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Begegnungen: Februar (German Edition)

Begegnungen: Februar (German Edition)

Titel: Begegnungen: Februar (German Edition)
Autoren: Ana Hofmann
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    Februar
     
     
     
    Unter ihrem Kopfkissen fand sie ein letztes Zeichen von Bastians Anwesenheit in ihrer Wohnung. Ein kleines Päckchen, unbedarft zusammengeklebt, und darin ein Paar langer Ohrringe. Genau wie sie es mochte. Sie waren bunt und an ihren Enden hingen zwei weiche Federn. Sie strich mit den Fingern darüber und steckte sie dann schließlich in ihre Ohren. Sie würde sein Abschiedsgeschenk, sein Friedensangebot, in Ehren halten.
    Als sie am Montag Morgen die Agentur betrat, herausgeputzt in einem langen Wallekleid und mit ihren leuchtenden Ohrsteckern, da fühlte sie sich bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Helen saß nicht an ihrem Platz und auch sonst schien die Abteilung ungewohnt leergefegt.
    Sie lugte über die Trennwand zur anderen Seite. Dort saß die unnahbare Judith, klein und still, und schien von ihrem Auftauchen vollkommen aus der Bahn geworfen.
    "Ja?", piepste sie mit ihrer hohen Stimme und errötete, als hätte Mira sie bei etwas Ungehörigem ertappt.
    "Wo sind denn alle?"
    "Halle eins. Requisite. Was weiß ich denn?"
    Mira hielt ihre Hand hoch, wie um zu sagen: Entschuldige, dass ich gefragt habe.
    Sie sah in ihren To-Do-Ordner, aber niemand hatte ihr irgend etwas in die Ablage gelegt. Keine ungelesene Email blinkte in ihrem Postfach. Was nun?
    "Scheiße, scheiße, scheiße!!!"
    Das konnte nur Harry sein. Sie schlenderte zu seinem Platz und beobachtete ihn einen Moment lang unbemerkt, wie er mit hoch rotem Kopf seine Unterlagen durchwühlte und dabei ein unglaubliches Chaos hinterließ. Dann sah er sie.
    "Was? Wenn du ein Problem hast... kümmere dich selbst drum! Ich hab keine Zeit."
    "Was ist denn los?"
    So kopflos hatte sie ihn noch nicht erlebt.
    "Scheiße!", rief er wieder aus und fegte seine Ordner wütend vom Tisch. "Was los ist? Hellmut ist los. Hellmut und seine SCHEIßmacken."
    Sie wusste nicht, wer Hellmut war, aber er tat ihr jetzt schon leid. Harrys Wut wollte wirklich niemand auf sich ziehen.
    "Kann ich helfen?"
    Er winkte ab. Seine Wut war verraucht.
    Dann sah er sie noch einmal an und fragte hilflos: "Wie bist du so mit Kindern?"
    Sie zuckte die Schultern: "Keine Ahnung. Ich hab noch keins umgebracht, wenn du das meinst."
    "Du bist eine Frau, ich wette Kinder mögen dich..."
    Harrys Blick hatte jetzt etwas Lauerndes, dann nickte er zur Bekräftigung und schob ihr einen Stapel Papiere zu.
    "Los! Kindercasting. Du machst das jetzt! Zweiter Stock. Hopp Hopp!"
    Sie nahm den Stapel an sich, unsicher was sie jetzt tun sollte. Aber Harry war schon wieder beschäftigt und murmelte unablässig: "Scheiß Hellmut." in seinen akkurat getrimmten Bart.
    Mit eingezogenem Kopf entfernte sie sich.
    Auf dem Weg nach oben blätterte sie die Unterlagen durch. Fröhliche Kindergesichter lachten sie von den Bildern an und darunter hatte jemand sorgsam einen Zettel geheftet mit den Daten des jeweils zugehörigen zahnlückigen Gesichtes.
    Im zweiten Stock klopfte sie leise an die Tür, an der mit Klebeband ein großer Zettel geheftet war. Casting, 10 Uhr, Bitte nicht stören!
    Eine entnervte Stimme bat sie herein.
    "Unterlagen? Von Harry?"
    Es gab bessere Arten, sich vorzustellen, aber für den Augenblick fiel ihr nichts ein.
    "Na endlich!"
    Eine streng dreinblickende Frau riss sie ihr aus der Hand und klatschte sie auf den langen Tisch.
    "Gehen oder bleiben?", bellte sie sie an und vor Schreck ließ Mira die Klinke fahren.
    "Soll mir recht sein.", murmelte die Frau, strich sich über ihren strengen Dutt und sah sich die Bilder an.
    So musste sie wohl bleiben. Am Tisch saß außerdem noch ein junges Mädchen mit Brille, die sie freundlich, ja fast entschuldigend anlächelte, und erleichtert über den Anblick eines einladenden Gesichts setzte sie sich zu ihr und gab ihr die Hand.
    "Mira. Fotografie."
    "Sabine. Casting... ähm... Assistentin.", erwiderte diese und zwinkerte ihr zu. "Neu hier?"
    Mira nickte.
    "Erstes Casting?"
    Mira nickte wieder.
    "Na da hast du dir ja die rechte Zeit ausgesucht...", antwortete Sabine geheimnisvoll auf ihr Nicken.
    "Warum?"
    Sabine beugte sich zu ihr, um die Andere nicht zu stören und flüsterte: "Hellmut hat erst heute Morgen angerufen, dass er Kinder braucht fürs Shooting. War wohl eine Vision oder so. Jedenfalls hat er hier alles durcheinander gebracht und jetzt kriegen wir die Kinder nicht ran. Sind alle in der Schule und so. Grit wäre heute Morgen fast explodiert."
    Die Strenge musste dann wohl Grit sein. Und nein, sie sah nicht eben glücklich
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