Man misst bei den Veränderten immer noch mit zweierlei Maß. Annabelle ist damals auch nicht allein schuld gewesen. Hätte man sie nicht eingesperrt und 'behandelt', wäre das vielleicht nie passiert. Mal ganz abgesehen davon, dass Hartmann und Depuis den Tod verdient hatten.” Paul spürte immer wieder Bitterkeit und Zorn in sich aufsteigen, wenn er an die Ereignisse dachte.
    „Hör zu Paul, ich bin auf deiner Seite. Auf Annabelles Seite. Das weißt du hoffentlich. Aber ich kann auch verstehen, wenn manche Leute sie für eine geladene Waffe halten.” Burger blieb stehen und raufte sich die Haare. „Wann werdet ihr endlich heiraten?”
    Pauls Gesicht verdüsterte sich: „Das weiß ich nicht.”
    Burger war überrascht: „Was ist los?” Er kramte nach seinen ägyptischen Zigaretten.
    „Naja, ich arbeite hier und abends mache ich die Katalogisierung. Annabelle ist viel im Adlerhorst, aber ich weiß nicht, ob das gut für sie ist. Sie hat außer Johanna und der Stiftung nicht viel Ablenkung. Sie ist immer noch verunsichert und unschlüssig, wie es für sie weitergehen soll, und grübelt viel.” Paul sah aus dem Fenster auf die belebte Straße vor dem Amt.
    Karl stellte sich neben ihn: „Das ist ganz untypisch für sie. Sie muss darüber hinwegkommen. Aber eure Situation ist immer wieder Gesprächsstoff, und das macht es nur schlimmer. Warum setzt du nicht einfach einen Termin fest?”
    Paul schwieg.
    „Du hast Angst, sie sagt Nein?”, fragte Burger.
    Schweigen. Karl drehte sich zu Paul, der stur aus dem Fenster sah.
    „Was ist passiert?”, fragte Burger alarmiert.
    „Nun, wenn wir uns sehen, dann möchte ich … und sie möchte auch … aber das dürfen wir nicht. Das ist schwer. Ich möchte nicht, dass sie schwanger wird.”
    Karl nickte: „Ja, das wäre eine Katastrophe.” Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
    Paul fuhr fort: „Wir sind nicht entspannt und dann gibt es Missverständnisse und Streit. Es ging eben alles sehr schnell, und wir haben einige Schritte übersprungen. Ich würde gerne so bald wie möglich heiraten, aber Annabelle hält es für eine Zumutung und möchte auf die Gesellschaft pfeifen.”
    „Ja, das ist wiederum typisch für sie und für Christian Sebastian. Ihr Vater hat sich immer wenig darum geschert, was die Gesellschaft von ihm dachte.” Karl schnaubte.
    Paul lehnte sich an das Fensterbrett und sagte energisch: „Er war ein Mann und Gelehrter. Das wird von so jemandem fast erwartet! Aber Annabelle … ich meine, ich will einfach nicht, dass sie mir irgendwann etwas vorwerfen kann. Ich will es richtig machen, und dazu gehört eben im Moment Enthaltsamkeit.”
    Burger setzte sich in seinem Stuhl und drückte die Zigarette aus. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht und er wühlte in den Papieren vor sich auf dem Tisch.
    „Ich habe doch da … ah, hier”, er zog einen Briefumschlag unter einen Stapel hervor. Papiere ergossen sich kaskadenartig über den Tisch und Paul rettete einige vor dem Absturz. „Ich habe eine Idee, die dich ein wenig entlasten könnte. Ein alter Freund hat mir geschrieben und bittet mich um einen Gefallen. Sein Kind möchte das Reich kennenlernen und braucht für ein paar Monate eine Arbeit, um sich den Aufenthalt leisten zu können. Am besten wäre eine Unterkunft in einer Familie, schreibt er. Dort könnte er dann auch die Sprache perfektionieren. Das Kind”, er entfaltete den Brief, streckte ihn weit weg, kniff die Augen zusammen und las: „Sascha Sorokin, studiert in St. Petersburg Geschichte und die schönen Künste. Der könnte dir helfen. Du kannst doch Russisch. Aber der soll schon prima Deutsch
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