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Begegnungen: Februar (German Edition)

Begegnungen: Februar (German Edition)

Titel: Begegnungen: Februar (German Edition)
Autoren: Ana Hofmann
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Knie.
    Hellmut hatte schon einiges geschafft, als am Nachmittag schließlich die Kinder eintrafen. Mira ging zu ihnen herüber, zeigte ihnen, wo sie sich mit ihren Eltern setzen konnten und brachte Erfrischungen. Alle farblos natürlich. Die kleine Sara umarmte sie sogar zur Begrüßung, wurde dann aber in die Maske geholt und Mira hatte wieder wenig zu tun. Meine Güte, war das langweilig!
    Die Kinder wurden in Erwachsenensachen gesteckt, die gleichen, die auch die Models trugen. Es sollte wohl niedlich sein, wie sie scheinbar lachend die Großen imitierten, aber schon nach einer halben Stunde raufte sich Hellmut entnervt die Haare und rief: „Alles Scheiße. Das sieht zum Kotzen aus. Vergesst die Kinder, ich will nur die Models.“
    So wurden die Jüngsten, um die man sich gestern noch so sehr bemüht hatte, kurzerhand aus der Halle geschoben, man gab ihnen noch je einen Schein in die Hand und war froh darüber, die großen fassungslosen Augen nicht mehr sehen zu müssen. Es war ein hartes Business, trotzdem war Mira wütend. Hätte dem Schnösel das nicht früher einfallen können?
    Nun hatte sie noch weniger zu tun, traute sich aber wiederum auch nicht zu gehen. Die Stunden zogen sich, bis schließlich auf einen Ruf Hellmuts wieder Leben in die vielen Menschen kam und sie für den Tag zusammen packten.
    Es war spät, aber Mira hatte nichts vor und so half sie noch beim Aufräumen, rollte Kabel zusammen und verschwand schließlich mit einem prall gefüllten Leiterwagen in der Requisite, um ungestört und in Ruhe einzuräumen, was einzuräumen war.
    Es war still hier drinnen und Mira fühlte sich wohl so allein, wo sie doch den ganzen Tag von lauten Stimmen umgeben gewesen war. Es war friedlich hier und kein Laut drang an ihr Ohr und so ließ sie sich Zeit, setzte sich Hüte auf und betrachtete sich kichernd im Spiegel.
    An der Tür klapperte es. Mira hielt den Atem an. Schwere Schritte bewegten sich durch den Raum, dann knarrte es, als sich ihr Besucher auf eine Parkbank aus Styropor fallen ließ und seine Stiefel in den Raum warf. Sie hatte den Stiefel schon einmal gesehen, schwarze Lederboots mit glänzenden Nieten daran. Es war Hellmut.
    Leise und vorsichtig, um ja nicht gesehen zu werden, schob sie ihren Kopf um die Ecke. Da saß er. Es war tatsächlich Hellmut, der sich da ausgebreitet hatte und auf seinem Knie einen mächtigen Joint zusammen rollte. Hellmut, der keine Ahnung hatte, dass er nicht alleine war.
    Mira zog ihren Kopf wieder zurück und überlegte. Was sollte sie jetzt tun? Einfach sitzen bleiben und hoffen, dass er bald wieder ging? Er sah aus, als ob er es sich hier erst mal gemütlich machen wollte. Sollte sie versuchen aus der Tür zu schleichen, wenn er gerade nicht hin schaute? Das war riskant, aber möglich. Oder sollte sie einfach aufstehen, sich räuspern und als wäre nichts gewesen, den Raum verlassen. Sie entschied sich für letzteres. Und beschloss so zu tun, als hätte sie den Gegenstand auf seinem Knie gar nicht bemerkt.
    Mira stand auf. Alarmiert rutschte Hellmut auf seiner Sitzgelegenheit vor und fragte in den Raum: „Hallo? Jaques? Bist du das?“
    Sie räusperte sich und trat aus ihrer Ecke hervor.
    „ Nein. Tut mir leid, ich wollte nicht stören.“
    Er sah sie ungerührt an, dann hob er seine Hand mit der Tüte darin.
    „Willst du auch?“
    Es war ihm überhaupt nicht unangenehm, ja er lächelte sogar. Und plötzlich fühlte sich Mira wohl. Wann würde sie schon wieder Gelegenheit bekommen, mit Hellmut allein zu sein?
    Sie nickte.
    „ Einen Zug. Gerne.“
    Sie hatte vor Jahren einmal an einer ähnlichen Vorrichtung gezogen und es war ihr alles andere als gut bekommen. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen. Ganz selbstverständlich setzte sich sich auf einen ähnlich wackeligen Hocker zu seinen Füßen.
    „Ich bin Mira.“
    Er sagte nichts, nickte aber und zündete sein Feuerzeug. Konzentriert zog er an einem Ende, bis das andere endlich gleichmäßig vor sich her glühte. Er inhalierte tief, hielt den Atem an und stieß eine kleine Rauchwolke aus.
    „Hallo Mira.“, krächzte er. „Auch so einen Scheißtag gehabt?“
    Sie nickte.
    „Kann man wohl sagen.“
    Sie wollte ihm nicht auf die Nase binden, dass er daran nicht ganz unschuldig gewesen war.
    „Na dann... auf dich.“, raunte er wieder konzentriert und reichte ihr den Joint.
    Sie zog daran, ein wenig zu zaghaft, und das Glimmen verlosch. Sie reichte ihm das gute Stück zurück und sah ihn
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