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Begegnungen: Februar (German Edition)

Begegnungen: Februar (German Edition)

Titel: Begegnungen: Februar (German Edition)
Autoren: Ana Hofmann
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entschuldigend an, aber sein Gesicht zeigte keine Regung. Geduldig hielt er seine Spitze wieder in die Flamme und reichte ihn ihr dann rot glühend zurück. Dieses Mal zog sie etwas stärker und der heiße scharfe Rauch biss ihr in die Lunge, dass sie husten musste. Sie wollte ihn schon zurückgeben, aber Hellmut winkte nur ab und zeigte, dass sie es noch einmal versuchen sollte. Das tat sie. Nicht zu schwach und nicht zu stark und dieses Mal hielt sie den Rauch in ihrer Lunge bis ihr schwarz vor Augen wurde.
    Er nahm den Joint wieder an sich und zog ein paar Mal genüsslich, dann fragte er: „Und? Mira? Was hat dir denn den Tag vermiest?“
    Sie griff wieder nach der Tüte, die er bereitwillig hergab und zog.
    „Wenn du es genau wissen willst.... du! Ich hab mich um die Kinder gekümmert.“
    Er schien ehrlich betreten.
    „Nimm mir das nicht übel. Gestern war das noch ne ganz tolle Idee. Und heute? Hats eben nicht funktioniert... So ist das manchmal mit Visionen.“
    Sie gab ihm den Joint zurück. In ihrem Kopf begann es schon zu drehen, aber das kam davon, dass sie den Rauch zu lange inhalierte und nicht genügend Sauerstoff bekam. Was auch immer in der Zigarette drin war, es würde noch eine Weile brauchen, bis sie es spüren würde. Trotzdem war sie entspannter, als noch vor ein paar Minuten. Der Akt des Teilens hatte sie irgendwie zusammen geschweißt, hatte eine Kameradschaft begründet und sie fühlte sich in seiner schweigsamen Anwesenheit ungewohnt wohl. Dankend lehnte sie ab, als er ihr die Tüte ein weiteres Mal reichen wollte, aber sie blieb bei ihm sitzen bis er sie auch allein geschafft hatte. Anscheinend hatte er darin Übung. Sie sah, wie seine Lider ein wenig schwerer wurden und auf seinem Gesicht lag ein entrücktes Lächeln, dessen er sich wohl nicht einmal bewusst war. Dann sah er sie an und prustete laut los.
    „Schöner Hut!“
    Irritiert griff sie auf ihren Kopf und fasste in das weiche Fell einer abstrus riesigen Bärenmütze. Mit Ohren. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie sie noch trug. Jetzt lachte auch Mira, nicht ganz von Sinnen, aber auch nicht ganz sie selbst und zog sich das Ungetüm vom Kopf.
    Hellmut stand auf und irrte durch den Raum, zog hier und dort etwas Albernes aus dem Regal und setzte es sich auf. Und Mira machte fröhlich mit. Kam mit Sonnenbrille und Hasenohren aus einem Versteck gestürzt und lachte sich über ihre eigene Kühnheit kaputt. Es war etwas Unschuldiges an der Art, wie sie miteinander spielten und Mira fragte sich unwillkürlich, ob er sie an diesem Abend noch nehmen würde. Auf der Styroporbank vielleicht. Oder stehend zwischen den Kleiderstangen? Nein, nicht stehend, sie konnten sich ja jetzt kaum noch auf den Beinen halten. Vielleicht würde er sie auf den Tisch setzen und sich zwischen ihre Beine knien. Oder ihr ganz gentlemenlike aus den Fellmänteln ein Bett bauen.
    Er hatte bemerkt, dass sich etwas an ihr verändert hatte und war still stehen geblieben.
    „Würdest du mich fotografieren?“
    Sein Blick wanderte ganz automatisch zur Tür, hinter der er seine Ausrüstung vermutete.
    „Nein, nicht mit deiner Kamera.“ Sie zog ihre eigene aus der Tasche. „Mit meiner!“
    Sie wollte nicht, dass er Fotos von ihr auf seiner eigenen Festplatte hatte. Jedenfalls keine, wie sie ihr vorschwebten. Über ihre Kamera hatte sie die Kontrolle. Es würde... ein Erinnerungsstück sein.
    Er hielt das schwarze Gehäuse ganz nah vor seine Augen und nickte dann, wie um zu sagen, dass er damit arbeiten konnte. Dann schritt er leicht wankend die Reihen ab.
    „ Mal sehen. Wir brauchen ein Kostüm.“
    Er warf ihr einen ärmellosen Fellmantel zu, der ihr bis zu den Knöcheln gehen würde. Dann suchte er weiter.
    „Ich sehe... eine russische Königin. Ein Winterthema.“
    Er fand einen riesigen Kopfschmuck, von dem er wohl meinte, dass er in etwa russisch aussehen würde.
    „Und Voila! Die Zarin ist geboren. Zieh dich um, ich gucke auch nicht.“
    Sie wollte ihm nicht direkt sagen, dass sie nichts gegen einen neugierigen Blick gehabt hätte. Hinter einer voll behängten Kleiderstange überlegte sie nicht lange. Sie würde sein Kostüm tragen, aber nichts sonst. Immerhin wollte sie ihn ermuntern, nicht nur belustigen.
    Schnell und so koordiniert wie sie nur konnte, entledigte sie sich ihrer Kleidung, hängte dann den Fellmantel über ihre Blöße und setzte sich den schweren Kopfschmuck auf. Der Mantel blieb offen, er sollte sehen, dass sie es ernst meinte. Und
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