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Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Titel: Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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reichen mir voll und ganz«, sagte sie heftig. »Ich verspüre auch keinerlei Neigung, weiter die fügsame kleine Frau zu spielen, die ich bisher gewesen bin. Ich werde nicht mit dir in irgendeinen leeren Raum gehen, damit du mich ausschimpfen und beleidigen kannst. Und ich habe auch keine Lust dazu, das hier –
den allerersten Ball
, auf dem ich jemals war – zu verlassen.«
    Richard setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Ich habe nicht vor, dich zu beleidigen oder auszuschimpfen, und das hier kann unmöglich dein erster Ball sein.«
    »Du weißt sehr gut, dass er es ist«, sagte sie unverblümt.
    Er schüttelte den Kopf, denn er konnte es nicht glauben. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du während deiner Saison auf sehr vielen warst. Du –
    »Du weißt, dass ich keine Saison hatte«, unterbrach sie ihn. Ein verwirrter Ausdruck huschte kurz über ihr Gesicht, wurde aber rasch von Wut verdrängt. »Ich weiß nicht, welches Spiel du diesmal spielst, Dicky, aber ich habe keineswegs die Absicht, diesen Saal mit dir zu verlassen.«
    Richard zögerte kurz; er fragte sich, wieso sie keine Saison gehabt hatte, und wenn das der Fall war, wie es kam, dass sie seinen Bruder kennengelernt und geheiratet hatte. Aber dann beschloss er, dass das in diesem Moment nicht wichtig war. Er musste wissen, ob sein Bruder noch lebte oder nicht, und da sie den Saal nicht mit ihm gemeinsam verlassen würde, musste er eine andere Möglichkeit finden, wie sie sich ungestört unterhalten konnten. Sein Blick glitt über die vielen Menschen, die sich im Ballsaal tummelten, und er wurde gewahr, dass die ersten Takte eines Walzers ertönten. Er nickte vor sich hin und sah seine »Gemahlin« wieder an. »Würdest du mir dann vielleicht die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Du tanzt nicht. Genau aus diesem Grund sind wir während der Saison nie auf einen Ball gegangen. Du hast nicht einmal bei unserer Hochzeit getanzt.«
    Richard konnte nur mit Mühe verhindern, dass er das Gesicht verzog. Er hatte vergessen, dass George schon immer zwei linke Füße gehabt hatte. Als sie Kinder gewesen waren, hatte sich ihr Tanzlehrer alle Mühe gegeben, aber George hatte es einfach nicht geschafft, auf der Tanzfläche so etwas wie Anmut zu entwickeln. Schließlich hatte er sich geweigert, noch weitere Unterrichtsstunden zu nehmen. »Ja, nun, ich bin bereit, mir jetzt alle Mühe zu geben. Möchtest du nicht mit mir tanzen?«
    Er hielt ihr die Hand hin, und sie starrte sie kurz an, als wäre sie eine Schlange. Dann seufzte sie und legte ihre Hand mit wenig Begeisterung und einem gemurmelten »Na, schön« in seine.
    Aus Angst, sie könnte ihre Meinung ändern, schob Richard sie schnell auf die Tanzfläche. Dass sie so offensichtlich alles andere als erfreut darüber war, mit ihm zu tanzen, fand er ziemlich ironisch. Gewöhnlich konnte er sich als wohlhabendes Mitglied des Adelsstands bei Frauen eines gewissen Erfolgs sicher sein. Christiana schien allerdings ganz und gar nicht von ihm verzaubert zu sein, und dabei war
sie
doch angeblich seine Frau. Er begann sich zu fragen, was zum Teufel sein Bruder ihr angetan hatte.
    Als sie die Mitte der Tanzfläche erreichten, nahm Richard sie zum Tanzen in die Arme. Steif und unbeholfen lag sie in seinem Griff und wandte das Gesicht ab, als könnte sie es nicht ertragen, ihn anzusehen. Richard ließ ihr einen Moment Zeit, in der Hoffnung, dass sie sich entspannte, aber sie bewegte sich weiter wie eine Holzpuppe. Ihr Kiefer war angespannt, und ihre Blicke huschten hierhin und dahin, als würde sie nach einem Fluchtweg suchen. Schließlich beschloss er, es hinter sich zu bringen. »Gehe ich dann recht in der Annahme, dass du gedacht hast, dein Gemahl sei tot?«
    Er hatte die Worte bereits ausgesprochen, als er begriff, wie er die Frage formuliert hatte. Christiana schien allerdings nicht zu bemerken, dass er von sich nicht in der ersten Person gesprochen, sondern »dein Gemahl« gesagt hatte. Ihr Kopf flog herum, und der Blick ihrer geweiteten Augen begegnete voller Bestürzung seinem. Dann schien sie sich mit einiger Mühe zu beruhigen und wandte den Kopf einfach wieder ab, während sie murmelte: »Immerhin hat es genau so ausgesehen.«
    »Und als Reaktion darauf hast du dich entschieden, auf einen Ball zu gehen?«, fragte er vorsichtig.
    Er sah, wie sich Schamesröte an ihrem Hals ausbreitete. Als sie sich ihm wieder zuwandte, verriet ihr Gesicht allerdings Verärgerung, und sie sah
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