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Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Titel: Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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bisschen übertrieben, mein Bester. Wenn Sie das nächste Mal verschwinden wollen, um Ihre Mätresse zu sehen, schniefen Sie einfach ein paarmal oder husten Sie. Es gibt keinen Grund, so zu tun, als hätten Sie die Pest.« Lachend gab er ihm einen weiteren Klaps auf den Rücken, dann drehte er sich um und verschwand in der Menge.
    »Ich hatte keine Ahnung«, versicherte Daniel ihm ernst. »Ich war auf meinem Gut und weit weg von der Gesellschaft und dem ganzen Klatsch, als ich deinen Brief erhielt. Und dann war ich damit beschäftigt, Vorbereitungen für meine Reise nach Amerika zu treffen, um dich zu suchen.«
    Richard nickte schweigend, ohne den Blick von der blonden Frau am anderen Ende des Ballsaals zu nehmen. Sie hatte sich noch nicht gerührt, sondern stand immer noch da, mit bleichem Gesicht und schreckgeweiteten Augen. Sie sah ihn an, als wäre er der Teufel persönlich.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Daniel grimmig. »Wenn George nicht hier ist, kannst du ihm kaum in aller Öffentlichkeit vorwerfen, ein gieriger, mordender Bastard von Betrüger zu sein.«
    Richard runzelte die Stirn, als er die Wahrheit in diesen Worten begriff.
    »Schlimmer noch ist die Tatsache, dass du jetzt den Überraschungseffekt vollkommen verloren hast«, fuhr Daniel fort. »Es wird ihm zu Ohren kommen, dass du hier auf dem Ball aufgetaucht bist. Er wird also wissen, dass du lebst, und irgendwie versuchen, dich daran zu hindern, dir all das zurückzuholen, was er dir gestohlen hat. Er – wo willst du hin? Richard?«
    Richard ging quer durch den Ballsaal zu seiner »Gemahlin« und machte unterwegs nur einen kleinen Abstecher, um sich einen ordentlichen Whisky zu holen. Das Entsetzen dieser Frau und die Tatsache, dass sie sich davon offenbar nicht befreien konnte, deutete darauf hin, dass hier noch sehr viel mehr nicht stimmte, als ihm bekannt war, und er wollte alles wissen. In den richtigen Händen konnte Wissen eine tödliche Waffe sein, und Richard war sehr darauf erpicht, dass es sich in
seinen
Händen befand.
    »Aber Christiana, du hast doch gesagt, dass Dicky krank sei«, sagte eine der älteren Frauen mit rollendem R, als er die Gruppe erreichte.
    »Er kommt mir ziemlich gesund und wohlbehalten vor«, sagte die Frau neben ihr mit fester Stimme, während sie ihn argwöhnisch beäugte. Zweifellos deshalb, weil Christiana, wie sie von der anderen genannt worden war, ihn immer noch anstarrte wie einen gestrandeten Fisch.
    Richard nahm sich die Zeit, den umstehenden Frauen einen Blick zuzuwerfen – einen Blick, der genügte, damit alle davoneilten, um Erfrischungen zu holen oder nach Freunden zu sehen oder sonst irgendetwas zu tun.
    Als sie allein waren, wandte er sich wieder Christiana zu. Ihre Augen waren sogar noch größer geworden, während er sich genähert hatte. Was unattraktiv war, wie er fand, denn sie traten beinahe aus den Höhlen. Abgesehen davon schien die Frau regelrecht die Sprache verloren zu haben. Sie stand einfach nur da und starrte ihn an, so bleich, dass er schon glaubte, sie würde in Ohnmacht fallen oder einfach auf der Stelle sterben.
    Stirnrunzelnd reichte er ihr das Glas Whisky. »Das hier sollte wieder etwas Farbe in die Wangen bringen und die Aufregung etwas mindern, Mylady.«
    Er rechnete damit, dass sie von dem starken Getränk nur einen kleinen Schluck nehmen würde, und war daher überrascht, als sie das Glas nahm und den Inhalt in einem Zug hinunterstürzte, als wäre es Wasser. Immerhin wirkte es, und das sogar noch besser, als er gehofft hatte. Ihre Blässe verschwand unter einem plötzlichen Schwall aufsteigender Röte, die sie allerdings nicht attraktiver machte als die Blässe zuvor. Darüber hinaus schnappte sie nach Luft, als wäre mit der Blässe auch ihr Atem verschwunden. Sie beugte sich vornüber und hustete heftig und abgehackt.
    Richard nahm das jetzt leere Glas mit einer Grimasse wieder zurück und klopfte ihr mit der anderen Hand auf den Rücken. »Ich vermute, ich hätte darauf hinweisen sollen, dass man an dem Getränk nur nippen darf.«
    Es lag entweder an den Worten oder am Klang seiner Stimme – irgendetwas veranlasste sie, sich aufzurichten und vor seiner Berührung zurückzuzucken, als wäre er ein schmutziges Tier.
    »Du lebst«, keuchte sie, und auch das Krächzen in ihrer Stimme konnte das Missfallen darüber nicht verbergen.
    Ganz offensichtlich wusste diese Frau von der Niedertracht ihres Ehemanns. Richard hatte keine Ahnung, warum, aber er war davon ausgegangen, dass
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